OTIS 6(1998) 1/2: 122-137 131
biotope von Sanddünen über Kiefernheiden bis zu Laubmischwäldern. Wesentliche Habitatelemente sind offene, sandige Bodenstellen und ein lückiger, kurzrasiger Bodenbewuchs mit Calluna-Flächen. Wälder mit einem dichten Kronenschluß werden gemieden. Für den Ziegenmelker sind die offenen, wärmespeichernden Sandböden für den Nahrungserwerb wichtig, da sich hier vorwiegend fliegende nachtaktive Insekten aufhalten, die er im Flug erbeutet(vgl. DAUNICHT 1985, SCHLEGEL 1969). Von großer Bedeutung für die Brutrevierauswahl scheint eine spärliche, niedrige Bodenvegetation zu sein, so daß aufgelockerte Kiefernforste auf trockenen, armen Standorten den optimalen Bruthabitattyp darstellen(SCHLEGEL 1969, STEINKE 1981). BERNDT& WINKEL(1977) bezeichnen die Art als Differentialart für trocken-sandige Kiefernwälder des nördlichen Mitteleuropas .
Bezogen auf großfläche Untersuchungsgebiete(>4.000 ha) ergaben sich auf brandenburgischen TÜP sehr unterschiedliche Abundanzen zwischen 0,3 bis 4,7 sM/km?. Dabei zeigten sich auch deutliche Unterschiede zwischen Süd- und Nordbrandenburg. Während die großflächigen TÜP im südlichen Teil Brandenburgs - wie Jüterbog , Lieberose oder Altengrabow - relativ hohe Abundanzen aufweisen, dünnen diese weiter nordwärts signifikant aus. Dies dürfte sicherlich auch mit dem nördlichen Arealgrenzbereich der Art im Zusammenhang stehen, zumal auch die nordbrandenburgischen Forste nur noch sporadisch besiedelt sind. Leider liegen diesbezüglich für den großflächigen nordbrandenburgischen TÜP Wittstocker Heide keine Angaben vor. Bei Kontrollflächen bis maximal 1.000 ha Größe bewegten sich die Abundanzen zwischen 0,78,2 sM/km”, bezogen auf die besiedelbare Fläche. Die mit Abstand höchsten Abundanzen wurden dabei in optimalen Teilbereichen der TÜP Lieberose mit 8,2 sM/km?(800 ha; T. Noah, F. Schröder), Jüterbog-West mit 8,0 sM/km’(1.200 ha 10-20jähriger Birken-Heidekraut-Vorwald; Verf.) sowie Altengrabow mit 7,5 sM/km?(800 ha Birkenvorwald und Kiefernheide mit Callunaund Besenginster-Beständen; T. Hellwig, T. Ryslavy) erreicht. Letztere Angabe deckt sich mit ALEX& FLESCHNER(1994), die für Teilflächen des TÜP Altengrabow 7,3 sM/km* (Besenginster-Kiefernheide) angeben.
Für TÜP mit vorliegenden Habitatnutzungsangaben gilt, daß Sandoffenflächen,-trockenrasen sowie geschlossene Wälder unbesiedelt sind. Auf Sandheiden mit wenig Gehölzbewuchs ist die Abundanz relativ gering, so auf Jüterbog nur 0,25-0,3 sM/km(Verf.) und auf Altengrabow 1,1 sM/km(ALEX& FLESCHNER 1994). Dagegen steigen die Abundanzwerte bis zum Maximum in den Birken-Heidekraut- Vorwäldern und Besenginster/Calluna-Kiefernheiden mit eingestreuten offenen Sandflächen(s.o.).
Auf TÜP, wo über mehrere Jahre Erfassungsreihen vorliegen(TÜP Brand, Teilbereiche TÜP Lieberose), zeigen sich durchweg ansteigende Bestände. Zweifellos hat der Ziegenmelker auf den TÜP nach der Einstellung des militärischen Übungsbetriebes von der raschen Sukzession hin zu Heidekraut-Birkenvorwäldern erheblich profitiert, da diese seine Optimalhabitate darstellen, in denen er die höchsten Siedlungsdichten erreicht. Doch mit der weiteren Sukzession und dem zunehmendem Bestandsalter wird die Art hier vermutlich wieder geringere Abundanzen erreichen, da es zur Verdrängung der Calluna-Bestände, zur Verringerung der offenen Sandstellen sowie zunehmemd zum Kronenschluß der Bäume kommen wird.