Heft 
Band 17
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Dauer der Dismigration und Besetzung von Tageseinständen und Brutplätzen

Die ausgewilderten Steinkäuze entschieden sich nach 2-3 Tagen für ein mittel- bis langfristig besetztes Nahrungsrevier. Die Wahl der Tagesein­stände stimmt weitestgehend mit den Angaben in der Literatur überein(u. a. SCHÖNN et al. 1991, KeıL 2006). Lediglich ein Steinkauz wählte längere Zeit abweichend dazu seinen Tageseinstand in einem Kieferngehölz der offenen Feldflur. Weitere zwei Käuze hatten in den ersten beiden Tagen nach der Auswilderung für ein bis zwei Tage einen Tageseinstand innerhalb eines Kiefernwaldes. Ein Hinweis zur Besetzung der Brutplätze findet sich in ScHönn et al.(1991).Mit Beginn der Anpaarungsphase(November/Dezember) werden[...] die Bruthöhlen wieder besetzt. Neuangekommene Vögel besetzen die prospektiven Höhlen ehest möglich, meist nach der Winterpause [...]. Nach Kämprer& LEDERER(1988) scheint die Dismigration bei 75% der Jungvögel zum 1. November bereits abgeschlossen zu sein. Der Abschluss der Dismigration der Jungvögel scheint sich demnach zum Teil mit der Besetzung der Bruthöhlen bei Altvögeln zu überschneiden. Bei zwei Steinkäuzen gelang der Nachweis einer Brut am Ort des zuerst gewählten Tageseinstandes bzw. dessen Nähe. Bei einem anderen Steinkauz erfolgte eine Umsiedlung zu Beginn des Folgejahres(von Kriele, Havelland, in die Belziger Landschaftswiesen, Fläming) verbunden mit einer erfolgreichen Brut. Umgekehrt wurden bereits 1993 und 1995 zwei in den Belziger Landschaftswiesen ausgewilderte Käuze im Havelland als Brutvögel nachgewiesen (N. Eschholz, P. Haase, unveröff.). Es gelang 1993 auch der Nachweis eines in Nordrhein-Westfalen als Nestling beringten Kauzes als Brutvogel im Havelland(P. Haase, unveröff.). Exo& HENNEs (1980) stellten bei ihrer Ringfundauswertung deut­ scher und niederländischer Steinkäuze Wieder­funde aus einer Entfernung über 100 km bei 9% der Wiederfunde fest.

Mortalität

Die Mortalitätsrate bis Ende Oktober des Aus­wilderungsjahres betrug 61%(2006: 73%, 2007: 53%). Exo& HeEnnes(1980) ermittelten eine Mortalitätsrate flügger Steinkäuze im 1.

Otis 17(2009)

Kalenderjahr bis Ende Oktober von 56%. CımiorT­TI& BAUSCHMANN(2007) geben für das erste Kalen­derjahr eine Sterblichkeit von 73% an(n=56, 1974-1999). In Anbetracht der Tatsache, dass 2007 ein ausgesprochen mäusereiches Jahr war und die Angaben von Exo& HeEnnzs(1980) einem langjährigen Mittelwert entsprechen, hätte die Mortalitätsrate geringer sein müssen.

Ein Vergleich unserer Daten mit solchen von wild­lebenden Käuzen ist nur bedingt sinnvoll. So können postmortal diagnostizierte Erkrankungen wie Darmparasitose und Luftsackmykose ihre Wurzeln bereits in der Aufzuchtphase gehabt haben, ohne dass dies zum Zeitpunkt der Auswilderung festzustellen war. In einer veröffentlichten Tabelle in ScHöNnN et al. (1991) werden Ergebnisse aus drei Ländern(DDR , BRD , Großbritannien ) vorgestellt. Der Anteil der Verlustursache Verkehrstod schwankt zwischen 19,7 und 40,8%. Diese Werte sind fast doppelt so hoch wie die von uns ermittelten. Die Verlustursache Kollision mit einem Schienenfahrzeug trat in Großbritannien zu über 15% auf(DDR 3,7%, BRD 8,7%). Verluste durch Prädation konnten in der DDR zu 15,9%, in der BRD und Großbritannien zu 1,9% und 3,3% festgestellt werden. Cimrorri& BAUSCHMANN (2007) verweisen auf 56% Verkehrsopfer und 12% Prädation. Hinsichtlich des Spektrums passen sich unsere Ergebnisse in dieses Bild ein.

Fazit

Das Bestandsstützungsprojekt im Havelland wurde nach 20 Jahren ohne messbaren Bestandsanstieg eingestellt. Trotz mehrfacher Modifikation der Zucht- und Auswilderungsstrategie konnte die Mortalitätsrate der ausgewilderten Steinkäuze nicht auf das für einen Bestandsanstieg erforder­liche Niveau gesenkt werden. Zudem konnten sich die Vögel, die entsprechend den vorliegenden Ringfunden durchaus auch mehrere Jahre über­leben konnten, nicht dauerhaft im Gebiet als Population etablieren. Offensichtlich wurde die Habitateignung des Projektgebietes falsch ein­geschätzt.

Um für künftige vergleichbare Projekte Schluss­folgerungen anzubieten, haben wir die wichtigsten Eckpunkte zur Auswilderung gezüchteter Stein­käuze zusammengefasst(s. auch STEVERDING 2003).