Heft 
Band 10
Seite
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Telemetrie bei Großtrappen 141

Auswilderungsverlauf sehr gut nachvollzogen werden. In den Jahren 2001 und 2002 führte die Präsenz von Seeadlern immer wieder zu panikartigen Fluchten der Trappen, wobei bestehende Gruppen zumindest zeitweise auseinanderbrachen und insbesondere die Integration von Jungtrappen in den Wildbestand gestört wurde. Dank der Sender blieben die versprengten Jungtrappen weitgehend unter Kontrolle.

Während des Sommerhochwassers im Jahr 2002 gab es besonders häufig Störungen und Verluste durch Seeadler, denn durch die Wasservogelansammlungen wurden die Adler in unmit­telbare Nähe des Auswilderungsplatzes gelockt. Daher musste im September 2002 die Aus­wilderung dort abgebrochen und mit den verbliebenen acht Tieren ins Havelländische Luch ver­lagert werden. Unter diesen Bedingungen sind zumindest neue Erkenntnisse über die Ortsprägung der Trappen denkbar, zu denen die Telemetrie beitragen kann.

Reduzierung von Verlusten in der Auswilderungsphase: Während der Auswilderung lässt die Telemetrie gelegentlich direktes Eingreifen zur Verhinderung von Verlusten zu. So wurden in vier Fällen Jungvögel nach frühzeitigem Überfliegen des Zaunes gefunden und in das Auswil­derungsgehege zurückgebracht. Trotz ihrer Nähe zum Gehege wären sie in der hohen Vegetation ohne Sender nur schwer zu finden gewesen. Selbst zurückkehrende Vögel unterliegen nachweis­lich außerhalb des Zaunes einem hohen Prädationsrisiko, da hier regelmäßig Füchse und ande­re Raubsäuger entlang patrouillieren. Dreimal wurden auch in späteren Phasen der Auswilderung versprengte Jungvögel gefangen und mit Sichtkontakt zur Gruppe oder zum Wild­bestand wieder freigelassen. Hintergrund dessen ist, dass einzeln stehende Jungtrappen deutlich reduzierte Überlebenschancen gegenüber Vögeln in der Gruppe haben. In einem Fall erfolgte die Zurückführung, nachdem ein Jungvogel im Gefolge einer Seeadlerattacke mehrere Tage weit von anderen Vögeln isoliert stand, in einem anderen Fall vermutlich ebenfalls nach einem Seeadlerangriff, den die in einem Tümpel aufgefundene Jungtrappe nur mit einigen Steuerfedern bezahlen musste. Derselbe Vogel war vorher bereits einzeln bei Leipzig von Orts­ansässigen aus geringer Distanz auf einem Acker gesehen und am folgenden Tag beim Einfan­gen erst per Peilung gefunden worden.

Informationsgewinn zu Verlustursachen und-umständen sowie Nebenbefunden bei aus­gewilderten Trappen: Verluste im ersten Lebensjahr sind auch bei Wildvögeln natürlich und nicht grundsätzlich zu vermeiden. Die Kenntnis des Ausmaßes und der Ursachen ist jedoch wesentlich für die Einschätzung der Situation und das Bestreben, die Verluste möglichst gering zu halten. Der Einsatz von Sendern bietet dabei günstige Chancen: - Verluste werden systematisch ermittelt und der Fund damit vom Zufall unabhängig, - die erhöhte Quantität ermöglicht repräsentative Aussagen, - die Funde erfolgen zeitnah und lassen in Verbindung mit den Fundumständen die Ermittlung der Todesursache zu, -im Gegensatz zu Vögeln, die nur vermisst sind, geben gesicherte Verluste besseren Aufschluss über die verbliebenen Individuen, - außerdem lassen sich wichtige Nebenbefunde ermitteln.