Heft 
Band 18
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Otis 18(2010)

A ANAL

Gebietsbeschreibung

Das NSG Kremmener Luch liegt inmitten des Obe­ren Rhinluchs, das zwecks landwirtschaftlicher Nutzung ab 1911 verstärkt entwässert worden war (KretscHMER 2000). In diesem Zusammenhang erfolgte die 1916 abgeschlossene Eindeichung des Kremmener Sees(Hesse 1914c, FIEDLER 1981). Wie schon das Havelländische Luch sollte das Kremme­ner Luch südwestlich des Dammes auf einer Fläche von 12 km? trocken gelegt werden. Zur landwirt­schaftlichen Ausnutzung der Flächen hatte sich in Kremmen bereits eine Bodenverbesserungsge­nossenschaft gebildet. Aus Naturschutzgründen sollte aber eine Fläche von 40-50 ha unbeeinflusst bleiben. Eine hochrangige Kommission veranstal­tete im Frühjahr eine Befahrung des Sees und eine Begehung der Ufer, um sich ein Bild von der Schutz­würdigkeit des Gebietes zu machen(HeLFer 1923). Das Kerngebiet des heutigen NSG wurde schließ­lich im Jahr 1925 unter Schutz gestellt(FıscHEr et al. 1982). Zu Beginn der 1970er Jahre setzte eine komplexe Melioration im Rhinluch ein(KretscH­MER 2000), die eine intensive Grünlandnutzung zur Folge hatte. 1978 wurde das NSG auf 360 ha und schließlich 1986 auf 662 ha erweitert und umfas­ste jetzt zusätzlich die landwärts an die Dämme

Abb. 1: Lage der Kontrollfläche innerhalb des NSG Kremmener Luch.

Fig. 1: Location of the study plot within the Kremmener Luch nature reserve.

grenzenden Bereiche. Dabei handelte es sich um als meliorationsunwürdig angesehene Restflächen der ehemaligen Luchlandschaft. Die Auswirkungen der Melioration waren aber auch in diesen Berei­chen zu spüren, denn die vormals freien Flächen verbuschten zusehends. Auf Initiative von Natur­schützern wurden offiziell Baumaßnahmen zur Sicherung eines ausreichenden Flachwasserstandes durchgeführt, bei denen u. a. die aus dem Erwei­terungsgebiet herausführenden Entwässerungs­gräben geschlossen und gleichzeitig entlang der NSG-Grenzen Abfanggräben gebaut wurden(Fıep­LER 1981). 2009 wurde das NSG erneut vergrößert auf eine Fläche von 1.185 ha und umfasst jetzt auch Grünländereien.

Die Lage des 19,6 ha großen Untersuchungsge­bietes am Westrand des NSG ist aus der Abb. 1 er­sichtlich. Die erfassten Brutvögel einer sich direkt daran anschließenden Rohrglanzgrasfläche von ca. 10 ha Größe, die ursprünglich zu der Kontrollfläche gehörte, werden hier nicht berücksichtigt. Südlich an diese extensiv genutzte Fläche- getrennt durch einen Graben schliesst sich das im Jahr 1995­1997 bearbeitete Feuchtgrünland(SC2)(HıeLscHER 1999b) an.

Das aktuelle Luftbild(September 2009) aus Google Earth stellt die Situation im Jahr 2000 dar (Abb. 2) und lässt einzelne Strukturgrenzen er­kennen. Die Kontrollfläche war nur nach Durch­queren eines an einer Stelle etwas zugewachsenen Teiles eines Abfanggrabens zu erreichen, an dem Holunder- und Weidenbüsche wuchsen. Am Nord­rand befand sich auf sehr moorigem Untergrund ein mit jungen Birken(ca. 3 m hoch) durchsetzter Erlenwaldstreifen entlang eines Grabens. Im Osten wurde das Gebiet durch einen stark zugewachsenen Entwässerungsgraben begrenzt. Von diesem verlie­fen nach Westen drei weitere schmale, aber schwer passierbare Gräben, von denen einer die südliche Gebietsgrenze bildete. Diese ehemaligen Entwäs­serungsgräben hatten keine Verbindung mehr mit dem Abfanggraben im Westen. Im April/Mai stand das Gebiet regelmäßig mehr oder weniger unter Wasser, das dann im Juni langsam verschwand, und im Juli war es dann bis auf die Gräben und ei­nige offene Moorstellen relativ trocken.

Auf der Kontrollfläche für die Revierkartierung kam ein Mosaik verschiedener Pflanzengesell­