Möckel& Wiesner: Wirkung von Windkraftanlagen auf Brut- und Rastvögel 63
gänsen, aber auch bei einem großen Schwarm Saat krähen (rund 1.500 Ind. inklusive 25 Dohlen) festgestellt. Sie alle nutzten bevorzugt einen Korridor südlich vom WP(Abb. 44). Am 16.10.2005 folgten 47 Kraniche ebenfalls diesem Zugweg. Flüge über die hohen WKA wurden nur selten notiert(z.B. 100 Gänse am 21.11.2004). Obwohl in beiden Jahren ein sehr gutes herbstliches Nahrungsangebot im WP bestand(großflächig Maisstoppeln) gingen weder Gänse noch Kraniche zur Nahrungssuche zwischen den weit auseinanderstehenden, aber relativ hohen WKA nieder.
Auch Kiebitze, die in Trupps bis zu 700 Ind. auf einem Acker am Rande des WP Nahrung suchten (Abb. 43), flogen kaum einmal über dessen Zentrum. Lediglich am 1.8.2004 tat dies einmal ein Trupp(rund 200 Ind.). Auf Ackerflächen westlich Falkenberg rastende Große Brachvögel(13.8. vier, 5.9.2005 ein Ind.) näherten sich den WKA nie weiter als 300 m.
Vor Erweiterung des WP wurde im Herbst 2001 mehrfach die KF bei Falkenberg aufgesucht, um ziehende/rastende Vögel zu erfassen(SCHONERT 2001). Bereits damals fehlten Wildgänse und Kraniche. Die Ursache dafür dürfte der Betrieb der vier WKA vom Typ“E 40” gewesen sein. Nach Auskunft von Jägern und Landwirten waren sie vor deren Errichtung regelmäßig auf den Stoppeln und Wintersaaten nördlich Falkenberg zu beobachten.
Dies deckt sich mit den Feststellungen 2004/05. Nach Errichtung weiterer 26 WKA allein auf der KF (aktuell umfasst der WP 95 WKA; s. Abb. 1) fiel die Nutzung der hier liegenden Äcker durch ziehende und überwinternde Großvögel noch geringer aus. Vor allem Gänse und Kraniche, aber auch Saatkrähen und Dohlen, umfliegen seitdem den WP. Ein Überfliegen kommt nur selten vor. Aktuelle Nachweise von Wanderfalke , Merlin und Goldregenpfeifer fehlen, während Kiebitz und Großer Brachvogel deutlichen Abstand halten. Selbst Graureiher wurden in den letzten Jahren im WP nicht mehr gesehen.
4.4.3 Kollisionsopfer im Windpark bei Falkenberg Bei sporadischen Kontrollen vom Sommer 2003 bis in den April 2004(WP noch im Bau) wurden bereits drei Vogelschlagopfer gefunden:
- Rotmilan: 26.8.2003, unweit“Kriens Heede ” unter WKA (K.-D. Gierach),
‚Mäusebussard: 6.10.2003, frischtot unter einer unweit der KF stehenden WKA- ebenfalls vom Typ“E 66”- an“Scharms Schonung”(M. Gierach),
‚Star: 17.3.2004, frischtot mit gebrochenem Flügel
unter einer WKA auf dem Betonring vom Mastfuß
(P. Schonert).
Bei den planmäßigen Kontrollen von Mai 2004 bis November 2005 wurden weitere drei verunglückte Vögel gefunden(Abb. 45):
- Hohltaube: 5.1.2005, 3 m vom Mast entfernt unter
-Ringeltaube: 20.3.2005, 11 m neben WKA, Liegedauer vier Tage,
- Mäusebussard: 20.8.2005, 3 m vom Mastfuß entfernt unter WKA , Liegedauer eine Woche.
Zwei der sechs Vogelschlagopfer wurden unter WKA gefunden, die an einem mit hohen Bäumen gesäumten Weg stehen(Abb. 46), weitere drei unweit von Feldgehölzen. Nur ein Mäusebussard starb an einer frei stehenden WKA (Abb. 45).
Zudem wurde an einer WKA vom Typ“E 40” eine verunglückte männliche Rauhautfledermaus registriert. Sie lag am 4.9.2004 frischtot ohne äußere Verletzungen nur 2 m vom Mastfuß entfernt.
4.5 Windpark bei Bischdorf
4.5.1 Brutvögel und Nahrungsgäste im Windpark bei Bischdorf
Zur Brutzeit 2003 waren auf der Dubrauer Höhe die Offenlandbewohner nahezu gleich häufig vertreten wie Waldvögel. Wasservögel fehlten im WP. Unter den 35 Brutvogelarten(Tab. 22) sind sieben Vertreter der RL BB: Wachtel , Turteltaube, Heidelerche, Braun- und Schwarzkehlchen sowie Ortolan und Grauammer. Bis auf Turteltaube, Wachtel und Schwarzkehlchen sind diese auch nach der RL D gefährdet.
Die reichhaltige Biotopstruktur im Vorfeld des früheren Tagebaus Seese-Ost(Felder, Sukzessionsflächen) bot vor allem Grauammer, Neuntöter und Sperbergrasmücke gute Ansiedlungsbedingungen. Auch die Reviere von Heidelerche, Braun- und Schwarzkehlchen sowie des Ortolans lassen sich hier zuordnen. Vergleichsweise dünn besiedelt war dagegen das junge Robiniengehölz.
Feldlerche, Dorngrasmücke und Goldammer waren die häufigsten Vögel im WP. Zu den subdominanten zählten Amsel, Singdrossel, Fitis, Neuntöter, Grünfink und Grauammer(Tab. 22). Bemerkenswert ist das häufige Auftreten der Sperbergrasmücke. All diese Arten wurden zuweilen in unmittelbarer Nähe der WKA angetroffen(Tab. 23, Abb. 47).
Ein Männchen des Braunkehlchens sang auf einer Hochstaude nur 3 m neben dem Mast einer WKA.