52 Einleitung
Im Rahmen des Projektes Jungvogelmanagement erfolgen seit dem Jahr 2004 alljährlich während der Schlupfzeit Horstkontrollen bei der Mehrzahl der brandenburgischen Schreiadlerpaare(vgl. MeyBURG et al. 2008). Im Jahr 2009 war der schlechteste Bruterfolg seit Beginn der systematischen Datensammlung zu verzeichnen. Im Vergleich zum Ausfalljahr 1997 ermöglichen die Horstkontrollen 2009 zumindest eine Beschreibung der Symptome und eine genauere Analyse des Geschehens.
Methode
Auf der Basis des bestehenden Horstbetreuungssystems wurden nach der Ankunft der Schreiadler im April 2009 die Revierbesetzung kontrolliert und anhand der bekannten Wechselhorste die vermutlichen Bruthorste eingegrenzt. Aus Schutzgründen erfolgte eine Bestätigung des aktuellen Brutplatzes erstmals durch Horstkontrollen gegen Ende der Brutzeit. Da sich in dieser Zeit aufwändige Horstsuchen verbieten, blieb ein Teil der Horste unbekannt. Zwischen dem 2. und 10. Juni erfolgten Kontrollen des Horstinhaltes in 16 Brutrevieren(P. Sömmer, H. Hasse). Der Brutbeginn ist in den einzelnen Revieren über die Jahre recht stabil. Daher ließ sich der für das Jungvogelmanagement optimale Termin anhand der Ergebnisse der Jahre 2004 bis 2008 individuell planen. Spätere Visiten aus Distanz dienten der störungsfreien Kontrolle des weiteren Brut- bzw. Aufzuchtverlaufes.
Bei der Ermittlung von Gelegegrößen wurden auch Nester mit schon geschlüpften Jungvögeln einbezogen. Als Fehlerquelle ist hier zu berücksichtigen, dass das zweitgeborene Junge(„Abel“) aufgrund des arteigenen Kainismus nach wenigen Tagen verloren geht. In den vergangenen Jahren waren lebende und vitale Zweitgeborene bei einem Gewicht der Erstgeborenen(„Kains “) bis maximal 360 g anzutreffen. Die fünf höchsten Werte lagen bei 185 g, 185 g, 198 g, 280 g und 360 g. Bei einem sterbenden „Abel“ wog das Erstgeborene 373 g und bei einem frisch toten„Abel“ 348 g. Da nicht auszuschließen ist, dass„Abel“ auch schon früher umkommen und spurlos verschwinden, wurde eine Grenze bei 200 g gesetzt. Bei Einzelvögeln im Nest bis zu diesem
Otis 18(2010)
Gewicht wurde ein Einer-Gelege angenommen, bei schwereren„unbekannte Gelegegröße“ notiert, die dann nicht in weitere Berechnungen einging.
Angaben zum Bruterfolg beziehen sich auf näher kontrollierte Paare mit bekanntem Brutergebnis. Der Einfachheit halber wird der Stichprobenumfang in„n Bruten“ angegeben, auch wenn es nicht in jedem Fall sicher ist, dass tatsächlich Eier gelegt wurden.
Dank: Für Hilfe beim Erklettern der Horstbäume in den letzten Jahren ist R. Döring und H. Hasse (Amt für Forstwirtschaft Templin ) zu danken. Den Horstbetreuern T. Blohm, I. Börner, H. Freymann, P. Giesen, 0. Hadorf , J. Haferland, A. Hinz, U. Kraatz, H. Krüger und J. Schwabe gebührt Dank für ihr Engagement und die langjährig gute Kooperation, ebenso den Revierförstern, die sich für„ihre“ Adler engagieren. Zu danken ist auch C. Rohde, I. Jeschek und G. Heise für zusätzliche Informationen. Dr. U. Wittstatt(Landeslabor Berlin-Brandenburg) untersuchte freundlicherweise die gescheiterten Gelege, finanziert durch eine Spende von R. Kayser, wofür ebenfalls herzlich zu danken ist. Im Zeitraum 2007 bis 2011 wird das Projekt Jungvogelmanagement durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und die Deutsche Wildtier Stiftung finanziell unterstützt.
Ergebnisse
Im Jahr 2009 waren in Brandenburg 24 Brutreviere des Schreiadlers besetzt, eins davon durch einen Einzelvogel und die übrigen durch Revierpaare. Die alljährliche Kontrolle verwaister Reviere sowie potenzieller Brutgebiete erbrachte ein Brutrevier, das nach langjähriger Abwesenheit wieder besetzt war. Abb. 1 zeigt, dass der Brutbestand langfristig abnimmt, seit fünf Jahren aber stabil ist. Bemerkenswert war im April 2009 das auffällige Balzgeschehen, das bei gleicher Beobachtungsintensität zu viel mehr und anhaltenderen Beobachtungen als in anderen Jahren führte. Dies löste zunächst Zuversicht für die Brutsaison aus, ist im Nachhinein aber möglicherweise anders zu interpretieren.
Mit lediglich vier ausgeflogenen Jungvögeln lag die Fortpflanzungsziffer bei 0,17 Jungen je anwesendes Paar. Ein vergleichbar niedriges Ergebnis