Otis 13(2005): 53-56
Erneute Brutvogelerfassung an den Wansdorfer Rieselfeldern
Manfred Kolbe
KoLBE, M.(2005): Erneute Brutvogelerfassung an den Wansdorfer Rieselfeldern. Otis 13: 53-56.
Nach der Einstellung des Rieselbetriebes an den Wansdorfer Rieselfeldern(Landkreis Havelland ) im Jahr 1998 änderten sich die Lebensraumbedingungen für Vogelarten deutlich. Wasserflächen fehlen seitdem weitgehend. Eine erneute Brutvogelkartierung im Gebiet 2004 ergab gegenüber 1995 starke Rückgänge bei fast allen Brutvogelarten. Die Gesamtpaarzahl auf einer Teilfläche von 92,5 ha nahm von 429 auf 172 Brutpaare ab. Die stärksten Rückgänge hatten Teichrohrsänger und Rohrammer zu verzeichnen.
KoLBe, M.(2005): Repeated count of breeding birds on the Wansdorf sewage farm. Otis 13: 53-56. After completion of work on the Wansdorf sewage farm in 1998, the habitat conditions for bird species changed dramatically, in particular as there are now practically no water bodies in the area. A breeding bird count in 2004 showed a strong decline in nearly all breeding bird species compared with 1995. The total number of breeding pairs in a 92.5 ha area declined from 429 to 172 breeding pairs. The strongest declines were recorded for Reed Warbler and Reed Bunting.
Einleitung
KOLBE& SCHREIBER(1995) berichteten über die Ergebnisse von Siedlungsdichteuntersuchungen der Brutvögel 1995 an den Wansdorfer Rieselfeldern. Bereits damals wiesen wir darauf hin, dass mit dem Neubau eines Klärwerkes die Existenz eines der letzten in Funktion befindlichen Rieselfelder gefährdet sei. Das ist inzwischen Tatsache geworden. 1998 wurde ein großes modernes Klärwerk errichtet, das einen solchen Klärungsgrad des Abwassers erreicht, dass es direkt in den Havelkanal geleitet werden kann. Der Umweg über eine Verrieselung entfiel, die Rieselfelder wurden damit funktionslos.
Uns interessierte der Einfluss der Lebensraumveränderungen auf die Vogelwelt, insbesondere auf die Brutvögel, sechs Jahre nach Aufgabe des Rieselbetriebes.
Gebietsbeschreibung 2004 und Methode
Die im Landkreis Havelland südlich der Ortschaft Wansdorf zwischen der Straße Schönwalde-Pausin und dem Havelkanal gelegenen Wansdorfer Riesel
felder wurden von KOLBE& SCHREIBER(1995) ausgiebig beschrieben. Auch heute sind noch alle Elemente eines Rieselfeldes erhalten. Es fehlt nur eins, das Wasser! Versuche des Naturschutzes, gereinigtes Abwasser verrieseln zu lassen, scheiterten am Widerstand des Landesumweltamtes Brandenburg, Abteilung Wasserwirtschaft, mit dem Hinweis auf Gefahren der Freisetzung von Schwermetallen und anderen Wasserschadstoffen. Der jetzige Betreiber, die Berliner Wasserbetriebe, würde Wasser aufleiten, wenn der Naturschutz die Kosten für zwei Arbeitskräfte übernehmen würde.
Somit liegen die Rieselfelder seit 1998 trocken und es kam zu einer deutlichen Vergrasung der Rieselfeldtafeln. Allerdings fehlen dort fast vollständig krautige und blühende Pflanzen, scheinbar ein Ausdruck des kontaminierten Bodens. Die Dämme sind nach wie vor mit Holunderbüschen bestanden und es entwickeln sich dort dichte Bestände an Brennnessel und Wiesenkerbel. Die Schilfbestände sind besonders an den am SW-Rand etwas abseits gelegenen sechs Tafeln erhalten geblieben. Vom Wasser blieben nur einige Schweinesuhlen bestehen. Ansonsten ging in anderen Teilen des Rieselfeldes auf Grund des sinkenden Grundwasserspiegels der Schilfbestand zu