Mecklenburg-Vorpommern über 22.000ha flach überstaute, eutrophe bis polytrophe Feuchtgebiete mit hoher Vegetations-, Stoff- und Wasserstandsdynamik. In nahezu allen Fällen stellte sich kurze Zeit später eine reichhaltige Avifauna ein, zu der oft seltene Sumpfvögel gehören(HEroLD 2012, SELLIN& SCHIRMEISTER 2012). In Brandenburg findet man in unterschiedlichem Maß wiedervernässtes Grünland beispielsweise bei Altkünkendorf in der Uckermark (Meıser 2003), am Streng unweit vom Rietzer See (Sons& Dürr 1993) sowie in der Nuthe -NieplitzNiederung(KALBE 1997, 1999).
Bis 1990 wurde auch das monostrukturierte Saatgrasland im hier beschriebenen UG mit Hilfe eines Schöpfwerkes entwässert und intensiv genutzt. Damals dürften auf den trockenen, regelmäßig umgebrochenen und neu eingesäten, bis viermal jährlich gemähten Standorten die meisten der heute hier nistenden Vogelarten viel seltener gewesen sein. Mit der Extensivierung und der daran gekoppelten Wiedervernässung des Areals wurde auch im Oberspree wald ein herausragender Lebensraum für zahlreiche Brutvogelarten der Flusstalmoore geschaffen.
Um diese Entwicklung zu dokumentieren, wurde im Frühjahr 2006(2007), 2011 und 2013 im UG eine Auswahl mehr oder weniger wassergebundener Brutvögel kartiert. Unter diesen befinden sich neun des Anhangs I der Vogelschutz-Richtlinie der Eu ropäischen Union . Die weiteren sind überwiegend seltene, in Brandenburg und Deutschland meist bestandsgefährdete Vogelarten. Das erklärte Ziel war es, die Bestandsveränderungen in Abhängigkeit von der jährlich wechselnden Durchfeuchtung der extensiv genutzten Nass- und Feuchtwiesen im Komplex
mit alten Bruchwäldern zu dokumentieren. Das Ergebnis erlaubt es, die Vogelarten-Besiedlung des UG im trockenen Frühjahr 2006(2007) jenen Besiedlungen im durch hohe Wasserstände gekennzeichneten Frühjahr 2011 sowie im feuchten Frühjahr 2013 gegenüber zu stellen(Tab. 2).
Bei acht Vogelarten wurde eine Zunahme bei höheren Wasserständen in den Wiesen festgestellt. Besonders deutlich ist diese Abhängigkeit bei Knäkente(von Null auf sechs Reviere), Wasserralle(von vier auf zwölf Reviere), Tüpfelralle(von zwei auf 21 Reviere), Bekassine(von elf auf 44 Reviere) sowie beim Rohrschwirl(von acht auf 14 Reviere). Deren Rückgang bei der zwei Jahre später(2013) erneut durchgeführten Untersuchung bei nur mäßig guter Wasserversorgung unterstreicht die Wasserabhängigkeit dieser Arten. Allein durch den Faktor Wasser kam es von 2006 bis 2011 zur Verdreifachung der kumulierten Revierzahlen dieser acht Vogelarten (von 43 auf 130 Reviere; Tab. 2). Aber auch im nur feuchten Frühjahr 2013 lag der Bestand dieser Arten noch doppelt so hoch wie im Trockenjahr 2006. Zu erklären ist die enorme Zunahme von 2006 zu 2011 damit, dass in 2011 mehr durchziehende Vögel auf Grund der optimierten Habitate(großflächig nasse Wiesen) zum Verbleib animiert wurden.
Bei weiteren Brutvogelarten wurde diese Wasserabhängigkeit nicht gefunden(Tab. 3). Deren Häufigkeit wird durch andere, offenbar großräumiger wirkende Faktoren gesteuert. Nur bei einer der untersuchten Arten—- der Nachtigall - kam es zu einem bis 2013 anhaltenden Rückgang infolge der hohen Wasserstände.
Tab. 1: Grundwasserstände ausgewählter Messpegel des Untersuchungsgebiets von West(P1) nach Ost(P8) Mitte Mai
(zur Lage Messstationen siehe Abb. 3).
Tab. I: Ground water levels at selected locations in the study area from west(P1) to east(P8) in mid-May(see Fig. 3 for
location of the measuring stations). Jahr P1 P3 P6 P8 mü.NN| relativ*| mü.NN| relativ*| mü.NN| relativ*| mü.NN relativ*
2006 50,40- 50,33- 50,48 2007 50,37- 50,32- 50,45 Mittel 2006/07 50,38 0 50,32 0 50,46 0 2011 50,50+12 50,44+12 50,70+24 2013 50,49+11 50,40+8 50,65+19
Anmerkung:*= Wasserstandsdifferenz in cm zum Mittelwert der Trockenjahre 2006 und 2007