Heft 
Band 23
Seite
121
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Otis 23(2016): 121 – 129 Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg Torsten Langgemach, Torsten Ryslavy und Tobias Dürr Am 18. Dezember 2015 wurden im Grenzbereich der Europäischen Vogelschutzgebiete(EU-SPA)Havel­ländisches Luch undRhin-Havel-Luch zahlrei­che tote Kraniche an einer 220-kV-Leitung gefunden, dazu einige Schwäne. Nachdem die In­formation erst im Januar 2016 zur Vogelschutzwarte durchgesickert war, erfolgte eine Quantifizierung der mittlerweile weitgehend durch Aasfresser verwerte­ten Reste durch die Mitarbeiter. Das Auszählen von Flügelknochen und Beinen ergab eine Zahl von min­destens 111 Individuen. Die zusätzlich zusammen­getragenen Indizien sprachen sehr dafür, dass die Kraniche an einer ca. 350 m südlich gelegenen Senke, die zeitweilig bis zu 300–400 Kranichen als Schlaf­platz diente, gestört wurden und bei Nacht oder in der Dämmerung mit der Leitung kollidierten. Zudem herrschte im Zeitraum der Kollision Nebel. Es hätten auch vierzig Großtrappen sein können! Speziell zum Schutz der Großtrappen hatte der Be­treiber50 Hertz die Leitung sogar schon markiert, sodass die Erdseile, die über den Leitungen ange­bracht sind, optisch besser erkannt werden: 2011 im Ostteil des EU-SPAHavelländisches Luch, also auch am Fundplatz der Kraniche, mit roten Spira­len und 2013 im Westteil mit den kontrastreicheren schwarz-weißen Doppelspiralen(vgl. Otis 20: 94–95 inkl. Foto). Da die Leitung zwei Erdseile hat, sind die Spiralen versetzt im Abstand von 50 m installiert, so­dass sich in der Summe ein Abstand von 25 m ergibt. Abb. 1 zeigt allerdings, dass die Spiralen selbst unter guten Sichtbedingungen nicht sehr auffallend sind, was auch für die schwarz-weißen Doppelspiralen zutrifft. Abb. 1: Fliegende Kraniche über der mit roten Spiralen markierten 220-kV-Leitung im Oktober 2012 hier erfolgte 2015 die beschriebene Massenkollision. Foto: F. Resch. Fig. 1: Cranes flying above the 220 kV power line with red spiral markers in this area 111 cranes collided in December 2015.