Heft 
Band 12
Seite
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Körner: Brutbestand des Haubentauchers in Brandenburg 79

Gewässer nicht vorhanden; 2. Nutzung am Gewäs­ser vorhanden, aber ohne negative Beeinträchti­gung; 3. Nutzung am Gewässer vorhanden, mäßig starke negative Beeinträchtigung; 4. Nutzung am Gewässer vorhanden, sehr starke negative Beein­trächtigung und 5. Nutzung am Gewässer vorhan­den, eine negative Beeinträchtigung kann aber nicht genau eingeschätzt werden.

Der Bootsverkehr wurde von den Mitarbeitern als eine Hauptgefährdungsursache(Wellenschlag u. a.) für den Haubentaucher eingestuft und stellt eine Form der Gewässernutzung mit sehr stark negati­ven Auswirkungen auf den Brutverlauf dar(Abb. 10). Dabei ist die Nutzung mit Motorbooten bei 68,8%, mit Segelbooten bei 48,3% und mit Ruderbooten bei 46,5% der Gewässer mit Angaben zum jeweiligen Bootstyp die Gefährdungsform, bei der die Folgen am gravierendsten eingeschätzt wur­den.

Aber auch der Angelsport(23,5% der Kategorie 4) und Badebetrieb(14,1% der Kategorie 4) stellten Beeinträchtigungen der Gewässer dar. Bei 53,2% der kontrollierten Gewässer mit Badebetrieb wurde dieser jedoch nicht als Gefährdung betrachtet.

Die Fischerei-Nutzung war bei 39% der unter­suchten Gewässer mit Angaben von möglichen Ge­fährdungsursachen vorhanden und hatte nach der Gesamteinschätzung der Bearbeiter bei 9% der Gewässer eine mäßig bis sehr starke Beeinträchti­gung auf den dortigen Haubentaucherbestand zur Folge. Über mögliche Verluste in den Fischereireu­sen oder-netzen kann hier keine Aussage getroffen werden.

Diskussion

Der hier für das Jahr 2001 ermittelte Haubentau­cher-Gesamtbestand(= Hochrechnung auf alle Brutgewässer, die 2001 potenziell zur Verfügung gestanden haben) betrug etwa 3.400- 3.700 BP und liegt damit im oberen Bereich der von RysLAvY in ABBO(2001) mit 2.500- 3.500 BP angegebenen Spanne, Bei WAHL et al.(2003) wird ein leicht höhe­ter Schätzwert für Brandenburg von 3.500- 4.000 Brutpaaren angegeben. Der oben errechnete Wert (3.700 BP) ist als obere Grenze anzusehen, da Sicherlich nicht auf jedem potenziell geeigneten Ge­Wässer eine Brut stattgefunden hat. So dürfte der tatsächliche Gesamtbestand niedriger gelegen haben und den bei RysLAvY in ABBO(2001) angege­benen Wertebereich bestätigen.

BEZZEL (1985) gibt für den mittleren Bruterfolg

einen Bereich von 1,5-2,8 Jungen/erfolgreichem BP an. In diesem Wertebereich lag auch der 2001 für Brandenburg ermittelte Bruterfolg mit 2,13 Jungen /erfolgreichem BP und ist vergleichbar mit den Angaben von SCHONERT(2002) für Berlin mit 2,4 Jungen/erfolgreichem BP und denen bei SCHWARZE & BRIESEMEISTER(2002) für Sachsen-Anhalt mit 2,41 Jungen/erfolgreichem BP.

Wird der oben für Brandenburg errechnete Brut­bestand(3.700 BP) wiederum auf die gesamte Ge­wässerfläche Brandenburgs angewendet, betrug die Siedlungsdichte im Jahr 2001 ca. 6 BP/km? Wasser­fläche. Aber auch die ermittelte Siedlungsdichte aller 2001 kontrollierten Gewässer mit 6,5-7 BP/km? ist ähnlich hoch und bekräftigt somit die Aussage von WAHL et al.(2003), dass Brandenburg dashaubentaucherreichste Bundesland ist.

WOBUS(1964) in GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER (1966) gibt für den Kreis Niesky/Oberlausitz eine durchschnittliche Siedlungsdichte von 1,17 Paaren je 10 ha(= 11,7 BP/km?) offener Wasserfläche an. Eine ähnliche Umrechnung auf das Gebiet von Brandenburg ergibt nur für die Landkreise Märkisch : Oderland mit 1,12 BP/10 ha(= 11,2 BP/km?2) offener Wasserfläche, Oberspreewald-Lausitz mit 1,09 BP/10 ha(= 10,9 BP/km?) und im Kreis Havelland mit 1,51 BP/10 ha(= 15,1 BP/km?) Wasserfläche ähnlich hohe Werte. Für Berliner Gewässer gibt SCHONERT (2002) eine Bestandsdichte von 4,4-4,7 BP/km? an. SUDMANN& JöBGES(2002) ermittelten für Nordrhein­ Westfalen eine Siedlungsdichte von 2,7-3,6 BP/km? Gewässerfläche.

Als Schutzmaßnahmen für den Haubentaucher sollten vorrangig geeignete Brut- und Ruhezonen ausgewiesen werden, in denen dann keine Nutzun­gen mehr erlaubt sein sollten. Auch Pufferzonen, die durch Bojenketten wasserseitig vor Booten und Surfern schützen(MAYR 2001), wären geeignete Maßnahmen, um den ermittelten Gefährdungsur­sachen entgegen zu wirken.

Literatur

ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin. Rangsdorf .

BEZZEL, E.(1985): Kompendium der Vögel Mitteleu­ropas. Wiesbaden .

DÜRR, T., W. MÄDLOW, T. RYSLAVY& G. SOHNS(1997): Rote Liste und Liste der Brutvögel des Landes Bran­ denburg . Natursch. Landschaftspfl. Brandenb. 6(2), Beilage.

GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. & K. M. BAUER(Hrsg.).