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OTIS 6(1998) 1/2: 80-86 89
Vorkommen.. Nach der Freimachung der ersten Insel kam es noch 1984 zu ersten Bruten(3 BP). Danach schwankte der Bestand auf niedrigem Niveau jährlich zwischen 2-5 BP. Nach 1990 stieg der Bestand dann in Abhängigkeit vom Pflegezustand der Inseln auf 5-15 BP. Bei optimalem Flächenzustand wurden stets deutlich über 10 BP registriert.
Den Bruterfolg bestimmen maßgeblich drei Faktoren. Von größtem Einfluß ist der Wasserstand zu Brutbeginn und während des Brütens. Liegt der Staupegel Ende März/Anfang April bereits recht niedrig, so verleitet er die Tiere in die überflutungsgefährdeten Flächen zu legen. Wasserspiegelschwankungen von wenigen Zentimetern können so zu Gelegeverlusten führen. Hochwasser von mehrtägiger Dauer, z.B. 1996, führt zu Totalausfällen und zum Abzug aller Brutvögel. Auf kurzzeitige Wasserspiegelschwankungen mit Gelegeverlust wird in der Regel mit einem Nachgelege reagiert. Ein weiterer Einflußfaktor für Gelegeverluste ist im Zusammenhang mit einem ständigen Rast- und Schlafplatz der Nebelkrähe zu sehen. Bis in den Mai halten sich noch größere Nichtbrüteransammlungen im Gebiet auf(50-150 Ex.), die u.a. die Inselflächen auch zur Nahrungssuche und als Vorsammelplatz in Schlafplatznähe nutzen. Jährlich dürften 40-80% der Erstgelege durch Nebelkrähen verlustig gehen. Wichtig für die Gelegeverteidigung ist, daß sich möglichst 4-5 Kiebitzpaare in einem engeren Gebiet(Kleinkolonie) zur Brut entschließen. So ist eine aktive, gemeinsame und wirksame Revierverteidigung möglich. Den dritten Einflußfaktor auf den Bruterfolg bestimmt der Mensch. Hält er sich längere Zeit auf den Inseln auf, provoziert er ein Auskühlen von Gelegen bzw. leistet den Nebelkrähen ungewollt Hilfestellung beim Gelegeplündern.
Auch wenn der Kiebitz es nicht leicht hat, sein Gelege zum Schlupf zu bringen, so sind doch regelmäßig Ende April/Anfang Mai die ersten geschlüpften Küken festzustellen. Was noch wichtiger erscheint, ist die Tatsache, daß fast regelmäßig Junge flügge werden. Für 1998 sind von den 13 Erstgelegen aus 4 Gelegen Küken geschlüpft, wovon 10 Junge die Flugfähigkeit erreichten. 4 Gelege fielen schwankenden Wasserständen zum Opfer und fünf sehr wahrscheinlich Nebelkrähen. Auf alle Verluste wurde 1998 mit Nachgelegen reagiert, wovon mindestens 6 Gelege zum Schlupf kamen. Das Nachlegen erfolgte aber durchaus gestaffelt, so daß die letzten Küken erst in der ersten Jülidekade schlüpften.
Betrachtet man die Jahre mit Bruterfolg seit 1993, so ist im Gebiet eine Nachwuchsziffer von 0,54-1,85 flügge Jungen je BP(fl. Juv/BP) u. Jahr erzielt worden. Setzt man eine erforderliche Nachwuchsrate von ca. 1 fl. Juv/BP u. Jahr für mitteleuropäische Verhältnisse an(BEZZEL 1985), so kann man davon ausgehen, daß die kleine Brutpopulation derzeitig eine der wenigen Teilpopulationen im Landkreis Spree-Neiße ist, die sich selbst reproduzieren kann. Unter Einbeziehung der beiden Jahre mit Totalverlusten wird immer noch ein Wert von mindestens 0,93 fl. Juv/BP und Jahr für den Zeitraum 1993-1998 erreicht. Nimmt man den mittleren Bruterfolg als Vergleichsmaßstab, so wurden 1998 aus ca. 23 Erst- und Nachgelegen immerhin noch 1,04 Juv. flügge. Zum Vergleich sei ein Ergebnis einer intensiven Bearbeitung zum Kiebitz im Erweiterungsgebiet der Rieselfelder Münster angeführt. In den Jahren 1995-1997 lag hier der mittlere Bruterfolg bei 0,15-0,19 fl. Juv. je Gelege(BLÜHDORN 1998). Ähnlich katastrophal liegen die Verhältnisse im Landkreis Spree-Neiße , wo derzeitig eingeschätzt wird, daß maximal 10% der Erstgelege zum Schlupf gebracht werden(LITZKOW& BESCHOW 1996).