Schwarz& Flade: Brutbestandsentwicklung in Grofsschutzgebieten 39
sind ca. 45 typische Waldvogelarten, ca. 20 Vogelarten der Siedlungen und ca. 15 Arten der offenen und halboffenen Agrarlandschaft. Die übrigen Arten sind hauptsächlich Bewohner der Gewässerufer, Moore und Trockenbiotope.
Das Monitorprogramm hat große Bedeutung für die Erfüllung internationaler Berichtspflichten. Für eine Reihe Arten des Anhang I der EU -Vogelschutzrichtlinie werden brauchbare Daten gewonnen, z.B. Eisvogel Alcedo atthis , Schwarzspecht Dryocopus martius , Mittelspecht Dendrocopos medius , Heidelerche Lullula arborea , Neuntöter Lanius collurio und Sperbergrasmücke Sylvia nisoria. Darüber hinaus sind jedoch auch die übrigen heimischen Vogelarten durch die EU -Vogelschutzrichtlinie geschützt, und die Mitgliedsländer müssen aussagekräftige Daten zur Gesamtsituation der Vogelfauna erheben und bereit stellen. Für viele Brutvogelarten ist das DDA-Programm zurzeit die einzige Datenquelle, die überprüfbare Aussagen zur aktuellen Bestandsentwicklung in Deutschland ermöglicht.
Seit 1995 wird in den Großschutzgebieten Bran denburgs ein systematisches Brutvogelmonitoring mit den Methoden des bisherigen DDA -Monitoringprogrammes durchgeführt. Die vollständig als Natur- und Landschaftsschutzgebiete und größtenteils als europäische Vogelschutzgebiete(SPA) ausgewiesenen Biosphärenreservate zeichnen sich durch dünne Besiedlung, geringe Zerschneidung, hohe Anteile von Wald und Gewässern sowie einen hohen bis sehr hohen Anteil an Ökolandbauflächen (20-72%) aus. Inhaltliches Ziel der Biosphärenreservate ist es, Beispiele ökologisch und sozial verträglicher Landnutzungsformen zu entwickeln und Konflikte zwischen Naturschutz und wirtschaftlicher Nutzung modellhaft zu lösen. Dies sollte sich darin auswirken, dass sich die Bestände ausgewählter Vogelarten(-gruppen) als Indikatoren der Landschaftsqualitäten in den Biosphärenreservaten günstiger entwickeln als im großräumigen Umfeld. So sollte z.B. der hohe Anteil ökologisch oder extensiv genutzter Landwirtschaftsflächen zu günstigeren Bedingungen für typische Agrarlandschaftsvögel führen. Diese Hypothese soll hier anhand der Daten des Brutvogelmonitorings geprüft werden. Damit soll auch die Frage beantwortet werden, ob nach diesen Methoden erhobene Vogeldaten überhaupt geeignet sind, lokale Landschaftsqualitäten und-veränderungen zu messen und zu bewerten.
Daraus ergibt sich die folgende Fragestellung:
1. Verläuft die Bestandsentwicklung häufigerer
Brutvögel innerhalb der Biosphärenreservate
bzw. Großschutzgebiete insgesamt(inkl. National- und Naturparks) anders als in Ostdeutschland außerhalb von Großschutzgebieten?
. Werden Naturschutzziele und Arbeit der Biosphärenreservate in den Bestandsentwicklungen der Brutvögel reflektiert?
. Welche Artengruppen profitieren von den Biosphärenreservaten bzw. Großschutzgebieten insgesamt?
. Eignen sich Punkt-Stopp-Zählungen für ein großflächiges, effizientes Landschaftsmonitoring auf Reservatsebene?
Untersuchungsgebiete
Die Brandenburger Großschutzgebiete(GSG), 11 Naturparke, drei Biosphärenreservate und ein Nationalpark, nehmen mit insgesamt 9.708 km? etwa ein Drittel der Fläche Brandenburgs (29.059 km?) ein(Abb. 1). Sie repräsentieren alle Großlandschaften und Naturräume Brandenburgs in ihren wertvollsten Teilen. Etwa zwei Drittel der NATURA 2000Gebiete(EU -Vogelschutzgebiete, FFH-Schutzgebiete) Brandenburgs konzentrieren sich in den Großschutzgebieten, die jeweils überwiegend(Naturparke) bzw. vollständig(Biosphärenreservate, Nationalpark) aus Natur- und Landschaftsschutzgebieten(NSG , LSG ) bestehen. Der Anteil an NSG beträgt im Nationalpark 100%, in den übrigen GSG jeweils 15-30%. Alle Großschutzgebiete verfügen über eine Staatliche Verwaltung(zusammengefasst in der Abt. GR des Landsumweltamtes Brandenburg) sowie eine hauptamtliche Naturwacht (Träger: öffentlich-rechtliche Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg).
Für die drei Biosphärenreservate, die im folgenden vertieft betrachtet werden sollen, werden hier detailliertere Angaben zu Größe, Zonierung, Landschaftstypen und naturschutzfachlichen Zielsetzungen gemacht(Einzelheiten siehe LAGS 2003). An ihrem Beispiel soll eine genauere Analyse und Diskussion der Brutvogelmonitoring-Ergebnisse vorgenommen werden.
Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin(Abb . 2-3) Das BR Schorfheide-Chorin wurde mit dem Nationalparkprogramm der letzten DDR -Regierung unter De Maiziere 1990 eingerichtet und ist 1.292 km? groß. Insgesamt knapp 3% der Fläche sind als Totalreservat(Kernzone) ausgewiesen, die sich auf Einzelflächen bis zu 670 ha Größe verteilen und ganz überwiegend aus naturnahen Laubwäl