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Band 13 Sonderheft
Seite
46
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Otis 13(2005), Sonderheft

Abb. 3: Kraniche im Nationalpark Unteres Odertal bei der Gefiederpflege. Foto: G. Blutke.

Fig. 3: Preening Cranes in the Lower Oder Valley National Park.

Feuchtgebiete, die neben sicheren Schlafplätzen auch geeignete Nahrungsflächen aufweisen. Ende der 1980er Jahre waren im nordöstlichen Deutsch­ land 57 solcher Rastplätze mit zusammen rund 1.900-2.500 Nichtbrütern bekannt(MEwEzs in PRANGE 1989). Die Zahl der Nichtbrüter ist später kaum systematisch erfasst wurden(PRANGE 2001). Die Ankunft der Nichtbrüter im Frühjahr erfolgt4 Wochen nach den Brutvögeln(PRANGE 1989). Das Untere Odertal entwickelte sich inzwischen zu einem der bedeutendsten Rastplätze für Nichtbrü­ter in Deutschland . 1996 wurde mit 550 und 2004 mit 500 Nichtbrütern die größten Ansammlungen registriert. In den ersten Jahren der Untersuchung fehlten die Nichtbrüter, oder es wurden nur kleine Gruppen beobachtet. Der Bestand erreichte anfäng­lich kaum 100, in den letzten Jahren oft deutlich über 200 Exemplare(Abb. 2). Die Ursache der stark schwankenden Bestände liegt in der unsteten und oft unauffälligen Lebensweise der Kraniche in die­ser Zeit. Das ca. 6.000 ha große polnische Gebiet zwischen der West- und Ostoder bietet den Vögeln nicht nur ideale Schlafplätze, sondern örtlich und

zeitlich begrenzt durchaus auch ausreichend Nah­rung. Nach der winterlichen Überflutung verbleiben bis weit in das Frühjahr hinein kurzrasige Flächen.

Das im Spätwinter und Vorfrühling fast alljährlich stattfindende(verbotene) großflächige Abbrennen von Schilf und Hochstauden schafft zusätzlich wei­tere Nahrungsflächen, wo die Kraniche sich tagelang aufhalten. Ab Anfang Mai beginnt für einen Teil der Nichtbrüter die Großgefiedermauser. Sie sind dann für einige Wochen flugunfähig und an die Aue gebunden. Eine Erfassung der mausernden Vögel ist durch die ausgesprochen heimliche Lebensweise hier nicht möglich. Ab Mitte Juni, mit dem Ende der Großgefiedermauser und dem Hochwachsen der Vegetation in der landwirtschaftlich ungenutzten Aue, fliegen die Nichtbrüter wieder verstärkt zur Nahrungssuche auf landwirtschaftlich genutzte Flächen. Möglicherweise wandern auch Kraniche von anderen Rastplätzen zu, die durch Austrock­nung ihrer Schlafplätze zum Ausweichen gezwun­gen werden.

Zur Nahrungssuche fliegen die Kraniche auf ver­schiedene landwirtschaftliche Kulturen(n= 101