Heft 
Band 18
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Otto: Brutvögel einer Kontrollfläche im NSG Kremmener Luch

Schilfröhrichte (C1), Seggenriede(C2) und nasse Brachen(D7) auf. Die Aufzählung zeigt, dass die Kontrollfläche nicht eindeutig einem Landschafts­typ zugeordnet werden kann.

In der Tab. 2 wird dargestellt, welche der im Kon­trollgebiet brütenden Arten als Leitart in einem der bereits aufgelisteten Landschaftstypen auftritt. Ins­gesamt kamen von den Leitarten eines zumindest kleinflächig im Untersuchungsgebiet existierenden Landschafts(Vegetations)typs 7 regelmäßig und 4 unregelmäßig vor. Die relativ größte Übereinstim­mung zeigte sich mit dem Leitartenspektrum der Schilfröhrichte. Dagegen kam von den von FLADE (1994) angegebenen Leitarten der Niedermoore, die eigentlich eher auf trockenen Standorten brü­ten, nur der Teichrohrsänger im Untersuchungsge­biet vor.

Charakteristik einiger Brutvögel

Der Charaktervogel in der Kontrollfläche im NSG Kremmener Luch ist zweifelsohne der Rohrschwirl. Tatsächlich hat das Gebiet am Kremmener See auch eine historische Bedeutung in Bezug auf die Ausbreitungsgeschichte des Rohrschwirls(s. auch LiBBERT 1970). Hier verhörte Hzsse(1914a,b) als erster am 23.4.1910 abends 2 singende Männchen. Diese Art war ihm zunächst unbekannt, so dass er sie in seinen Beobachtungsberichten für 1910 und 1911 nicht erwähnte(Hesse 1911, 1912). Erst als er im Naturkundemuseum Berlin den Balg eines 1896

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im Havelluch gesammelten Exemplars fand, dessen avifaunistische Bedeutung bis dato niemandem aufgefallen war, veröffentlichte er seine Beobach­tung. 1914 konnte er nach mehrtägigem Suchen am 7.6. schließlich sogar 6 Brutpaare nachweisen und dabei Futter tragende Altvögel feststellen(HEsse 1914c). Das war der erste veröffentlichte Brutnach­weis für Deutschland in den gegenwärtigen Grenzen nach den heute gültigen EOAC-Brutvogelstatus-Kri­terien(C14). Allerdings hatte es seit 1904 im Rhein­land verschiedene Beobachtungen gegeben, die die Art bereits als deutschen Brutvogel auswiesen. Das Vorkommen im Kremmener Luch war für die da­malige Zeit so bemerkenswert, dass anlässlich der 41. Jahresversammlung der Deutschen Ornitholo­gischen Gesellschaft 1923 in Berlin am 7.5. eine Ex­kursion in das Luch erfolgte, bei der 11 schwirrende Männchen erfasst wurden(HEınrotH 1924). In ei­ner ergänzenden Arbeit hatte Hesse(1920) darauf hingewiesen, dass dieser Schwirl eigentlich nur in den um den Kremmener See gelegenen Luchgebie­ten vorkam, wohingegen das übrige Rhinluch zum Brüten größtenteils ungeeignet wäre.

Die Verbreitung des Rohrschwirls in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat Hesse(1919) detailliert beschrieben. Die Art kam nur im Rhein­land und in Brandenburg vor(neben Schlesien und Ostpreußen ). Leider hat diese Veröffentlichung zur Bestandsentwicklung keinen Eingang in Handbü­cher gefunden(NIETHAMMER 1937, GLUTZ VON BLOTZ­

Tab. 2: Als Leitarten(nach FLADE 1994) verschiedener Landschaftstypen vorkommende Brutvögel der Kontrollfläche. Table 2: Indicator species(according to FLADE 1994) of different contryside types on the study plot.

D6 D7 C1 C2 E12

Niedermoor Nasse Brachen Schilfröhrichte_Seggenriede_Erlenbruchwald Anzahl Leitarten 1 2 BB 6 8 Regelmäßige Brutvögel Bekassine X Wasserralle Rohrschwirl Schilfrohrsänger Teichrohrsänger Bartmeise Weidenmeise Unregelmäßige Brutvögel Kranich Rohrweihe Teichralle Neuntöter

Landschaftstyp