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Tiefgreifende strukturelle Veränderungen im ländlichen Raum mit nahrungsökologischen Auswirkungen auf den Haussperlingsbestand traten in Westdeutschland bereits viel früher auf und wurden von BEZZEL (1987) beschrieben.
Für mein Untersuchungsgebiet treffen die beschriebenen Veränderungen voll zu. Die früher umfangreiche Tierproduktion im Gut Wilmersdorf gibt es nicht mehr. Meine private Geflügelhaltung existiert praktisch nur noch, damit ich meine Beobachtungen am Haussperling fortsetzen kann. Sie wurde auf maximal 5 Hühner reduziert und in der Nachbarschaft ist die Geflügel- und Kleintierhaltung ebenfalls eingeschränkt oder ganz eingestellt worden.
Mit der Aufgabe von Nistplätzen durch den Haussperling erhielt der Feldsperling, dessen nahrungsökologische Ansprüche und dessen Verhalten sich vom Haussperling unterscheiden, die Möglichkeit, die freigewordenen Nisthöhlen zu besiedeln und seinen Brutbestand zu erhöhen. Der Feldsperling nutzt zwar die gleichen anthropogenen Nahrungsquellen wie der Haussperling, aber nicht ausschließlich und er ist nicht auf sie angewiesen. Er sucht auch im Winter einen Großteil seiner Nahrung, die oft aus sehr feinen Samen besteht, in der freien Landschaft und unternimmt im Unterschied zum Haussperling weite Futterflüge. Ich konnte oft beobachten wie ein Feldsperlingsschwarm hoch aufsteigt und kilometerweit wegfliegt. Dabei werden natürlich bequeme und ergiebige Futterquellen wie Wildfütterungen, Felder mit Ernterückständen(Sonnenblumen, Mais), Futtersilos und Winterfütterungen für Vögel gern genutzt. Bewertet man die Ursachen für die Veränderungen in der Nistkastennutzung durch den Haussperling, so kann man feststellen ‚dass in der Expansions- und Dominanzphase die unbeschränkte Futterversorgung und in der Depressionsphase die Beschränkung des Futterangebotes die Hauptfaktoren waren. Beim Feldsperling dagegen wurden die Veränderungen durch das unterschiedliche Angebot an verfügbaren Nisthöhlen bewirkt, was wiederum vom Konkurrenzdruck des Haussperlings abhängig war. Die Nahrungsökologie der Art hat sich in den letzten Jahren durch die ökologische Feldbewirtschaftung in Wilmersdorf zweifellos verbessert. Sie kann aber nicht als wesentliche Ursache für die beschriebenen Veränderungen im Untersuchungszeitraum gewertet werden. BEZZEL (1987) stellte bei Untersuchungen am Nordalpenrand eine Zunahme des Feldsperlings in Abhängigkeit vom Nistkastenangebot auch auf Flächen»intensivster landwirtschaftlicher Nutzung(einschließlich Futtermaisanbau)« fest. HauPT(in ABBO 2001) dagegen, der von einem Rückgang des Feldsperlingsbestandes in Brandenburg ausgeht, nennt als Ursachen landwirtschaftliche Intensivierungsmaßnahmen und den Zusammenbruch der Kleintierhaltungen.
Die Präferenz des Haussperlings für Gebäudenistplätze, die bei rückläufiger Bestandsentwicklung sichtbar wurde, war in der Verdrängungsphase des Feldsperlings nicht erkennbar. Offenbar führte ein hoher Populationsdruck und ein vorhandener Nachahmungstrieb, verbunden mit positiven Erfahrungen, zur Änderung des Verhaltens.
Der Haussperling ist eine sehr anpassungsfähige Vogelart, die in verschiedenartigen Lebensräumen in Abhängigkeit von den vorhandenen ökologischen Bedingungen unterschiedliche Überlebensstrategien entwickelt hat. Aus der Literatur ist bekannt, dass lokale Populationen im