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Band 13 Sonderheft
Seite
45
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Haferland: Das Untere Odertal als Rastplatz für Kraniche 45

änderte sich in den letzten Jahren. Zunehmend kam es in einigen Regionen zu deutlicher Frühjahrsrast. Eine Zwischenrast im Frühjahr ist weniger auf tra­ditionelle Rastplätze orientiert, da es mehr Feucht­flächen als im Herbst gibt. Durch die Vorverlegung des Heimzuges ist die Zwischenrast oft ein Kälte­stau. Außergewöhnlich ist dabei die tagelange Rast von 10.000 Kranichen Anfang März 2002 in Nieder­ sachsen (PRANGE 2002, 2003).

Im unteren Odertal wurde erstmals 1992 eine Übernachtung auf dem Rastplatz beobachtet. Am 13. März flogen morgens 16 Kraniche vom Haupt­schlafplatz nach Westen zur Nahrungssuche ab. In den Folgejahren war der Rastplatz, mit Ausnahme von 1997, im Frühjahr besetzt. Die Übernachtung erfolgte in der Zeit vom 27. Februar(2002) bis zum 25. April(1993). Im Jahre 1993 ging die Frühjahrs­rast fast nahtlos in die Aufenthaltszeit der Nichtbrü­ter über. Die maximalen jährlichen Rastbestände zeigen deutliche Schwankungen(Abb. 1). Hohe Rastmaxima traten nicht vor dem 10. März eines Jahres auf, gewöhnlich waren die Maximalbestände umso höher, je später die Durchzugsmaxima auftra­ten(Rangkorrelation nach Spearman: r= 0,615, p= 0,033).

Der höchste Frühjahrsbestand wurde am 17. März 2001 festgestellt, als abends 1.500 Kraniche in den

Anzahl Kraniche 600

500 400 300

200

1972 1977 1981 1983 1985* 1987

Wiesen südlich Gartz (Oder) standen(F. Wangerin). Hier übernachtete ein Großteil der Vögel etwa 2 km westlich des Hauptschlafplatzes. 1993 erfolgte die Übernachtung zwischen dem 12. März und 25. April im Odertal östlich Mescherin(maximal 150 Ex. am 10. und 18. April). Nahrungsflächen waren in diesen Tagen frisch gedrillte Sommergetreidefelder nach im Vorjahr angebautem Mais 3-5 km westlich des Schlafplatzes. Sommergetreidesaaten nach der Vorfrucht Mais sind im Frühjahr mit Abstand die bevorzugten Nahrungsflächen. Überwiegend liegen sie unter 8 km, maximal 10 km vom Schlafplatz ent­fernt. Die Nahrungsflüge sind damit deutlich kürzer als bei der Herbstrast.

Bisher einmalig ist die Übernachtung von ca. 250 Kranichen am 27./28. Februar 2003 im überfluteten Odertal östlich von Schwedt (A. Pataki).

Rast der Nichtbrüter

Kraniche werden nach den Beringungsergebnissen aus Brandenburg ab dem vierten Kalenderjahr ge­schlechtsreif. Bis zur Paarbildung und der Beset­zung eines Reviers stehen sie in Gruppen an Sammelplätzen, die im gesamten Verbreitungsge­biet der Art verteilt sind. Voraussetzung für die Entstehung solcher Sammelplätze sind geeignete

1990 1992 1994 1998 2000 2002 2004

Abb. 2: Jährliche Maxima der Nichtbrüter am Kranichrastplatz Unteres Odertal .

Fig, 2: Annual maximum numbers of non-breeding Cranes in the Lower Oder Valley roost.