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Haupt et al.: Avifaunistischer Jahresbericht 2002
hatte einen eher normalen Witterungsverlauf, während der August viel zu warm war und erhebliche Starkregenfälle an wenigen Tagen führten auch zu überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen. Die durch dieses Starkregengebiet in Sachsen und Tschechien ausgelöste Elbeflut blieb jedoch im Vergleich zum Oderhochwasser 1997 ornithologisch weit unter den Erwartungen. Unter den Brutvögeln ragte wie schon im Vorjahr die hohe Zahl von 126 rufenden Rohrdommeln besonders heraus. Sehr hoch war auch die Meldesumme von 514 rufenden Wachtelkönigen. Im Unteren Odertal, dem einzigen deutschen Vorkommensgebiet des Seggenrohrsängers konnten 15 singende Männchen registriert werden. Neben einer Familie der Kolbenente im langjährigen Brutgebiet Linumer Teiche konnten in den erstmals im Vorjahr besiedelten Peitzer Teichen bereits vier Familien nachgewiesen werden. In den Mulknitzer Teichen glückte wie bereits im Jahr 2000 eine erfolgreiche Brut der seltenen Moorente. Die Wiesenbrüter Uferschepfe(nur noch 36 BP) und Großer Brachvogel(nur noch 90 BP) hatten unaufhaltsam weiter rückläufige Bestände aufzuweisen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass in einem bedeutenden Wiesenbrütergebiet- der Havelniederung bei Parey - jedoch mit 15 Familien der Knäkente und fünf Familien der Löffelente ein sehr guter Reproduktionserfolg bei diesen Arten festgestellt werden konnte, während die Brutlimikolen erneut ohne erfolgreiche Nachwuchsaufzucht blieben.
Zeitlich ungewöhnlich waren im Juni Beobachtungen von Ohrentaucher, Steinwälzer, Rotdrossel, Bergfink und an besonders seltenen Gästen hatte die späte Phase des Heimzuges Kuhreiher(6. NachWeis), zwei Löffler, Fischmöwe(3. Nachweis), Grünlaubsänger, zwei verschiedene Rotkopfwürger und einen großen Trupp von 27 Bienenfressern zu bieten. Ein Zwergsäger verbrachte den Sommer bei Prenzlau . Im Juli bildete eine Schlafplatzansammlung von 130 Schwarzmilanen in der Nieplitzniederung die bisher größte Konzentration für Branden burg und Berlin und auch die Ansammlungen von 482 Knäkenten in der Havelniederung bei Parey , 36 Kolbenenten in den Linumer Teichen, 316 Trauerseeschwalben am Gülper See und 5.000 durchziehenden Mauerseglern in Berlin sind hervorzuheben. Eine kleine Häufung von Sommerbeobachtungen des Birkenzeisigs gab es im August, zwei Wegzügler der Rotdrossel erschienen am 24.8. ungewöhnlich früh ebenso wie zwei Rotkehlpieper am 27.8. und das überdurchschnittliche Auftreten des Fichten
3 kreuzschnabels während des gesamten Jahres gipfelte mit einem gewaltigen Truppmaximum von 300 Vögeln. Weiterhin bereitete sich im August ein beeindruckender Trupp von 42 Schwarzstörchen im Oderbruch auf den Wegzug vor und im Tagebau Welzow-Süd konnte eine enorm große Ansammlung von 274 Braunkehlchen gezählt werden.
Im Herbst hatte der Witterungsverlauf gegenüber den langjährigen Mittelwerten im Großen und Ganzen keine bedeutenden Abweichungen aufzuweisen. Der Einflug nordischer Gänse setzte relativ zeitig ein, was zu den bisher frühesten Beobachtungen von Kurzschnabelgans(12.9.) sowie Zwerggans (16.9.) führte, und auch die Erstdaten von Bergente (15.9.) und Berghänfling(3.10.) lagen recht zeitig. Bedeutende Konzentrationen bildeten 1.310 Schnatterenten in der Nieplitzniederung und 82 Kiebitzregenpfeifer am Gülper See. Spätbeobachtungen gab es von Schreiadler(18.10.), Neuntöter (26.10.), Gartenrotschwanz(27.10.), Braunkehlchen (31.10.), Teichrohrsänger(1.11.), Klappergrasmücke(15.11.), Knäkente(16.11.) und Schwarzkehlchen(26.11.). Seltene Gäste während des Wegzuges waren Falkenraubmöwe(17. Nachweis), Doppelschnepfe, Thorshühnchen(11. Nachweis) und Deutschlands erster Haussegler, der seinen Aufenthalt jedoch nicht überlebte.
Im beginnenden Winter waren die ersten Dezembertage noch mild. Danach setzte Frostwetter ein, das zur weitgehenden Vereisung der stehenden Gewässer führte. Schneefälle blieben jedoch aus und so war der Dezember erheblich zu trocken. Große Ansammlungen bildeten 379 Mandarinenten auf der Nuthe in Potsdam , 32 Samtenten auf der Talsperre Spremberg, 46 Seeadler im Unteren Odertal sowie 34 weitere Artvertreter auf dem Eis des Parsteiner Sees, 22 Kornweihen an einem Schlafplatz in der Uckermark, 1.020 Hohltauben im Barnim und 360 Bergpieper im Unteren Odertal . Von der Schwarzkopfmöwe gelangen die ersten beiden Dezembernachweise. Seidenschwänze, im letzten Winter gut vertreten, blieben weitgehend aus und von der Wasseramsel konnten trotz intensiver Suche nur fünf Vögel festgestellt werden.
Unter den Nachträgen ist der erste anerkannte Nachweis der Pazifischen Ringelgans hervorzuheben.