Heft 
Band 17
Seite
65
Einzelbild herunterladen

Putze et al.: Telemetrie von Steinkäuzen im Havelland

Fig. 7: Little Owl killed by rail traffic.

(35% von n= 17) und 5 Käuze 2007(22,7% von n=22) dauerhaft verschwunden. Ihre Aufent­haltsorte oder Reste konnten nicht gefunden werden. Neun der Käuze wurden bereits in den ersten drei Tagen nach der Auswilderung vermisst (2006: n=6, 2007: n=3). Übertragen wir die bekannte Mortalitätsrate der ersten Woche nach der Auswilderung(29%) auf die verschwundenen Käuze, dürften mindestens 3 davon in dieser Zeit umgekommen sein. Zwei weitere Käuze verschwan­den nach 20 bzw. 38 Tagen.

Ansiedlungen und Brutnachweise ausgewilderter Steinkäuze

Von einem Steinkauz aus dem Jahr 2006 ist bis Ende 2007 ein regelmäßig besetzter Tageseinstand auf einem Hofgelände bekannt gewesen. Eine Ver­paarung konnte nicht festgestellt werden. Der Sender eines weiteren Steinkauzes aus 2006 wurde im Folgejahr in einer Brutröhre in den Belziger Landschaftswiesen in einer Entfernung von 40 km von der Auswilderungsvoliere gefunden. In dieser Röhre wurden 2007 und 2008 erfolgreich Junge auf­gezogen. 2008 konnte durch Ringablesung der Kauz abermals als Brutvogel identifiziert werden. Zwei Steinkäuze aus der Auswilderung 2007 wurden während der Kontrolle von Nistkästen 2008 mit drei Eiern bzw. zwei Küken festgestellt. Die Bruten fanden am zuletzt bekannten Tageseinstand bzw. in dessen Nähe statt. Die Entfernungen zur Aus­Wilderungsvoliere betrugen 200m und 3,5km. Von den anderen Steinkäuzen verlor sich mit dem Laufzeitende der Sender die Spur.

Abb. 8: Prädationsopfer. Fig. 8: Little Owl killed by a predator.

Diskussion

Bevorzugte Ausbreitungsrichtung Die bevorzugte südliche Ausbreitungsrichtung ist wahrscheinlich durch die dort in räumlicher Nähe befindlichen Dorfstrukturen bedingt. Zudem befanden sich in zwei Dörfern zum Zeitpunkt der Auswilderung bereits Steinkäuze unbekannter Herkunft(Auswilderung oder Wildvogel), die eine gewisse Lockwirkung gehabt haben dürften. Von diesen Orten geht zudem durch die Dorfstrukturen mit kurzrasigen Pferdekoppeln, Rinderweiden, Viehställen und strukturreichen Höfen eine an­ziehende Wirkung aus. Obwohl nördlich der Bahn­trasse ebenfalls strukturell interessante Siedlungen wie Damme , Liepe , Möthlow oder Kriele vorhanden sind, gab es dort nur zwei längerfristig besetzte Tageseinstände von ausgewilderten Steinkäuzen. Die offensichtliche Meidung der nördlichen Bereiche des SPA Havelländisches Luch kann verschiedene Ursachen haben. Zwei Gründe, die wahrscheinlich im Zusammenspiel wirken, sind 1.die größere Entfernung zu den Auswilderungs­volieren mit dazwischen liegenden großflächigen Acker- und Wiesenflächen ohne Vertikalstruk­turen als Ansitz für die Jagd und 2. eine Barrierewirkung der Bahntrasse Hannover­Berlin. Derletzte Punkt wird durch die zwei Kollisionsopfer 2007 unterstrichen. Über den gesamten Tag ver­kehren ca. 160 Züge auf dieser Strecke.