Heft 
Band 18
Seite
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Anzahl Bruten

April III

gebot, aber in noch schlechteren Mäusejahren gab es auch schon besseren Bruterfolg. Schlechte Re­produktion kann also ihre Ursachen auch schon auf dem Zugweg oder gar im Winterquartier haben. Indizien hierfür liefert die Satelliten-Telemetrie. Mit ihrer Hilfe wurden für das Jahr 2009 drei Ver­luste an adulten brandenburgischen Schreiadlern während des Heimzuges nachgewiesen, während in den Vorjahren kein einziger der sechs(2006) bzw. sieben(2007) besenderten Vögel umkam(MEYBURG & Meygurc 2009). In allen drei Revieren mit Alt­vogelverlust stellten sich neue, jeweils unberingte Männchen ein, doch die Paare blieben 2009 ohne Bruterfolg. Ohne die Telemetrie wären diese Part­nerwechsel nicht bemerkt worden. Daher ist denk­bar, dass weitere Vögel der Brandenburger Paare auf dem Zugweg umgekommen sind und durch an­dere Vögel ersetzt wurden. Bei neuen Brutpartnern oder unerfahrenen Erstbrütern ist mit einem nied­rigeren Bruterfolg zu rechnen(vgl. z. B. PooL: 1989 für den Fischadler Pandion haliaetus oder SANDKE& STANco 2008 für den Sperber Accipiter nisus ). Alle oben genannten Symptome können auch bei uner­fahrenen bzw. nicht optimal synchronisierten Paa­ren auftreten. Daher ist der Verlust von Altvögeln als zweite wesentliche Erklärung des schlechten Bruterfolges 2009 in Erwägung zu ziehen bzw. hat in mehreren Fällen nachweislich dazu beigetragen. Er könnte auch den Unterschied zu Mecklenburg­Vorpommern erklären, wo die Reproduktion eben­falls zwar schlecht war, mit 0,47 juv. je anwesendes Paar jedoch besser als in Brandenburg (W. Scheller, pers. Mitt.). Solche Individuenverluste können auch

Otis 18(2010)

Abb. 12: Vom Horstbau bis zur dritten Junidekade kam es in allen Phasen der Brut und frühen Aufzucht zu Brut­verlusten(fünf Reviere ohne Horstfund nicht enthalten).

Fig. 12: From early May to late June, broods were lost in all brood and rearing phases (five territories where nest was not found not included).

im Brutgebiet auftreten. Der Verlust eines Altvogels im besten Reproduktionsalter wie 2008 an einer Windenergieanlage wiegt dabei für die Population besonders schwer(vgl. MEyBurG& MEysurG 2009). Dass Windenergieanlagen eine neuartige Gefähr­dung für Schreiadler sind, bekräftigen die Wahr­nehmungen im Jahr 2009(siehe oben).

Die Schadstoffwerte der untersuchten Eier sind ge­ring. Hier ist demnach nicht mit einer zusätzlichen Ursache für den schlechten Bruterfolg zu rechnen, was vor allem im Hinblick auf derzeit alarmierend hohe DDT -Werte in Eiern des Schwarzstorchs(Ci­ conia nigra ) wichtig ist. Vor allem Ostzieher sollen davon betroffen sein(M. Strazds, pers. Mitt.).

Für eine in Abnahme befindliche Population wie jene des Schreiadlers in Deutschland stellenKa­tastrophenjahre wie 2009 eine zusätzliche Ge­fährdung dar. Eine Modellierung zeigte, dass sie zwar keinen direkten Bestandseinbruch verursa­chen, aber die Abnahme verstärken, vor allem bei wiederholtem Auftreten(LANGGEMACH& BÖHNER im Druck).

Schlussfolgerungen

Die wichtigste Konsequenz ist, die Nahrungssitua­tion zu verbessern, um schlechte Feldmausjahre durch alternative Beute zu kompensieren. Im Ein­klang mit dem Artenschutzprogramm(MLUV 2005) sollten vor allem

° Grünland erhalten, vermehrt und extensiv ge­

nutzt, * Ackerbrachen gefördert,