Haupt et al.: Avifaunistischer Jahresbericht 2006
Übersicht Witterung und herausragende Ereignisse
Im Winter 2006 war die Witterung der Jahreszeit entsprechend. Der Januar präsentierte sich mit fast durchgehendem Dauerfrost und einer geschlossenen Schneedecke. Die kälteste Nacht lag mit bis zu minus 24°C in Ostbrandenburg im Bereich der bisherigen Rekordwerte. Auch der Februar war typisch winterlich mit einer Schneedecke während der Hälfte der Tage. Einen kurzfristigen kleinen Wärmevorstoß gab es am 18. des Monats, als acht°C erreicht wurden. Das veranlasste sofort die ersten Goldregenpfeifer, Kiebitze und einen Trupp Große Brachvögel bis in unsere Region zurückzukehren. Auf Grund des Kältewinters waren aber die Meldungen von zwei Ringelgänsen, drei Brandgänsen, 16 Rohrdommeln, einer Rohrweihe, zwei Beutelmeisen, vier Mönchsgrasmücken, sieben Sommergoldhähnchen, jeweils 12 Hausrotschwänzen und Gebirgsstelzen recht außergewöhnlich. Eine Ansammlung von 10.500 Wacholderdrosseln bildete die bisher größte Winterkonzentrationen und verzehrte die Ernterückstände in einer Apfelplantage. Bemerkenswert waren auch die großen Ansammlungen von 363 Mandarinenten an der Nuthe in Potsdam , 83 Raufußbussarden in der Lenzener Wische, ein Trupp von 520 Hohltauben in den Jänschwalder Wiesen und 12 Sumpfohreulen im Tagebau Schlabendorf . Der starke Einflug des Seidenschwanzes setzte sich mit Trupps bis zu 400 Vögeln weiter fort, ebenso wie der starke Birkenzeisig-Einflug, bei dem Truppmaxima von bis zu 1.200 Individuen geschätzt wurden. Besonders seltene Gäste waren eine Ringschnabelente auf der Havel in Potsdam (4. Nachweis) und eine Sperbereule bei Dubrau(9. Nachweis), die viele Beobachter aus Nah und Fern anlockte.
Das Frühjahr startete im März deutlich zu kalt, denn bis zum 25.März gab es ständigen Nachtfrost. Die starke Erwärmung am 26./27.März führte zur Massenankunft vieler Zugvögel. Im April lag die Durchschnittstemperatur um zwei Grad über den langjährigen Werten, vor allem auf Grund der recht warmen zweiten Monatshälfte. Auch während der gesamten ersten Maihälfte setzte sich das anhaltend warme und schöne Wetter fort. Es fiel jedoch
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im April und Mai deutlich weniger Niederschlag als üblich.
Trotz der anhaltenden Nachtfröste kehrten im März die ersten Knäkenten(4.3.), Weißstörche (7.3.) und Schwarzmilane(8.3.) recht früh zurück. Anfang März war die Beobachtung einer Hellbäuchigen Ringelgans der 3. Nachweis für das Berichtsgebiet, und es konnten auch die einzigen beiden Tannenhäher des Jahres beobachtet werden. Für den 30.März wurde eine sehr zeitige Mehlschwalbe gemeldet, und der Heimzug der Weißwangengans gipfelte mit einer Ansammlung von 718 Vögel in der Unteren Havelniederung. Mit der vorrückenden Warmluft besonders aus Süd und Südost kehrten einzelne Langstreckenzieher ungewöhnlich früh zurück: Wiesenweihe(11.-15.4., 4 Vögel), Mauersegler und Sprosser(17.4.), Neuntöter(22.4., bis 30.4. bereits weitere 11 Vögel), Wespenbussard und Rotfußfalke(25.4.), Schlagschwirl(28.4.) und Zwergschnäpper(4.5.). In dieser Periode glückten auch die seltenen Nachweise eines Steinadlers und eines Kiefernkreuzschnabels(8. Nachweis) und die Feststellung einer beachtlichen Ansammlung von 11 Zwergschnepfen im Oderbruch. Beeindruckend war der massive Heimzug des Kampfläufers im Odergebiet, wo die Ansammlungen 1.000 Vögel im Oderbruch und 2.000 Vögel im Unteren Odertal umfassten. Anfang Mai verweilten die letzten nordischen Artvertreter von Samt- und Eisente(3.5.), Kurzschnabelgans(8./9.5.), Seidenschwanz(8.5.) und Bergente(11.5.) noch recht spät in unserer Region, und ein Heimzugtrupp von 8 Prachttauchern wollte sicher in die gleiche Richtung. Die Beobachtungen seltener Arten mit südlicher Verbreitung im Mai wie Purpurreiher, Nachtreiher, Bienenfresser und Kurzzehenlerche(3. Nachweis) standen wohl im Zusammenhang mit der langen Schönwetterperiode zuvor. Es glückten aber auch recht seltene Heimzugnachweise von Odinshühnchen, Teichwasserläufer, Säbelschnäbler und Halsbandschnäpper(12. Nachweis). Ein ab Ende Mai in Ber lin singender Grünlaubsänger blieb bis Ende Juni.
Im Sommer lag die Temperatur im Juni um zwei Grad über dem langjährigen Mittel. Der Juli war dann allerdings mit bis zu sechs Grad über dem Durchschnitt der sonnenscheinreichste und wärmste seitdem Wetterdaten registriert werden.