Heft 
Band 17
Seite
87
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Ryslavy: Rastbestandserfassung von Goldregenpfeifer und Kiebitz 87

Zähler wurden gebeten, die Zählbogen auszufüllen und einen Kartenausschnitt(oder Skizze) mit einer Schraffierung der kontrollierten Gebieten beizufü­gen. Um die erhobenen Daten differenzierter aus­werten und für weitere Fragestellungen nutzen zu können, sollten alle Trupps einzeln notiert, in der Karte möglichst exakt eingetragen und die Flä­chennutzung angegeben werden.

Für das Land Brandenburg wurde die Synchron­zählung wiederum durch die Staatliche Vogel­ schutzwarte in Buckow koordiniert.

Bisheriger Kenntnisstand in Brandenburg

Bei den in Deutschland im Herbst rastenden Gold­regenpfeifern handelt es sich ganz überwiegend um Individuen der Unterart altifrons mit Brutgebieten in den Tundren Skandinaviens und Nordwest-Russ­ lands (DeLANnY et al. 2009). Bundesweit konzentrie­ren sich die Goldregenpfeifer im Herbst entlang der Nordsee- und Ostseeküste sowie dem angrenzen­den Binnenland: über 90% der im Oktober 2003 in Deutschland gezählten 220.000 Goldregenpfeifer rasteten in den drei Küstenbundesländern Mecklen­ burg-Vorpommern , Schleswig-Holstein und Nieder­ sachsen (inkl. Bremen ; Hörker 2004). Branden­ burg war mit rund 14.000 Ind. das viertwichtigste Bundesland für rastende bzw. durchziehende Gold­regenpfeifer.

Vorallem im August und Septembererfolgt in Bran­ denburg der Altvogel-Zuzug bzw.-Durchzug, wobei ein Verweilen bis in den November hinein nachge­wiesen ist(z. B. DITTBERNER& DITTBERNER 1993). Die diesjährigen Vögel ziehen vorrangig im Oktober und November durch Brandenburg bzw. rasten hier für einige Wochen. In den letzten drei Jahrzehnten wur­den die maximalen Wegzugsbestände überwiegend inderersten Novemberhälfte festgestellt, v. a. in NO­Brandenburg(Uckermark , nördliches Oderbruch ).

Es besteht ein ausgeprägtes Häufigkeitsgefälle des Herbstdurchzuges zwischen Nord- und Südbran­denburg, wobei die Rast- und Durchzugsbestände der letzten 10 Jahre im Vergleich zu den 1970er Jahren deutlich zugenommen haben. Während aus Südbrandenburg nur Ansammlungen von unter 200 Ind. bekannt sind, wurden in Nordbranden­burg regelmäßig Trupps von über 500 Ind. gemel­det. Als Hauptrastgebiete sind dabei das Randow­

Welse-Bruch in der Uckermark (in mehreren Jahren >10.000 Ind .) und das Untere Rhinluch in West­brandenburg(in mehreren Jahren>4.000 Ind.) an­zusehen. Die Masse der Rastvögel konzentriert sich hier jedoch auf wenige Niederungsgebiete.

Im Frühjahrwerden dagegen die Niederungen West­brandenburgs(Elbaue, Havel -, Dosse-Niederung, Rhinluch, Baruther Urstromtal) deutlich stärker frequentiert. Auch im südlichen Brandenburg sind dann größere Rasttrupps als im Herbst anzutreffen.

In Brandenburg wurden am 11./12.Oktober 2003 ca. 65% der Landesfläche kontrolliert, darunter alle bis­her bekannten Hauptrastgebiete. Erwartungsgemäß frequentierten die Goldregenpfeifer am stärksten den Nordosten Brandenburgs . Im landesweit bedeutend­sten Gebiet, dem Randow-Welse-Bruch(UM) wur­den am 10.10.2003 insgesamt 5.100 Ind. und im Mittleren Oderbruch(MOL) 3.200 Ind. erfasst. Dritt­wichtigstes Rastgebiet war in NW-Brandenburg die Jäglitz-Niederung(OPR ) mit insg. 2.200 Individuen. Überraschenderweise war die intensiv kontrollierte Elbaue(PR) zum Zähltermin fast unbesetzt. Die süd­liche Landeshälfte blieb bis auf Einzeltiere ebenfalls ohne Rastbestand(Abb. 2). Die Rasthabitate waren zu 60% Ackerflächen(v. a. Schwarzäcker) und 40% Grünland.

Ergebnisse und Diskussion

Goldregenpfeifer

Im Land Brandenburg wurden im Rahmen der Zählung 14.458 Goldregenpfeifer gezählt. Der größte Trupp wurde mit ca. 2.300 Ind. im Welse­bruch registriert. Nur vier Trupps umfassten 1.000 oder mehr Vögel. Fast die Hälfte aller fest­gestellten Trupps umfasste weniger als 100 Tiere (Anhang 1). Die insgesamt 47 Nachweisorte der Erfassung 2008 verteilen sich auf 10 der 14 bran­denburgischen Großkreise. Dabei treten allerdings die drei nordbrandenburgischen Kreise quantitativ deutlich hervor(Abb. 1): Uckermark (UM; 5.500 Ind.), Märkisch-Oderland (MOL; 4.900 Ind.) und Prignitz (PR; 2.000 Ind.). In allen anderen Kreisen wurden weniger als 1.000 Ind. gezählt, z. B. Havel­land(HVL ; 830 Ind.) und Ostprignitz (OPR ; 770 Ind.). Im Oderbruch (inkl. Lebusplatte) wurden mit knapp 5.000 Ind. relativ viele Goldregenpfeifer kartiert, wobei sich die Mehrzahl der Trupps im