Heft 
Band 19
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Von 1974-1978 wurden die geretteten Eier in der Vogelschutzwarte Steckby und ab 1979 in der Station in Buckow ausgebrütet. Die Küken wurden dort aufgezogen und ausgewildert.

In der vorliegenden Arbeit wird anhand von Gelegefunden ein Überblick über die Brutverbrei­tung der Großtrappen im Verbreitungsschwerpunkt Westbrandenburg für die Jahre 1974-1989 gegeben. Eine genaue Kenntnis der traditionellen Balz­und Brutplätze sowie Wintereinstände, die von Fortpflanzungsgemeinschaften der Groß­trappen erst in jüngerer Zeit aufgegeben wurden, ist eine Voraussetzung für die Umsetzung desMemorandum of Understanding on the Conservation of the Middle-European Population of Great Bustard(Otis tarda). Dies ist ein Zusatzabkommen der Bonner Konvention, das die Bundesrepublik Deutschland im Jahre 2002 unterschrieben hat. Darin ist die Empfehlung enthalten, auch die Einstandsgebiete zu sichern, in denen die Bestände als letztes erloschen sind.

Dieses Material zum Aussterben mehrerer Großtrappengruppen im westlichen Brandenburg

in den Jahren 1974-1989 soll darin erinnern, ­

wie empfindlich diese Art auf eine Zerstörung ihres Lebensraumes reagiert. Der aktuell sehr massive Druck auf die letzten Reste der Großtrappeneinstandsgebiete ist Anlass zu ernster Sorge, vor allem auch, weil bei dieser Entwicklung klare Verstöße gegen Naturschutzbestimmungen des Landes und der EU , also ernste Kollateral­schäden billigend hingenommen werden.

2. Material und Methode

Für die Darstellung der Fortpflanzungsareale der Großtrappen in Westbrandenburg(Abb. 1) wurden aus dem Zeitraum 1974-1989 insgesamt 776 Gelegefunde ausgewertet. Das Datenmaterial stammt aus den Archiven der Vogelschutzwarten Steckby(1974-1978) und Buckow (1979-1989). Wir danken Dr. M. Dornbusch(Steckby) und Dr. T. Langgemach(Buckow ) für ihre Unterstützung. Abb. 3 zeigt die Häufigkeit der Gelegefunde in den einzelnen Rastern und erlaubt eine vergleichende Übersicht zum Rückgang der Gelegefunde und der Größe der Brutareale sowie zum Aussterben einzelner Bestandsgruppen. Die kartografische Darstellung

Otis 19(2011)

ET

erfolgte mit Arcview 3.1., das Raster entspricht den

TOP-Karten 1:10000. Die Karten wurden von Sabine

Schwarz und Henrik Watzke erstellt. Vielen Dank. Die Gelegefunde wurden in folgende Zeiträume

gegliedert:

1974-1978: Startphase des Projektes unter der

Leitung der Vogelschutzwarte Steckby

1979-1984: In diesen Zeitraum fallen der massive

Bestandsrückgang der Großtrappen nach dem harter

Winter 1978/79, der Abschluss von umfassender

Meliorationsarbeiten und die flächendeckende

intensive Nutzung der Niedermoorgebiete ir Westbrandenburg(1984). 1985-1989: Weiterer Rückgang der Bestände durcl völlig unzureichende Nachwuchsrate intensiver Landwirtschaft führt zum Aussterber der ersten Bestandsgruppen. Nach 1990 führten der Verlust der meisten Fort­pflanzungsgemeinschaften und die Privatisierung der landwirtschaftlichen Produktion dazu, dass Landwirte nur noch in Ausnahmefällen Gelegefunde an die Naturschutzbehörde gemeldet haben. Die Nachweise konzentrierten sich in

=

infolge

der Folgezeit fast ausschließlich auf die drei letzten Fortpflanzungsareale der Großtrappen im westlichen Havelländischen Luch, in den Belziger Landschaftswiesen und im Fiener Bruch .

Die aus dem Untersuchungszeitraum für West­brandenburg aufgeführten Bestandszahlen für die Großtrappen wurden durch ehrenamtliche Naturschutzmitarbeiter unter der Leitung der Bezirksarbeitsgruppe Großtrappenschutz(M. Loew) und der Naturschutzstation Buckow ermittelt.

3. Ergebnisse und Diskussion

Großtrappen leben in offenen Fortpflanzungs­gemeinschaften, die bedingt durch Geburtsorts­und Brutgebietstreue der Tiere eine hohe soziale und räumliche Stabilität aufweisen. Außerhalb der kurzen Paarungszeit leben die Geschlechter getrennt. In jedem Einstandsgebiet ist ein traditionelles Balzgebiet vor allem im April und Mai das sozialeZentrum, in dem beide Geschlechter kurzzeitig zur Paarung zusammentreffen. In der anschließenden Brutzeit folgen einige Hähne den Hennen in ihre Brutgebiete. Dort balzen sie, gelegentlich über zehn km vom traditionellen