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Band 14
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Otis 14(2006)

zeitraum noch nicht begonnener Nutzung zurück­zuführen sein kann. Für alle drei Arten gilt, dass große Halmdichte und Wuchshöhe die Siedlungs­dichte beeinträchtigen(A. arvensis: GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER 1985; VAN DIJK& VAN Os 1982; FUCHS& SAACKE 1999; S. FUCHS pers.Mitt.; M. flava: L. KALBE in ABBO 2001; D. SELLIN in KLAFS& STÜBS 1987; A. pratensis: GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER 1985). Auch dürfte sich das Resultat aus der opti­malen Tageszeit der Erhebungen erklären, da Feld­lerche, Schafstelze und Wiesenpieper gegen Sonnen­aufgang akustisch besonders aktiv sind.

Bei der Feldlerche wird deutlich, dass die Sied­lungsdichte auf Extensivgrünland im Vergleich zu Feldfutter-Flächen weitaus höher ist: FUCHS& SAACKE(1999) führen für einen Öko-Betrieb Nord­brandenburgs im Maximum 5,5 Reviere bzw. 7-8 singende Männchen je 10 ha an. GLUTZ VON BLOTZ­HEIM& BAUER(1985) weisen auf große Unterschiede in der Feldlerchen-Dichte in NW-England hin: als Mittelwerte pro 10 ha auf Dauerweiden 5,1; auf alten Mähwiesen 4,3; auf nassen, heterogenen Weiden 1,6; auf Hafer- und Gerstenfeldern 1,1 Reviere. Auch die bei GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER (1985) aufgeführten Siedlungsdichte-Höchstwerte beziehen sich sämtlich nicht auf Feldkulturen, son­dern auf mehr oder weniger extensiv genutztes Grünland: 16,2 Rev./10 ha nach BuscHE(1975) auf frischen bis feuchten Wirtschaftswiesen mit gerin­ger Bodenwertzahl; 13,4 bzw. 13,1 Rev./10 ha auf Außendeichflächen(VAN Dıijk& vAN Os 1982, GLOE 1979).

In unserem Gebiet wurden Dauerweiden am stärksten besiedelt. Sie waren am kürzesten bestan­den, da sie bis in den vorigen Oktober hinein genutzt wurden, während die Wiesenstücke(Mahd Anfang Juli des Vorjahres) höheren Aufwuchs hat­ten. Die überraschend hohen Werte für Feldlerche, Schafstelze und Wiesenpieper auf Dauerbrachen könnten zumindest teilweise zufallsbedingt sein: Eine der vier erfassten Brachen grenzte an einen Wirtschaftsweg mit Schwarzdecke(Trockenheit und Wärme am frühen Morgen, Bevorzugung durch sit­zende oder laufende Vögel).

Schafstelzen neigen in der Brutzeit zur Aggrega­tion und können dadurch kleinflächig hohe Dichten erreichen(L. KALBE in ABBO 2001, D. SELLIN in KLAFS & STüBs 1987). Dies traf auch hier für eine ca. 2 ha große Fläche in Nähe eines Grabens zu. Nach GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER(1985) hat die Art ihre höch­ste Dichte in großen Stromtälern, wo sie in Osteuropa vereinzelt sogar bis zu 33 Paare je 10 ha

betragen kann, großflächig betrachtet aber nur 2-3. Im unteren Odertal wurden eben solcheVer­dichtungszonen angetroffen(6-20/10 ha, großflä­chig 2 Paare/10 ha, GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER 1985).

Auch die Häufigkeit des Wiesenpiepers liegt mit 10 akustisch aktiven Vögeln je 10 ha klein parzel­lierten Grünlandes recht hoch. Nach T. NoAH(in ABBO 2001) ist nur in besonders geeigneten Habi­taten Brandenburgs mehr als 1 Brutpaar pro 10 ha zu finden. D. SELLIN(in KLAFS& STÜBS 1987) gibt für naturnahes Grünland ca. 0,2 BP/10 ha an, auf Salz­grasland nähme mit stärkerer Vernässung und ver­minderter Weideintensität die Dichte stark zu. Nach GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER(1985) sind kleinräu­mig jedoch vereinzelt auch Werte von 14,2 und 16,7 Brutpaaren/10 ha möglich.

Es darf angenommen werden, dass die erhebli­chen Unterschiede in der Akzeptanz der untersuch­ten Flächen hauptsächlich struktur- und damit bewirtschaftungsbedingt sind. Die brutvogel­freundliche, staatlich geförderte Nutzungsart der Mähweiden erbrachte nicht maximale, aber durch­aus hohe Werte, wobei die etwas größere Vielfalt von Mähweide 3 in Relief und Bewuchs als Ursache dafür angenommen werden kann. Die Daten von LöHN(2000) deuten allerdings darauf hin, dass zumindest bei der Feldlerche der imWiesenbrüter­programm des Landes Brandenburg geforderte und geförderte verspätete Schnittzeitpunkt für die Siedlungsdichte nachteilig sein kann, weil viele Flächen erst nach ihrer Beweidung stärker präfe­riert werden. LOHN (2000) schließt nicht aus, dass dies anteilig auch mit Brutstörungen durch das Weidevieh und nachfolgender, erneuter Paarungs­aktivität zu erklären sein kann. Sie stellte fest, dass Feldlerchen zur Bevorzugung zeitig im Jahr genutz­ter Flächen tendieren. Anfang Mai beweidete Gebiete waren stärker besiedelt als erst später genutzte.

Auf dem kleinflächig parzellierten Grünlandkom­plex lag die größte Strukturvarianz vor(Bewuchs­zusammensetzung,-dichte und-höhe), was wahr­scheinlich für die außerordentlich hohe Präferenz als Brutgebiet von ganz besonderer Bedeutung war. So kam hier im Untersuchungsjahr mit 101 Arten (jeweils um 50 pro 0,5 ha) ein besonders artenrei­cher Pflanzenbestand vor. Ein weiterer Besiedlungs­vorzug jenes nur 6,6 ha großen Komplexes von 12 Teilstücken könnte auch die mit 2,9 km erhebliche Länge an Strukturgrenzen gewesen sein.