Heft 
Band 23
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Balke: Die Entwicklung der Schwarzstorchpopulation in der Spreewaldregion 111 4.4 Nahrungsgebiete Die Nachweise der Nutzung von Nahrungsgebie­ten erfolgten im Zuge einer seit 2009 laufenden Raumnutzungsanalyse( B alke , unveröff.). Hierbei wurden Flugrouten und-korridore sowie die ge­nutzten Nahrungsgebiete von drei Schwarzstorch­brutpaaren ermittelt. Dazu wurden von erhöhten Punkten im Gelände(Feuerwachttürme, Hochhaus, Aussichtspunkte usw.) Flugbewegungen ermittelt. Über individuelle Besonderheiten, wie z. B. Mau­serlücken, ließen sich konkrete Beziehungen er­mitteln. Zu erwähnen ist, dass in die Datenanalyse ausschließlich sicher nachgewiesene Nahrungsflü­ge Eingang fanden. Die Ausführungen von W eingardt (2000) zu Nahrungshabitaten erfolgten ausschließlich auf der Basis des Vergleichs der Anzahl von Sichtungen in den jeweiligen Nahrungsgebieten. Ein direkter Be­zug zu den einzelnen Brutplätzen des Schwarzstor­ches konnte nur in Einzelfällen erbracht werden. Weingardt ermittelte eine Verlagerung der Haupt­nahrungsgebiete im Zeitraum von 1993 bis 1999. Bis 1993 gelangen 77 % der Schwarzstorchsichtungen an den vorhandenen Fischteichen, aber nur 19 % in Feuchtwiesen mit Blänken. Der Anteil verschob sich bis 1999 auf 81 % Sichtungen in Feuchtwiesen mit Blänken und nur 16 % an den Fischteichen. Ein Bezug zu regionalen Brutplätzen wurde dabei nicht hergestellt. Auch ist nicht klar, ob es sich bei der An­zahl der Sichtungen um Mehrfachnennungen von verschiedenen Beobachtern handeln könnte. Die seit 2009 laufenden Untersuchungen er­brachten bisher 458 sicher nachgewiesene Flüge zwi­schen Brutplatz und Nahrungsgebiet. In die Analyse wurden je nach jährlicher Nestnutzung bis zu drei Nester einbezogen. Nest 1 und 2 liegen im BG VI, Nest 3 befindet sich im BG V. In Nest 1 wurde in allen Untersuchungsjahren erfolgreich gebrütet, in Nest 2 wurden in fünf Jahren Junge aufgezogen und in Nest 3 wurde in drei Jahren zweimal erfolgreich gebrütet. Die ermittelten Nahrungsflüge erfolgten in 27 verschiedene, räumlich getrennte Nahrungsgebiete. Die unterjährige und mehrjährige Nutzung einzel­ner Gebiete ist stets von verschiedenen Faktoren ab­hängig. Die erwähnte Raumnutzungsanalyse( B alke , unveröff.) benennt dazu konkrete, über die vorlie­gende Veröffentlichung hinausgehende Ergebnisse. Festzustellen sind jährliche Schwankungen in Bezug auf die vorrangige Nutzung einzelner Gebiete, sie sind abhängig von Wasserständen und Nahrungs­verfügbarkeit. In Abhängigkeit von den jährlich vorrangig genutzten Nahrungsgebieten verschoben sich entsprechend die Hauptflugkorridore. Dies war eine der wichtigen Erkenntnisse in Bezug auf Raumnutzungsuntersuchungen, wie sie im Vorfeld von geplanten Windparks durchzuführen sind. Es ist zwingend erforderlich, mehrjährige, über die gesam­te Brutperiode laufende Untersuchungen durchzu­führen, wenn aussagefähige Daten vorliegen sollen. Die nachweislich sicher genutzten Nahrungs­gebiete lassen sich auf fünf Biotoptypen verteilen: Diagramm 1 zeigt die Anteile genutzter Nahrungs­biotope. Die Fließgewässer außerhalb des Inneren Unteren und Oberspreewaldes, die künstlich an­gelegten Fischteichkomplexe sowie die Restlöcher ehemaliger Tagebaue bilden einen wichtigen Anteil an genutzten Nahrungshabitaten. Jedoch ist für die Fischteiche eine stark abnehmende Tendenz zu er­kennen, da die für den Nahrungserwerb gute Vor­aussetzungen bietende Schlepziger Teichgruppe I seit einigen Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird. Bei den vier Restlöchern ehemaliger Tagebaue ist leider eine Verschlechterung einzelner durch Verockerung eingetreten. Ein Beispiel für den Zusammenbruch eines ehe­mals regelmäßig frequentierten Nahrungsgebietes ist die Tornower Niederung bei Zinnitz. Feuchtwiesen mit Entwässerungsgräben waren hauptsächlich im unmittelbaren Nestumfeld an­zutreffen. Hier handelt es sich um bewirtschaftete Grünlandflächen mit ausschließlich der Entwässe­rung dienenden Grabensystemen. Den Hauptanteil der genutzten Nahrungsgebiete bilden im UZ die Feuchtgebiete mit Gräben, Blänken und offenen Flachwasserbereichen. Hier wurde der größte Anteil an Nahrungsflügen(50 %) ermittelt. Es konnten keine Nahrungsflüge der drei unter­suchten Brutpaare in die ehemaligen Kernbereiche des Inneren Unter- und Oberspreewaldes beob­achtet werden. Auffällig ist, dass zunehmend Nah­rungsgebiete außerhalb des BRS genutzt werden. Tabelle 3 zeigt die prozentuale Verteilung der Ent­fernung zwischen Brutplatz und Nahrungsgebiet ins­gesamt und in Bezug auf die untersuchten Nester. Im Durchschnitt aller drei Nester lagen die hauptsäch-