Heft 
Band 18
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-begrünung sowie Dunen auf Brutvorbereitun­gen hin. Die Menge des Horstschmucks rangierte zwischen relativ wenig bis reichlich. Nur in einem Fall war eine gut ausgeprägte Horstmulde sichtbar. Wahrscheinlich hat in keinem der Nester eine Brut stattgefunden. Nur an einem Horst mit frischer Be­grünung hielt sich ein Altvogel auf. An einem der schon länger verlassenen Nester flog ein Altvogel über dem Horstbereich. Nur in einem der Brutrevie­re gab es Wahrnehmungen, die im Zusammenhang mit dem späteren Brutverlust stehen könnten: Am 9.5. beobachtete C. Rohde die Kollision eines Schrei­adlers mit einer Windenergieanlage in 2,8 km Ent­fernung vom Horst. Da der Vogel nur mit der Nabe kollidierte, an die er anscheinend förmlich ange­sogen wurde, erlitt er keine Verletzungen(Details siehe MEYBURG& MEYBURG 2009; Foto in LANGGEMACH et al. 2009). Eigene Beobachtungen(T. L.) vier Tage später zeigten wiederum einen Schreiadler, der in gefährlicher Nähe der Anlagen kreiste.

In den erfolglosen Revieren waren die Altvögel nach dem Scheitern der Brut teils kaum noch wahr­nehmbar, teils aber auch bis Mitte September zu sehen. In mindestens einem Fall wurde ein Ersatz­horst gebaut bzw. ausgebaut, so wie es gelegentlich nach gescheiterten Schreiadlerbruten vorkommt. Ein im Vorjahr durch B.-U. Meyburg als Brutvogel besendertes Weibchen gibt Aufschluss über das Verhalten eines Nichtbrüters. Der Vogel kam am 15. April in seinem alten Revier an, um dort den vorjährigen Horst wieder zu besetzen. Trotzdem hat er sich über die gesamte Brutzeit an allen Ta­

Otis 18(2010)

Abb. 2: Bruterfolg des Schrei­adlers in Brandenburg 1993­2009. Die eingefügte Grafik bis 2008 verdeutlicht die drasti­sche Änderung des Trends al­lein durch das Jahr 2009(beide Trends nicht signifikant).

Fig. 2: Breeding success of the Lesser Spotted Eagle in Brandenburg 1993-2009. The graph included for the years 1993-2008 shows the drastic change in the trend line due to the catastrophic year 2009 alone(both trends not signifi­cant).

gen oft über mehrere Kilometer vom Nest entfernt und offensichtlich keine Brut begonnen. Brütende Weibchen werden von den Männchen gefüttert und entfernen sich bestenfalls für ca. eine Stunde vom Horst, um die übergebene Beute zu verzehren, sich zu putzen usw., ohne dabei weite Flüge zu unter­nehmen(MeygurcG 1970). Bei der Kontrolle am 8. Juni war der Horst üppig und frisch geschmückt, aber ohne Nestmulde und ohne Gelege(Abb. 3). Ab Juli führten die Ausflüge des Weibchens bis ca. 24 Kilometer vom Revier weg, wobei der alte Horstbe­reich bis zum Abzug immer noch als Aktivitätszen­trum erkennbar war. Mehrere Lokalisationen im Juli markieren genau den einstigen Horstbereich eines seit Jahren verwaisten anderen Schreiadlerre­viers 15 Kilometer entfernt vom eigenen Horst. Am 8. September begann das Weibchen den Wegzug nach Afrika . Der Zeitpunkt des Verlassens der Brut­reviere scheint nicht mit dem Zeitpunkt des Schei­terns der Brut korreliert zu sein, aber durch das oft sehr unauffällige Verhalten von Schreiadlern nach Brutverlust lässt sich dies nicht statistisch unter­setzen. Von drei besenderten Männchen zog ein erfolgreiches am 19. September ab, während zwei, deren Brut im Juni gescheitert war, am 12. bzw. 17. September abzogen, also ebenfalls zu normalen Terminen und nicht vorfristig.

Die Gelegegröße ließ sich für neun Bruten bestim­men. Sieben mal wurde 1 Ei(bzw. kleiner Jungvo­gel) und zweimal 2 Eier gefunden. Die mittlere Ge­legestärke lag 2009 bei 1,22 und damit unter dem Mittel der Jahre 2004 bis 2009(1,57 Eier bei insge­