Heft 
Band 16
Seite
123
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Otis 16(2008): 123

Ornithologische Dissertationen und Diplomarbeiten aus Brandenburg

Vorkommen, Bruterfolg und Nahrungsversorgung der Jungvögel von Trauerseeschwalben Chlidonias niger im Unteren Odertal .

Kunstinseln versus Naturunterlagen.

Diplomarbeit im Studiengang Landschaftsökologie, Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Zool. Institut, 2008 Betreuer: Prof. Dr. Klaus Fischer , Dr. Jochen Bellebaum

Maja Piasecka

Maja Piasecka, ul. Rycerska, PL-66-015 Przylep, Polen

Im Unteren Odertal werden seit über 20 Jahren Nisthilfen für Trauerseeschwalben ausgebracht, um den Vögeln sichere Brutplätze zu bieten und den Bruterfolg zu erhöhen. In den 1990er Jahren wurde diese Maßnahme vorübergehend abgebrochen, darauf sank der Bestand. Seit 2003 werden durch den NABU wieder Nisthilfen ausgebracht. Um Empfehlungen zum zukünftigen Einsatz von Nisthilfen zu geben, wurde 2007 eine Erfolgskontrolle der Nisthilfenaktion im Vergleich mit dem benachbarten Parsteinsee durchgeführt. Dabei wurden die Besiedlung der Kolonien, Brut­erfolg und die Nahrungsversorgung der Jungvögel untersucht.

Anders als 2006 standen 2007 nach einem schwachen Frühjahrshochwasser keine über­schwemmten Wiesen als Nistplätze zur Verfügung. Die Trauerseeschwalben besetzten 2007 im Odertal neun Kolonien, dabei siedelten sie sich auf Kunst­inseln früher als auf Naturstandorten an.

Im Schlupferfolg wurde kein Unterschied zwischen Nistflößen und natürlichen Standorten bemerkt. Ein deutlicher Unterschied sowohl im Schlupf- als auch im Aufzuchterfolg wurde zwischen den einzelnen Kolonien festgestellt. Der Bruterfolg war 2007 mit 0,97 flüggen Jungen pro Brutpaar ausreichend zum Erhalt einer stabilen Population.

Im Unteren Odertal machten Fische den größten

Anteil der verfütterten Biomasse aus. Zwischen den einzelnen Kolonien waren keine signifikanten Unterschiede in der Fütterungsfrequenz(Fütterung/ Minute/Jungvogel) und der Nahrungsversorgung (Trockenmasse/Minute/Jungvogel) festzustellen. Am Parsteinsee war die Nahrungsversorgung sig­nifikant höher als im Unteren Odertal . Anders als im Odertal machten am Parsteinsee Großlibellen 56% der verfütterten Trockenmasse aus. Die Nah­rungsversorgung und der Bruterfolg in den ein­zelnen Kolonien im Unteren Odertal und am Par­steinsee waren signifikant positiv korreliert.

Der Brutbestand im Unteren Odertal wurde im Zeitraum 1972-2007 vom Wasserstand im Frühjahr und vom Vorhandensein von Nisthilfen beeinflusst. In Jahren ohne Nisthilfen war der Bestand von hohem Wasserstand im Frühjahr abhängig, das Angebot von Nisthilfen ermöglichte hohe Brutbe­stände auch bei niedrigem Wasserstand.

Die Bedeutung von Nisthilfen im Unteren Odertal besteht vorrangig darin, dass sie auch bei niedrigem Wasserstand geeignete Brutstandorte bieten und so den Brutbestand stabilisieren. Daneben sind die Verfügbarkeit und Qualität der Nahrung für die Küken und der Schutz vor menschlichen Störungen wichtige Voraussetzungen für erfolgreiche Bruten, die durch Nisthilfen kaum zu beeinflussen sind.