Heft 
Band 21
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flogen Junge aus(57%). Diese erfolgreichen Brut­paare mit bekannter Jungenzahl hatten im Mittel 4,7(40,9 SD) flügge Junge. Die Brutgröße variierte von 1-6 flügge Junge(Abb. 7). In den Nestern der erfolgreichen Paare wurden aus insgesamt 6% der gelegten Eier keine Jungen flügge.

Bezieht man die Anzahl der ausgeflogenen Jun­gen auf die Gesamtzahl an kontrollierten Nestern (n= 115), ergibt sich eine Fortpflanzungsziffer von 2,7 Junge/Nest mit Eiern. Da aber davon aus­zugehen ist, dass Paare bei Verlust der ersten Brut mit Sicherheit ein Nachgelege zeitigen und andere Paare eine Zweitbrut erfolgreich beenden, ist die Reproduktionsziffer der Brutpaare höher anzuset­zen. Insbesondere die Paare mit zwei erfolgreichen Bruten bestimmen die Nachwuchsziffer in der Sai­son. Über ihren Anteil an der Brutpopulation lässt sich aber keine Aussage treffen.

In der Tab. 5 wird der für Baden-Württemberg angegebene Bruterfolg(HÖLZıNGErR 1997) für durch­gehend kontrollierte Nester mit bekannter Vollge­legestärke mit den Daten aus Sachsen-Anhalt und Berlin/Brandenburg fortgeschrieben. Zu beachten ist, dass die bei dieser Auswertung berücksichtigte Anzahl von Bruten kleiner ist als die der eben be­schriebenen begonnenen Bruten. Totalverluste von Gelegen und Nestlingen sind in vollem Umfang in den Ausfliegeerfolg eingegangen.

Im Mittel flogen aus 50,8% der in 339 Nestern ge­legten Eier Junge aus, und die Fortpflanzungsziffer betrug durchschnittlich 2,5 Junge/kontrolliertes Nest bzw. begonnene Brut in den drei Ländern.

Gegenüber den Totalverlusten spielen die Verluste infolge tauber Eier, nicht geschlüpfter Nestlinge und der Tod oder die Prädation einzelner Junge im Allgemeinen eine untergeordnete Rolle. Bei den erfolgreichen Brutpaaren erreichte dieser An­

Otto: Brutökologie des Bluthänflings in Berlin und Brandenburg

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teil in Sachsen-Anhalt 9%(Otto 2012a) und in Berlin/Brandenburg 6%(s.o.). Aus dem Rahmen fällt allerdings das Ergebnis einer Studie von der Insel Mellum (Dietrich zitiert in ZAnc 2009). In der dort untersuchten Brutpopulation blieben 21% von 310 kontrollierten Eiern(n= 63 Nester) ohne Keimesentwicklung, wodurch der Ausfliegeerfolg auf 31,3% sank.

4 Schlussbemerkungen

Eine erwartete zeitliche Differenz im mittleren Legebeginn der Erstbrut(im SW Deutschlands früher als in Ostdeutschland ) ließ sich aus dem Material nicht ableiten. Dabei könnte eine Rolle gespielt haben, dass der Legebeginn im bergigen Baden-Württemberg sicherlich von der Höhenlage beeinflusst wird. Die großen Differenzen im Median des mittleren Legebeginns über alle gefundenen Nester zwischen den verglichenen Ländern sind offenbar auf ungleiche Nestsuchaktivitäten in der zweiten Brutzeithälfte zurückzuführen.

Die hier vorgelegte deskriptive Form der Auswer­tung von brutbiologischen undphänologischen Daten ist sicher nicht mehr zeitgemäß verglichen mit aktuellen Arbeiten, in denen statistische Ana­lysen im Vordergrund stehen, wobei unvollständige Daten zu einzelnen Bruten oder andere Mängel bei der Datenerhebung teilweise ausgeglichen werden. Problematisch bleiben insbesondere die Bestim­mung des mittleren Legebeginns aus dem erfassten Datenmaterial und dessen regionaler Vergleich. In diesem Zusammenhang soll auf die Arbeit von Cor­NULIER et al.(2009) verwiesen werden. Darin wird ein Bayesian Mixture Model beschrieben, bei dem unter Verwendung von Eilegedaten der Erst- und Nachfolgebruten die jährliche Anzahl von Brutver­

Tab. 5: Bruterfolg bei durchgehend kontrollierten Nestern(Länderabkürzungen wie in Tab. 2). Table 5: Breeding success in frequently controlled nests(for abbreviations of regions see Table 2).

Gelegezahl gelegte geschlüpfte geschlüpfte flügge flügge Junge/ Land/

(Vollgelege) Eier Nestlinge Nestlinge/ Junge gelegte Eier Region gelegte Eier

128 627 531 84,7% 307 49,0% BW

113 584 390 66,8% 307 52,5% BE-BB

96 478 333 69,7% 244 51,0% ST-S

339 1689 1254 74,2% 858 50,8% Summe

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