Heft 
Band 20
Seite
83
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Otis 20(2012): 83- 85

Kleine Mitteilungen

Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis als Beute des Fischotters

Thomas Hellwig

HeıLwic, T.(2012): Zwergtaucher Tachybaptus ruficollis als Beute des Fischotters, Otis 20: 83-85.

Die Jagd eines Fischotters auf Zwergtaucher an einer eisfreien Stelle eines Binnenflusses bei Neustadt/Dosse wurde direkt beobachtet. In der Folge wurden die Auswirkungen der Jagd kon­trolliert, wobei die Erbeutung und Tötung von mindestens neun Zwergtauchern durch den Fischotter angenommen werden muss. Alle erbeuteten Taucher wurden zu mindestens partiell zur Nahrungsaufnahme genutzt. Wegen des Verbleibs von zehn Tauchern am Folgetag herrscht Unklarheit, ob eine Vergrämung oder Erbeutung stattfand.

HeLıwic, T.(2012): Little Grebe Tachybaptus ruficollis as prey of the Otter. Otis 20, 83-85.

A Eurasian otter hunting Little Grebes on an ice-free spot of an inland river in Neustadt / Dosse was observed. The following observations proved that the otter trapped and killed as many as nine Little Grebes and feed at least partially on them. On the next day ten Little Grebes were missing, whereas it is obscure if they left the place or were killed by the otter as well.

Thomas Hellwig, Hook 1, 39524 Schönhausen (Elbe )

Am 25.Januar 2010 gelang die Beobachtung eines Fischotters(Lutra lutra ), der einen Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis) erbeutete. Vögel als Beute stellen regulär keine Besonderheit für diesen Was­sermarder dar(Bınner 2001, Kaıse 2001). Doch Beobachtungen von Fischottern gelten als selten, zumal, wenn es um deren Beutefangverhalten geht (RoskopEn 2001).

Der anhaltende, zum Beobachtungszeitpunkt bereits fünf Wochen währende Dauerfrost ließ die meisten Gewässer des Havellandes rasch zufrieren. Auf den letzten offenen Wasserstellen konzentrier­ten sich die nicht abgezogenen Wasservögel, so auch an der Dosse bei Neustadt(OPR ). Im Bereich eines Wehres blieb bis auf die Ränder des Flusses eine ungefähr 400 m lange Strecke vom Eis frei.

Zum Zeitpunkt der Beobachtung zwischen 8:10 und 8:40 Uhr hielten sich 21 Zwergtaucher(Ta­chybaptus ruficollis), ca. 30 Stockenten(Anas pla­tyrhynchos), 26 Gänsesäger(Mergus merganser ), neun Kormorane(Phalacrocorax carbo ) und eine Wasseramsel(skandinavische Unterart C. c. Cin­ clus ) in diesem Gewässerabschnitt auf.

Die 21 Zwergtaucher konzentrierten sich auf einer

Länge von ca. 100 m Flusslauf. Sie tauchten eifrig nach Nahrung. Gleichzeitig zeigte sich immer wie­der der Rücken eines größeren Säugers an der Was­seroberfläche. Allerdings ging dies so schnell, dass eine Bestimmung unmöglich war. Plötzlich sprang dasPhantom für einige Sekunden aus dem Was­ser auf das Eis, um gleich danach wieder abzutau­chen. Es war ein Fischotter. Der runde, torpedoför­mige, dunkelbraune, kräftige und mindestens 1 m lange Körper und der flache breite Kopf mit den kleinen Ohren waren mit achtfacher Fernglas­Vergrößerung beim Schwimmen deutlich wahrzu­nehmen. Der Schwanz bildete mit dem Körper eine Einheit und wirkte nicht abgesetzt wie bei anderen Marderartigen. Die geringste Entfernung zwischen mir und dem Tier betrug ca. 25 Meter. Alles ging sehr schnell. Der Fischotter war auf der Jagd. Die Zwergtaucher stellten ihre Tauchgänge ein und lug­ten vorsichtig unter die Wasseroberfläche.

Kurze Zeit später verschwand der Otter schlag­artig in einem aus der Böschung des Dosse-Ufers ragenden Betonrohr(Durchmesser ca, 1 Meter). Nur wenige Minuten später schoss er im Sprung aus diesem hervor, tauchte ins Wasser und kam mit