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Band 22
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Otis 22(2015)

Tab. 2: Brutvögel mit deutlicher Bestandsveränderung in Abhängigkeit von der Durchfeuchtung des Grünlandes(-= keine

vollständige Erfassung).

Tab. 2: Breeding bird species with significant population changes due to flooding of grassland areas(-= incomplete records).

Anzahl der Reviere im Frühjahr Vogelart 2006 2007 2011 2013

Höckerschwan Cygnus olor 4- 11 7 Graugans Anser anser 0 0 2 1 Knäkente Anas querquedula 0 0 6 1 Wasserralle Rallus aquaticus 4 2 12 8 Tüpfelralle Porzana porzana 1 2 21 10 Bekassine Gallinago gallinago 11- 44 22 Feldschwirl Locustella naevia 15- 20 21 Rohrschwirl Locustella Iuscinioides 8- 14 11 Reviersumme 43- 130 81

Damit erfuhr das UG durch die bessere Durchfeuch­tung eine deutliche Aufwertung gegenüber dem Aus­gangsjahr 2006(Tab. 2). Gut sichtbar wird dies bei Betrachtung der Häufigkeit von Bekassine und Tüp­felralle, welche extrem auf die Wiedervernässung re­agierten. Während sich 2006 die Vorkommen dieser wertgebenden Arten allein auf den nassen Westteil beschränkten, wurde 2011 fast das gesamte UG von ihnen besiedelt. Eine gute Durchfeuchtung der Wie­sen war zwar auch 2013 gegeben, trotzdem waren die beiden wertgebenden Arten nicht mehr so häufig wie 2011. Sie blieben im Bestand aber immer noch deutlich über dem Niveau des Trockenjahres 2006. Weiterhin zugenommen haben trotz leicht gesunke­ner Frühjahrswasserstände(Tab. 1) Schilfrohrsänger und Schlagschwirl. Feldschwirl und Kranich behiel­ten ihre schon 2011 hohen Bestände bei.

Diese Aussagen sind von indikatorischem Wert, da imGewässerrandstreifenprojekt Spreewald (Röver& Hamm 2014) mehrere Maßnahmen auch im UG umgesetzt wurden. Die in trockenen Sommern unter Wassermangel leidenden Fließgewässer könn­ten wieder an das Gewässernetz des Oberspreewal­des angeschlossen werden. Die dafür vorgesehenen Bauwerke wurden 2011 errichtet. Sie ermöglichen es, die Wiesen im Winter zu überfluten(Winter­stau) und könnten auch dafür genutzt werden, im Anschluss daran die Wasserstände in den Wiesen und Bruchwäldern zur Brutzeit der Vögel auf hohem Niveau zu halten. So würden auch die noch vorhan­

denen Moorfragmente vor der Zersetzung infolge Trockenheit geschützt und deren Entwicklung hin zu mesotrophen Standortverhältnissen eingeleitet wer­den. Dazu böte sich der ganzjährige Anschluss von Krummem Wehrfließ, Roggozoa und Mingoa an das großräumige Gewässernetz an.

Die Frage, ob die weitere Grünlandnutzung im Sinne des Vogelschutzes ist, lässt sich anhand der vorliegenden Ergebnisse nicht beantworten. Nach HEroLD(2012) gewährleistet ein ganzjährig aus­reichend hoher Wasserstand(s.u.) für die meisten wertgebenden Arten eine optimale Habitateignung und verhindert wirksam eine Gehölzsukzession. Le­diglich für ausgewählte Arten wie Kiebitz , Bekassine und Wachtelkönig hält HEroLD einenasse Bewirt­schaftung für förderlich. Dazu zählt die Paludikul­tur, eine landwirtschaftliche Nutzung von nassen oder wiedervernässten Moorböden durch Energie­gewinnung aus Biomasse. Ein wichtiges Ziel ist dabei der Erhalt oder die Neubildung von Torf. Ein anderer Weg wäre eine extensive Beweidung, beispielsweise mit Wasserbüffeln oder Heckrindern. NEUHÄUSER (2012) erzielte an der Mittelelbe ermutigende Erfol­ge durch ganzjährige Beweidung vernässter Wiesen mit Galloways, Koniks und Wasserbüffeln. SELLIN& SCHIRMEISTER(2012) heben zudem die große Bedeu­tung eines regelmäßig fluktuierenden Wasserstan­des mit größeren, bis weit in die Brutzeit hinein überstauten Bereichen hervor.