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Band 15 Sonderheft
Seite
126
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126 Genehmigungsverfahren zu den tierökologischen Belangen entlastet und verschlankt, der vorberei­tende Planungs- bzw. Erfassungsaufwand bei den Vorhabensträgern wäre zeitlich reduziert(schnelle­re Inbetriebnahme der WKA möglich). Mit Bildung einer GEZ würde die bislang nur sporadische Grundlagenerfassung eine finanzielle Basis erhalten und wäre zweckgebunden einsetzbar.

7. Naturschutzrechtliche Situation

Gegenwärtig wäre dieser Lösungsansatz im Land Brandenburg

nur teilweise naturschutzrechtlich ge­

stützt. Insbesondere wurde die Bildung einer GEZ

bislang noch nicht thematisiert, obwohl Flächen­und Maßnahmenpools oder Ökokonten bereits praktiziert werden. Zumindest im Zusammenhang mit der erforderlichen behördlichen Ermittlung und Lenkung von Eignungsstandorten für die alter­native Energieerzeugung(Wind, Solar) werden

Grundlagenerfassungen stets vorausschauend und

in der Regel vorhabensstandortübergreifend benö­

tigt. Solange dahingehend keine Änderung der rechtlichen Situation beispielsweise zur Finanzie­rung der Grundlagenerfassung(ggf. auch durch

Landesmittel) angegangen wird, bleiben die Erfas­

sungsdefizite erhalten und die behördliche fachliche

Aussagefähigkeit unbefriedigend.

Hinsichtlich der Brutvögel wären neben weiteren in der westlichen Niederlausitz fehlendenIndika­toren großräumig zu untersuchen:

Seeadler und Fischadler(beide inklusive bevor­zugter Flugwege zwischen den Horsten und Nahrungsgewässern), Wespenbussard, Rot- und Schwarzmilan sowie Baumfalke(alle auch hin­sichtlich der Entwicklung des Bruterfolgs),

- Weiß- und Schwarzstorch(letzterer inklusive bevorzugter Flugwege zwischen Horst und Nahrungsflächen) sowie der

- Kranich .

Darüber hinaus fehlen zusammenfassende Über­sichten zur Besiedlung der erst jüngst entstandenen Tagebauseen und Vernässungsgebiete in den Berg­baufolgelandschaften durch an Gewässer gebunde­ne Brutvögel inklusive der Vernetzung dieser Gebiete durch Verbindungskorridore.

Hinsichtlich der Durchzügler und Wintergäste wären vor allem zu ermitteln:

‚die großräumige Vernetzung von Nahrungsflächen und Schlafgewässern bei Kranichen und nordi­schen Gänsen inklusive einer flächenkonkreten, mehrjährigen Kartierung der bevorzugt aufge­suchten Feldflächen,

- die Aufenthaltsräume größerer Verbände von Kie­

Otis 15(2007), Sonderheft

bitz, Goldregenpfeifer und Großem Brachvogel

sowie - die Bedeutung der neu entstandenen Tagebauseen

alsTrittsteine des großräumigen Vogelzugs.

Ein solches Vorgehen hilft, Konflikte zwischen Na­turschutz, Kommunen und den Planern von WP zu vermeiden. WKA gehören nicht in große unzer­schnittene Freiräume mit geringem Störungspoten­zial, wo sich ganzjährig das Vogelleben konzentriert.

Bei den Fledermäusen gilt es vor allem die Unfall­ursachen aufzudecken, um dazu wirksame Abwehr­maßnahmen oder technischeVergrämungsappa­raturen zu entwickeln. Derzeit bleibt nur, durch einen größeren Abstand zu Waldkanten die Verluste zu verringern.

Weiter untersucht werden muss außerdem die Entwicklung des Verlustgeschehens an den neuen, zunehmend höher werdenden WKA. Dabei ist der methodische Ansatz wesentlich zu verbessern, da z.B. die meisten Fledermäuse im Sommer verun­glücken(Tab. 52), wenn sie in der hohen Vegetation um die WKA nur zu einem sehr geringen Anteil gefunden werden können. Dabei wäre auch zu prü­fen, ob durch zeitweiliges Abschalten der WKA in den Hauptgefährdungszeiträumen die Verluste bei den Fledermäusen nachhaltig gesenkt werden könnten. Aus diesem Grunde sollte auch die Entwicklung technischer Sicherungsmaßnahmen an den WKA selbst vorangetrieben werden.

8 Zusammenfassung

In den Jahren 2003 bis 2005 wurden in der Niederlausitz die Wirkungen von Windkraftanlagen (WKA) auf Vögel studiert. Die Brutvögel wurden in elf betriebenen Windfeldern auf 2.643 ha unter­sucht, wobei in vier Fällen die Verhältnisse vor dem Aufbau der WKA bekannt waren, so dass Vorher­Nachher-Vergleiche möglich waren. Die Häufigkeit weit verbreiteter Arten wurde nach Größenklassen geschätzt, die Vorkommen von Arten der Roten Liste Deutschlands bzw. Brandenburgs punktgenau kartiert. Im Umfeld kam es zudem zur Erfassung der Vorkommen ausgewählter Großvögel. Außerhalb der Brutsaison wurde in den Windfel­dern(inklusive Umfeld) ganzjährig das Auftreten von Durchzüglern und Wintergästen registriert. Dabei lag der Schwerpunkt auf den in Scharen zie­henden Vögeln. Bei Kranich und Gänsen wurden die Beziehungen zu den umliegenden Schlafgewäs­sern berücksichtigt. Außerdem wurden die Kolli­