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Band 11
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Otis 11(2003)

grasröhrichte(Untereinheit der Röhrichte, 28%) sowie Nassbrachen(23%) geprägt, weiterhin von sonstigen Röhrichten(16%), von Großseggenrie­den(14%) und dem Weiher(10%).

Die Leitartengruppe des Lebensraumtyps Weiher war mit 6 von 8 Arten am vollständigsten vertreten (u.a. Zwergtaucher, Knäkente, Wasserralle) und zeigte damit eine hohe Habitatqualität dieses Lebensraumtyps an. Die Nassbrachen mit 6 von 12 Arten(u.a. Kranich , Sperbergrasmücke) und die Röhrichte mit 6 von 15 Arten(u.a. Rohrweihe, Teichralle) wiesen ebenfalls gute Bedingungen auf. Bei der Leitartengruppe der Röhrichte wurde deut­lich, dass gerade Arten wie die Rohrdommel, die an großflächige Röhrichte angewiesen sind, auf der Großen Wiese fehlten. Brutvogelleitarten der Großseggen konnten im Untersuchungsgebiet kaum beschrieben werden. Die Siedlungsdichten der Brutvögel ermöglichten zusätzliche Aussagen über die Habitatqualitäten im Gebiet. Der im Verhältnis recht kleine Flächenanteil des Röhrichts(ohne Rohrglanzgras) konnte eine zumeist überdurch­schnittlich hohe Abundanz der Leitarten wie 9 Reviere der Wasserralle, 3 Reviere des Drosselrohr­sängers und 12 Reviere des Teichrohrsängers auf­weisen. Auch die Nassbrachen und der Weiher stell­ten offensichtlich hochwertige Lebensräume für die Brutvogelleitarten wie zum Beispiel dem Feld­schwirl mit 1 Revier bzw. dem Zwergtaucher mit 4 Revieren und der Tafelente mit einem Brutverdacht für 2-6 BP dar. Im Gegensatz dazu wurden die Rohrglanzgrasröhrichte, die den flächenmäßig größten Anteil im Untersuchungsgebiet vorwiesen, wenig genutzt, und hatten demzufolge im Vergleich zu den sonstigen Röhrichten eine sehr geringe Lebensraumqualität.

Um genauer zu analysieren, welcher Lebensraum­typ auf derGroßen Wiese von welchen Arten genutzt wurde, erfolgte eine GIS -gestützte Ver­schneidung der Papierreviere ausgewählter Arten mit den Lebensraumtypen. Es konnten nun Aussagen dazu gemacht werden, zu wieviel Prozent ein durchschnittliches Papierrevier einer Brutvogel­art im Untersuchungsgebiet in welchem Lebens­raumtyp lag. Ein durchschnittliches Teichrohrsän­gerrevier lag zum Beispiel zu 82% im Röhricht, das des Drosselrohrsängers zu 63%. Dagegen befand sich ein durchschnittliches Braunkehlchenrevier zu 77% in der Nassbrache, zu 17% im Rohrglanzgras und zu 2% im Gebüsch.

In einem abschließenden Szenario erfolgte die Beurteilung der Auswirkungen einer weiteren

Wasserstandsanhebung im Untersuchungsgebiet. Dabei standen die Entwicklungsziele des EU -LIFE­Projektes, also insbesondere die Ausbildung mög­lichst ausgedehnter und strukturreicher Wasser­schilfbestände, im Fordergrund.

Im Untersuchungsjahr 2001 lag bereits der Was­serstand B vor, an den jedoch die Vegetation und damit größtenteils auch die Avifauna noch nicht angepasst waren. Die für das Wasserschilf optima­len Flachwasserbereiche der Wasserstufen 5+ und 6+ hatten beim Anstieg von Wasserstand A auf Wasserstand B bereits von 61% auf 72% der Fläche des Untersuchungsgebietes zugenommen. Bei einer Anhebung um die geplanten weiteren 34 cm(Was­serstand C) würde eine Gesamtfläche von 84% der Großen Wiese ganzjährig bis nahe an die das Gebiet begrenzende Böschung heran mit der Wasserstufe 6+ überstaut sein. Um eine weitere Mineralisierung des Torfkörpers zu stoppen, wäre demnach der Wasserstand C dem Wasserstand B vorzuziehen, und das Moor könnte seine Funktion als torfanreichernde Kohlenstoffsenke wieder auf­nehmen.

Die Flächenanteile der Lebensraumtypen würden sich bei Wasserstand C vermutlich in Richtung großflächigerer Röhrichte und Großseggenriede verschieben. Dieses würde die Leitartengruppen dieser Lebensraumtypen wie zum Beispiel die Rohrsänger begünstigen und eventuell auch ein potenzielles Rohrdommelhabitat schaffen. Das Anheben des Wasserstandes müsste dabei jedoch unbedingt schrittweise erfolgen, um der Vegetation und hier insbesondere dem Schilf die Möglichkeit zu geben, sich den neuen Verhältnissen anzupassen. Die momentan noch flach überstauten und von Nassbrachen bestandenen Randbereiche würden bei Wasserstand C nahezu vollständig verloren gehen, und damit könnte es zum Beispiel zum Verschwinden von Arten wie Braunkehlchen oder Feldschwirl kommen.

Trotz einer Abnahme der Habitatkomplexität in den Randbereichen des Gebietes sollte eine weitere Anhebung des Wasserstandes angestrebt werden, um möglichst großflächige Bereiche mit dem Potenzial zur Bildung ausgedehnter Wasserschilf­röhrichte auf derGroßen Wiese zu erhalten. Dieses würde verbesserte Habitatbedingungen für die Röhrichtvögel sowie eine Wassersättigung des Moorkörpers mit einem langfristig auf größerer Fläche stattfindenden natürlichen Verlandungspro­zess beinhalten.