144 EISENBERG, A. et al.
Kenntnisgewinn über das Raum-Zeit-Verhalten von Wildtrappen durch Ortung ausgewilderter Vögel nach deren Integration in den Wildbestand: Der Idealfall bei der Auswilderung ist eine schnelle Angliederung der Jungvögel an den Wildbestand. Aus verschiedenen Gründen gelingt das nicht immer, z. B. bei größerer Distanz der Wildtrappen nach Störungen oder durch Mangel an Rapsflächen in der Umgebung, die im Spätsommer schon ein Zusammenfinden begünstigen könnten. Panikartige Flucht, vor allem bei Überflügen und Angriffen des Seeadlers, kann auch hoffnungsvolle Ansätze wieder zunichte machen. Sofern sich besenderte Jungtrappen den Wildvögeln angeschlossen haben, konnten diese Gruppen leichter bzw. überhaupt gefunden werden. Die Kenntnis über die Raumnutzung und die Gewohnheiten der Vögel im Umland der Belziger Landschaftswiesen, also außerhalb des Schutzgebietes, hat sich dadurch weiter verbessert. Ohne Sendereinsatz wäre dies nur mit erheblich höherem personellem und logistischem Aufwand zu erreichen gewesen. Nach dem Wechsel besenderter Vögel ins Havelländische Luch und zum Fiener Bruch ließ sich auch hier ihr weiteres Schicksal verfolgen, und Wildtrappen, mit denen sie zusammen standen, ließen sich mit verfolgen. Offen ist immer noch die Frage, wo sich die meisten Hennen, die kein Küken(mehr) führen, im Sommer aufhalten. Hier gibt es alljährlich über mehrere Wochen Erfassungslücken. Wenn sich besenderte Hennen unter diesen befinden sollten, könnte dies in den nächsten Jahren geklärt werden.
Unterstützung sonstiger verhaltenskundlicher Beobachtungen: Dank der Sender war weniger Zeit für die Suche nach den Vögeln erforderlich, und die Bearbeiter waren stets»dichter an den Trappen dran«. Dies führte nicht zu wissenschaftlichen Neuigkeiten, doch verbesserte sich die Kenntnis über die Gewohnheiten der Vögel bis hin zu individuellen Besonderheiten. Für einzelne Individuen liegen mittlerweile lange Datenserien vor. Erwähnenswert ist, dass der zu einem frühen Zeitpunkt der Auswilderung gewonnene subjektive Eindruck über die Erfolgschancen eines Vogels häufig später bestätigt wurde. Konkrete Schlussfolgerungen für das Projekt lassen sich bisher nicht daraus ableiten, da nicht vorgesehen ist, Selektion um jeden Preis zu verhindern, andererseits entsprechende Kandidaten nicht unbedingt in eine Zuchtherde gehören. Dennoch wird die intime Kenntnis von Individuen grundsätzlich als positiv angesehen. Möglicherweise werden diese Kenntnisse im Zusammenhang mit der Flächenwahl, Störungsempfindlichkeit oder anderen Faktoren zu einem späteren Zeitpunkt schutzrelevant.
Auffinden von Brutplätzen nach Einsetzen der Fortpflanzungsreife: Wildlebende Hennen können sich bereits im dritten Kalenderjahr am Fortpflanzungsgeschehen beteiligen(ALONSO et al. 1995, mehrere eigene Beobachtungen im Havelländischen Luch). Bei Halsbandsendern mit entsprechender Laufzeit könnten- sofern die von den Firmen angegebenen technischen Parameter eingehalten werden- Hennen zumindest im ersten Jahr der Reproduktion am Brutplatz geortet werden. Dies dient der Zeitersparnis bei der Brutplatzsuche und kann über entsprechendes Flächenmanagement unmittelbar in Schutzmaßnahmen umgesetzt werden. Durch Individuenverluste und vorzeitigen Senderausfall wäre dies bisher erst bei einer Henne möglich gewesen, bei der aber in ihrem ersten möglichen Brutjahr noch keine Brut festzustel