Heft 
Band 16
Seite
121
Einzelbild herunterladen

Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte

Ein 2003 gestartetes Projekt zur Wiederansied­lung des Fischadlers in Spanien (vgl. http:// www.fundacionmigres.org/documentos.htm ) wird seit dem Jahr 2004 durch Brandenburg unterstützt. Dem ging eine sorgfältige Prüfung der an den IUCN -Kriterien für Wiederansied­lungsprojekte angelehnten Antragsunterlagen durch Fischadlerexperten in Deutschland voraus. Teil der Abwägung war die Tatsache, dass im Jahr 2003 in Brandenburg mindestens 468 Fischadler aus 276 besetzten Revieren flügge geworden sind. Die Reproduktion von etwa 1,7 Jungvögeln pro besetztes Revier lag 2003 im langjährigen Mittel, das seit vielen Jahren einen kontinuierlichen Bestandsanstieg und einen mittleren Arealzu­wachs von 3 km pro Jahr nach Süden und Westen ermöglicht. Angesichts dessen, dass die Voraus­setzungen für ein Gelingen des Projektes in Spanien sehr günstig erscheinen, wurde es als vertretbar erachtet, für zunächst fünf Jahre jährlich 12 Jungvögel aus Brandenburg zu entnehmen und für die Auswilderung zur Verfügung zu stellen. An der Brutsaison 2003 gemessen wären dies 2,6% des Jahresnachwuchses in Brandenburg bzw. 1,5% auf ganz Deutschland bezogen. Das Verhalten der in Andalusien ausgewilderten Jungadler wurde mit Hilfe der Telemetrie, in den ersten Jahren auch unter Einsatz der Satelliten-Telemetrie überwacht. Auch ein in Brandenburg verbliebenes Nestgeschwister eines dieser Vögel erhielt zu Vergleichszwecken einen Satellitensender, der den Weg des Vogels bis in das Winterquartier in Guinea-Bissau akkurat aufzeigte. Die nach Spanien verfrachteten und dort ausgewilderten Vögel flogen dieselben Über­winterungsräume an wie ihre Artgenossen aus den Herkunftsgebieten. Weitere Projektpartner sind Großbritannien (Schottland ) und Finnland . 2008 beteiligte sich erstmals Mecklenburg-Vorpommern mit acht Jungvögeln. In den Jahren 2007 und 2008 konnten bereits acht der in den Jahren zuvor ausgewilderten Vögel anhand ihrer Kennringe im spanischen Projektgebiet identifiziert werden. Eine erste Brutansiedlung erfolgte 2008 in der Nähe eines der Auswilderungsorte auf einem Gittermast -ein deutscher hatte sich mit einem schottischen Vogel verpaart. Nicht ganz ungewöhnlich ist, dass dieser erste Brutversuch eines jungen Paares noch nicht erfolgreich war. Über das eigentliche

121

Projektziel- die Wiederansiedlung des Fischadlers in Spanien - hinaus hat das Projekt eine Reihe von Nebenergebnissen, von denen auch andere Arten in Spanien sowie durchziehende Vögel aus anderen Teilen Europas profitieren. Die Bemühungen zur Sicherung von Freileitungen gegen Stromschlag und Leitungsanflug wurden verstärkt. Zudem trägt die intensive Öffentlichkeitsarbeit zur Sympa­thiewerbung für Greifvögel bei. So hat der illegale Abschuss eines ausgewilderten Fischadlers zu einer großen Kampagne gegen die Greifvogelverfolgung gemeinsam mit den Jagdverbänden geführt.

Auch 2008 lag die Koordination des sog. Wild­vogelmonitorings zur Vogelgrippe wieder bei der Vogelschutzwarte. Zwanzig Personen beteiligten sich an der Probennahme, darunter 13 Beringer. Insgesamt wurden dem Landeslabor 1.388 Proben übergeben. Um auf die für Brandenburg vorgegebene Zahl von 1.998 Proben zu kommen, werden zusätzlich zu den von Ornithologen gewon­nenen Proben durch die Veterinärbehörden Proben geschossener Wasservögel genommen. Bis zur Drucklegung waren alle Proben negativ. Allen Helfern bei der Probennahme ist wie in den Vorjahren für ihre Unterstützung zu danken.

Bei der ABBO-Tagung 2007 wurde den Anwe­senden eine Bitte des MLUV übermittelt. Es wurde erfragt, ob seitens brandenburgischer Orni­thologen Interesse besteht, bei der Betreuung von FFH-Gebieten mitzuwirken, wobei die Interessenbekundung konkret über eine ausgelegte Liste der Gebiete erfolgen sollte. Allen Ornithologen, die ihre Bereitschaft bekundet hatten, hier Verantwortung zu übernehmen, ist zu danken. Da es inzwischen mehrfach Fragen zum Fortgang gegeben hatte, erfolgte seitens der Vogelschutzwarte eine Rückfrage beim MLUV. Entsprechend der erhaltenen Auskunft wurde diese Initiative(zunächst?) nicht weiter verfolgt.

Mit dem Jahresende 2008 verliert die Vogel­

schutzwarte zwei ihrer langjährigen Mitarbeiter. Gertfred Sohns war nach vielen Jahren haupt­

und ehrenamtlicher Naturschutzarbeit 1981 Grün­

dungsvater desNaturschutzzentrums Rietzer See, das 1991 zurStaatlichen Vogelschutzwarte