OTIS 6(1998) 1/2: 111-114 111
WINFRIED DITTBERNER
Zusammenfassung
In der Brutperiode 1998 nisteten 21 Paare des Flußregenpfeifers(Charadrius dubius ) auf Algenwattefeldern im wechselfeuchten Auengrünland des Feuchtgebietes von internationaler Bedeutung(FIB)"Unteres Odertal " bei Schwedt/Oder .
Es werden habitatbezogene Angaben zur Nestanlage, zur Bebrütung, zum Schlupf und zur Jungenführung mitgeteilt. In enger Brutnachbarschaft mit den Flußregenpfeifern nisteten Lachmöwen, Kiebitze, Schafstelzen, Wiesenpieper und Rohrammern. Etwa 50% der dubiusBP führten eine erfolgreiche Jahres- bzw. Ersatzbrut durch.
1. Einleitung
Natürliche Nisthabitate des Flußregenpfeifers sind seit der Flußbegradigung und Einpolderung im unteren Odertal in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts nicht mehr vorhanden. Doch gibt es noch alljährlich naturnahe Brutplätze auf Schwemmsandflächen und auf anthropogen entstandenen Lebensräumen, z.B. Kiesgruben, Kläranlagen und Müllhochkippen(DITTBERNER 1996). In Abhängigkeit vom wechselnden Angebot solcher Lebensräume schwankt der Brutbestand jahresweise. Es gibt auch Verlagerungen der Brutplätze, z.B. Ende der 1960er Jahre auf Schwemmsandflächen bei Friedrichsthal , in den 1980er Jahren an der Wassergewinnungsanlage der PCK GmbH Schwedt, im Kiesabbaugebiet bei Bielinek an der Oder (Polen ). Auf Grund von Intersivierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft wie z.B. der Bepflanzung von Schwemmsandflächen oder die Umwandlung kurzgrasiger Wiesen in Intensivgrasland mit hochwüchsigem Rohrglanzgras im FIB"Unteres Odertal " ging der Bestand von durchschnittlich 10 BP bis auf Einzelpaare zurück.
Durch die Sommerflutung 1997, verbunden mit einer langanhaltenden Hitzeperiode im Spätsommer, entwickelten sich in den ausgedehnten Flachwasserzonen lokal flächendeckende Bestände von Grünalgen(Chlorophycea), hauptsächlich Cladophora und Spirogyra. Diese Algenwattefelder deckten größere Bereiche der Polderwiesen mit Flußschlick und/oder Schwemmsand zu. Die darunter befindliche Grasvegetation starb ab(Abb.1). Flächen mit reinen Algenwattefeldern wurden wenig von rastenden Limikolen besucht(DITTBERNER 1998). Im Mai 1998 kam es zu einer erneuten starken Algenwattebildung auf den Restwasserflächen im FIB. Mit dem allmählichen Abtrocknen der viele Hektar umfassenden vegetationslosen Flächen, siedelten sich hier hauptsächlich Lachmöwen(Larus ridibundus ), Kiebitze(Vanellus vanellus ) und Flußregenpfeifer an. Der Bestand letzterer Art lag bei 21 BP, was einer Siedlungsdichte von 0,5 BP/ km? entspricht.