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Band 20
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Schriftenschau

Dorngusch, M.(2012): Artenliste der Vögel im Land Sachsen-Anhalt . 2. Auflage, Stand 31.12.2010. Apus 17, Sonderheft 2: 64 Seiten.(3)

Während man sich durch zwei regionale Brutvogelatlanten und natürlich durch die ADEBAR-Kartierung über die Brutvogelwelt Sachsen-Anhalts inzwischen gut informieren kann, bleibt ein Gesamtüberblick über die Vogelwelt unseres Nachbarlandes noch schwierig: Es gab noch nie eine Gesamtavifauna dieses Gebietes(sie ist erst in Arbeit). Umso willkommener ist die jetzt erschienene aktualisierte Artenliste.

Im Zeitraum 1800-2010 wurden 223 Brut- und 167 Gastvogelarten nachgewiesen. Die eigentliche Artenliste enthält drei Spalten mit Angaben zur Kategorisierung(nach internationalem Standard), zum Brutstatus und zum jahreszeitlichen Vor­kommen. Rund 23 in Sachsen-Anhalt , aber noch nicht in Brandenburg nachgewiesene Arten geben Hinweise, wonach man bei uns noch Ausschau halten kann. Über manche Artaufspaltungen könnte man sich streiten, aber das ist Geschmackssache. Etwas unverständlich ist eineErklärung von Nachweisangaben, ich jedenfalls habe die erklärten Angaben in der Liste nicht gefunden. Gefangenschaftsflüchtlinge sind in einem Anhang aufgeführt.

Von besonderem Interesse sind die Kom­mentierungen zu ausgewählten Arten. Neben unsicheren Artnachweisen werden hier die Vor­

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kommen vieler seltener Gast- und mancher Brut­vögel in knapper Form aufgelistet. Gerade in Ermangelung einer Avifauna ist diese Übersicht von großem Wert. Überall fällt auf, wie sich der Autor um eine kritische Wertung ungewöhnlicher Nachweise bemüht hat, vieles ist alsungenügend belegt bezeichnet. Das wird in Sachsen-Anhalt bestimmt für Diskussionen sorgen, ist aber sehr notwendig, um zu einem zuverlässigen Bild zu kommen. Der Autor hat für die Avifauna-Bearbeiter viel wertvolle Vorarbeit geleistet.

Auch über die Vogelwelt Brandenburgs lässt sich noch etwas lernen. So werden ein bisher unbekannter Nachweis des Lannerfalken (2.9.1981 bei Pritzwalk gefangen) und ein belegter Brutnachweis des Zwergsumpfhuhns von 1830 erwähnt. Letzterer wurde bisher fälschlich Sachsen-Anhalt zugeordnet. liegt aber heute auf brandenburgischem Gebiet(Ahlsdorf/EE ). Der Verbleib zweier Schlagschwirl-Gelege aus dem 19. Jahrhundert bei Brandenburg/H. wird angegeben und deren richtige Bestimmung nochmals bestätigt.

Wer sich zusammenfassend über seltene Vogelarten unseres Nachbarlandes informieren will, wartet entweder(noch einige Jahre?) auf die neue Avifauna oder kann jetzt die neue Artenliste erwerben.

Wolfgang Mädlow