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Band 13 Sonderheft
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Otis 13(2005), Sonderheft

zeitig vor allem der Vogelreichtum erkannt(ROBIEN 1928). Über die ornithologische Bedeutung des unteren Odertals bei Schwedt berichteten erstmals DITTBERNER& DITTBERNER(1975). Diese Publikation bildete die Grundlage für die Ausweisung der Flu­tungspolder als Feuchtgebiet von Internationaler Bedeutung(FIB) Unteres Odertal im Jahre 1980 (DITTBERNER et al. 1980, SUDFELDT et al. 1996).

Das FIB Unteres Odertal umfasst eine Fläche von 5.400 ha. Um die im Winter gefluteten Polder einer frühzeitigen landwirtschaftlichen Nutzung zuzufüh­ren, werden die Bauwerke in der Regel Mitte April geschlossen. Zugleich wird verbleibendes Wasser durch Schöpfwerke abgepumpt. Dieses alljährlich praktizierte Flutungsregime wirkt auf eine Reihe von Vogelarten als ökologische Brutfalle. Bei Ankunft der Brutvögel im Frühjahr- hauptsächlich im März und April- sind die Nasspolder unterschiedlich hoch geflutet. Die meisten Wat- und Wasservögel begin­nen mit dem Brutgeschäft. Durch das Schließen der Bauwerke in Verbindung mit dem abrupten Abpumpen der Polder verlieren die Brutvögel ihre Gelege. Die meisten Vögel wandern ab.

Material und Methode

Im Zeitraum von 1966 bis 2004 wurden schwer­punktmäßig die Brutvogelbestände von Wat- und Wasservögeln im FIB auf Karteikarten und später auf Kartierungsblättern erfasst. Neben phänologi­schen Daten zum Frühjahrszug wurden auch brut­biologische Daten auf Nestkarten gesammelt. Ab 2002 erfolgt die Erfassung digital mit dem Pro­grammNestkarten-Datenerfassung NEST der Vogelwarte Radolfzell , das von den Hiddenseeberin­gern mit genutzt wird. Über den genannten Zeit­raum werden jährlich Angaben zum Brutverlauf und zu Brutverlusten registriert. Dabei werden die Auswirkungen der Schließung von Bauwerken und das damit verbundene Abpumpen der Polderwiesen auf den Brutverlauf festgehalten. In einigen Fällen wurden die Brutverluste durch Videoaufnahmen dokumentiert.

Angegebene Verlustraten sind Schätzungen auf­grund der beobachteten Brutverluste.

Vogelarten, die in eine ökologische Brutfalle im FIB geraten

Höckerschwan Cygnus olor Status: Der Höckerschwan nistet in Abhängigkeit

.. vom Winterhochwasser in 5-20 BP im FIB.

Brutbeginn und Brutverlauf: In milden Wintern erfolgt frühzeitig die Besetzung der Brutreviere be­reits ab Januar. Der Nestbau erfolgt im März und der früheste Eiablagebeginn liegt in der zweiten Mo­natshälfte. Im April brüten die Paare. Die Nestbur­gen befinden sich im Flachwässer in oder an Phrag­mites-Beständen, in oder an Weidenbüschen und es gibt auch völlig freie Standorte. Mit dem Wasserab­pumpen Mitte April, oder auch im Mai stehen die Gelegenester auf dem Trockenen und sie sind den Prädatoren zugänglich. Nicht alljährlich kommen

bei Einzelpaaren, die an Oderaltarmen nisten, Jung- ­

vögel zum Schlupf. Verluste: Die Brutverluste liegen bei 90% bzw. es kommt zu Totalverlusten.

Graugans Anser anser Status: Die Graugans hat im Brutbestand zugenom­men. Aktuell brüten ca. 20 Paare im FIB(Abb. 1). Brutbeginn und Brutverlauf: Die Besetzung der Reviere erfolgt bereits im Februar. Die Hauptlegezeit ist Ende März/Anfang April. Bei Frühbrütern schlüp­fen die ersten pull. bereits Mitte April. In der Regel liegt der Schlupfbeginn Ende April/Anfang Mai. Verluste: Mit dem Schließen der Bauwerke Mitte April werden die Nester für Prädatoren, z. B Fuchs und Marderhund, leicht erreichbar. Da sich die Alt­vögel auf dem Nest bei fortgeschrittener Bebrütung des Geleges fest drücken, werden sie u. U. getötet. An drei Nestern wurden unter solchen Umständen Mitte April tot gebissene Graugänse auf den Nestern gefunden. Die meisten Paare verlassen die Nester, wenn der Wasserstand um das Nest schwindet. Nachgelege finden in dieser Zeit nicht mehr statt. Anmerkungen: Erfolgreicher brüten Grauganspaa­re, die in Schilfbeständen oder Weidenbüschen an großen Oderaltarmen nisten.

Spießente Anas acuta

Status: Die Spießente ist nur noch ein unregelmä­ßiger Brutvogel.

Brutbeginn und Brutverlauf. Zur Heimzugzeit ras­ten im FIB große Spießentenscharen. Im Frühjahr 1982 lag das Maximum bei 20.000 Individuen (DITTBERNER& DITTBERNER 1989). Nicht alljährlich gibt es Brutansiedlungen. Balz wurde ab Mitte Feb­ruar und Nistplatzwahl ab Ende März/Anfang April festgestellt. Die Nester werden in der zweiten April­hälfte bevorzugt auf den inselartig hervorragenden Bodenerhebungen im Flutungspolder angelegt. Auf­wachsende Vegetation mindert den Verlust an Gelegen.