Heft 
Band 23
Seite
117
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Balke: Die Entwicklung der Schwarzstorchpopulation in der Spreewaldregion 117 Tab. 6: Durchschnittswerte im Fünfjahreszeitraum. Table 6: Average values in 5 year time frames. Fünfjahreszeitraum 1985–1989 BP a 19 BP m 16 Anteil erfolgreicher BP[%] 84 Juv. 42 Juv. je BP a 2,21 Durchschn. Bruten je Jahr 3,80 1990–1994 26 17 65 43 1,65 5,20 1995–1999 30 16 53 39 1,30 6,00 2000–2004 29 21 72 52 1,79 5,80 2005–2009 28 20 71 52 1,86 5,60 2010–2014 15 14 93 37 2,47 3,00 6 Gefährdungen Bereits W eingardt (2000) wies auf verschiedene, auch neuartige Gefährdungen für den Schwarzstorch in der Spreewaldregion hin. In bisher unveröffentlichten Untersuchungen zur Verlagerung der Brutgebiete von den Kernge­bieten in die Randbereiche des UG( B alke ) wur­den Gefährdungsursachen für die Spreewälder Schwarzstorchpopulation analysiert. Als aktuelle Hauptgefährdungen für die Schwarzstörche werden Windkraftausbau, Forstwirtschaft, Jagd, natürliche Prädatoren, Freizeitaktivitäten, aber auch natur­schutzfachliches Monitoring angesehen. Schutzgebiete wie das BRS gelten als Ausschluss­kriterium für die Errichtung von Windkraftanlagen. Wie aber bereits im Kapitel Nahrungsgebiete darge­stellt,werden zunehmend Nahrungsflüge in Bereiche außerhalb der Schutzgebiete getätigt. Dadurch neh­men Kollisionsrisiken durch Zerschneidungen von Hauptflugrouten zu. Auch rücken durch Ignorieren von Restriktionsbereichen die einzelnen Windparks immer dichter an die Brut- und Nahrungsgebiete he­ran. Zusätzlich zeigt sich, dass die empfohlene Dauer des Bestandsschutzes für nicht benutzte Nester(zwei bzw. fünf Jahre nach letzter Nutzung) nicht ausrei­chend ist. Inzwischen ist belegt, dass auch nach größeren Zeitspannen von bis zu 11 Jahren Wieder­besetzungen von Nestern erfolgen. Zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass unsachgemäß durchgeführte und falsch interpretierte Ergebnisse naturschutz­fachlicher Untersuchungen bei der Planung von Windparks ebenfalls als negative Faktoren im Zu­sammenhang mit Windkraft zu betrachten sind. Forstliche Störfaktoren sind vor allem die Brennholzwerbung durch Waldbesitzer und Selbst­werber bis weit in den Monat April hinein. Zwei­mal konnte im UZ als Ursache für das Verlassen des Brutplatzes teils illegale Brennholzwerbung nachgewiesen werden. Aber auch legitime wirt­schaftliche Nutzungsmaßnahmen, die bis an die unmittelbare 300m-Horstschutzzonen heranreichen, wurden beobachtet. Diese wirken sich ebenfalls ne­gativ auf störungsempfindliche Großvogelarten aus. Der forstliche Wegebau hat oftmals sekundär nega­tive Auswirkungen durch bessere Befahrbarkeit und damit verbundene verstärkte Frequentierung von Waldgebieten vor allem durch Dritte. Das Thema Brutplatzstörungen durch jagdliche Aktivitäten ist nach wie vor aktuell. Vor allem die intensive Unterhaltung von Kirrungen und Fütte­rungen führen zu massiven Beunruhigungen gera­de bei der Ankunft der Störche und zu Beginn der Brutphase im März/April. Auch die nach wie vor in der Region verbreitete Suche nach Abwurfstangen von Rotwild führt in der Nestbesetzungsphase zu Störungen im unmittelbaren Nestumfeld. Als Gefährdung der Brutplätze durch Prädato­ren treten vor allem Waschbär und teilweise Baum­marder in Erscheinung. Für Brutaufgaben im UZ ist zweimal der Waschbär als Ursache wahrscheinlich. Das Problem Waschbär hat sich in den letzten Jahren potenziert. Weiterhin kommt als natürlicher Gegen­spieler der Seeadler als Ursache für dasVerlassen von Brutgebieten in Frage. So kann davon ausgegangen werden, dass mit Erscheinen eines zweiten Seeadler­paares im BG III der Schwarzstorch sein dortiges Re­vier aufgegeben hat. Hier genügt offensichtlich das Vorhandensein der Seeadler, um den Brutplatz auf­zugeben. Ein Meidungsradius von mindestens 1.000 m