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Tab. 4: Wiederfunddaten von im Arbeitsbereich der Beringungszentrale Hiddensee gefundenen Wachteln
mit Ringen anderer Vogelwarten.
Table 4: Recoveries of Common Quail found in eastern
Germany and ringed elsewhere. Beringungsjahr, Wiederfund Entfernung vom Beringungsland nach 1952, Italien 140 Tagen 1952, Italien 73 Tagen 1954, Italien 36 Tagen 1958, Italien 54 Tagen 1960, Italien 16 Tagen 1960, Italien 72 Tagen 1965, Italien 75 Tagen
940 km N
660 km N
761 km NNE 900 km N
828 km N 1.052 km NNE 840 km N
aufkommende Brachen, also Flächen, auf denen mehrere Pflanzenarten hinzukommen, haben nach seinen Untersuchungen eine erhöhte Attraktivität für die Wachtel.
Auffällig war 1999 auf der Untersuchungsfläche am Rietzer See, dass sich die meisten Rufer in den Leinflächen aufhielten. Dieser wurde kaum gepflegt und war daher stark verunkrautet. Das entspricht im übertragenen Sinne der von GEORGE(1996) erwähnten Erhöhung der Flächenattraktivität durch Beimischung weiterer Pflanzenarten. Da die Flächen auch nicht regulär abgeerntet wurden, kann davon ausgegangen werden, dass die Wachteln 1999 einen sehr guten Bruterfolg hatten. Die hohe Zahl rufender Tiere im Jahr 2000 legte die Vermutung nahe, dass die 1999er Brutvögel und auch ein Teil des Nachwuchses in dieses optimale Bruthabitat zurückkehrten.
Aufschluss zur Brutorts- bzw. Geburtsortstreue könnten langfristige Wiederfunddaten beringter Vögel geben. Im Arbeitsbereich der Beringungszentrale Hiddensee wurden im Zeitraum von 1974 bis 2000 71 Wachteln beringt. Es liegen aber nur sehr wenige Ringwiederfunde vor, die allesamt(n= 33; Wiederfunde bzw. Kontrollen von 24 Vögeln) nur wenige Tage bis Wochen nach der Beringung als kurzfristige Ortsfunde erfolgten(KÖPPEN& SCHEIL 1999, ergänzt) und daher keine Aussagen zu Geburtsorts- bzw. Brutortstreue ermöglichen(Tab. 3). Funde von außerhalb des Arbeitsbereiches der Beringungszentrale Hiddensee beringten Wachteln gibt es bei uns 8. Diese Funde von in Italien im Mai beringten Wachteln erfolgten innerhalb weniger Wochen nach der Freilassung. Die festgestellte Nordrichtung spricht für auf dem Heimzug befindliche Vögel(Tab. 4).
Beringungsort
Es hat den Anschein, als ob 1999 die guten Bedingungen im Gebiet eine größere Anzahl von Brutvögeln zur Ansiedlung bewogen hat. Der vermutlich sehr gute Bruterfolg könnte die Grundlage für eine hohe Zahl von Rückkehrern in den Folgejahren gelegt haben. So wurden noch 2001 27 rM kartiert, obwohl die Landbewirtschaftung annähernd der von 1995 entsprach, wo nur 4 rM erfasst wurden. Allerdings sank mit der wieder“normalisierten” Landbewirtschaftung der Bestand auch wieder ab und liegt nun wieder im ursprünglichen Bereich. Interessant wäre, ob der starke Anstieg durch den guten Bruterfolg im Jahr 1999 bedingt war. Solange aber nicht in höherer Zahl Wachteln beringt werden und dann auch längerfristige Wiederfunde vorliegen, kann über die Hintergründe von Bestandsschwankungen nur spekuliert werden. Dass gerade für die Wachtel, die in der Roten Liste Brandenburgs als“stark gefährdet” eingestuft ist(DURR et al. 1997), kaum Untersuchungen zu den Hintergründen der starken Bestandsschwankungen vorliegen, unterstreicht die dringende Notwendigkeit gründlicher Untersuchungen mittels langfristiger Beringungsprogramme.
Literatur
ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin. Rangsdorf .
BAUER, H.-G.& P. BERTHOLD (1996): Die Brutvögel Mitteleuropas: Bestand und Gefährdung. Wiesbaden . DÜRR , T., W. MÄDLOW, T. RYSLAVY& G. SOHNS(1997): Rote Liste und Liste der Brutvögel des Landes Bran denburg . Natursch. Landschaftspfl. Brandenburg 6 (2), Beilage.
FACHGRUPPE ORNITHOLOGIE BRANDENBURG(1992): Die Avifauna des Stadt- und Landkreises Brandenburg . GEORGE, K.(1996): Habitatnutzung und Bestandssituation der Wachtel Coturnix coturnix in SachsenAnhalt. Vogelwelt 117: 205-211.
GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. & K. M. BAUER(1994): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 5. 2. Aufl. Wiesbaden .
IMMELMANN, K.(1983): Einführung in die Verhaltensforschung. 3. Aufl. Berlin , Hamburg .
KöppEn, U.& S. ScHEIL(1999): Bericht der Beringungszentrale Hiddensee für die Jahre 1997 und 1998. Ber. Vogelwarte Hiddensee 15: 3-52.