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(1917) 26
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11 Mielke

Vaterland einen tieferen Inhalt erhalten, heute wissen wir die norddeutsche Tiefebene mit gleichem Maßstabe zu messen. Geschichtliche und wirtschaft­liche Vorgänge haben weiterhin dazu beigetragen, das Heimatgefühl von dem Heimatorte auf größere Gebiete auszuweiten wie vor sieben Jahrhunderten, als Flamänder, Franken, Sachsen und Thüringer in gemeinsamer Abwehr sich politisch Märker nannten. Mit berechtigtem Stolze sehen wir auf das, was unsere Vorfahren aus dem Lande gemacht haben; wir verstehen aber auch das Empfinden jedes anderen, der mit gleicher Liebe auf seine thürin­gische, hannoversche, pommersche oder mecklenburgische Heimat »seist. Und wenn wir im Hinblick auf die Kulturarbeit jener Länder die Gewißheit haben, daß innerhalb ähnlicher Verhältnisse sich auch gleichartige soziale und wirtschaftliche Zustände gebildet haben, dann fühlen wir das Gemeinsame heraus, das uns ihnen nahebringt, das uns sagt, wie auch jenseits der Grenzen des roten Adlers aus der Tiefe der Vergangenheit heraus über die Brücke der Heimatkunde das Heimatgefühl hcrauswächst, das die gemeinsame Arbeit für das größere deutsche Vaterland erstrebt.

Unstreitig ist das Fleimatgefühl in allen deutschen Gauen erstarkt. Die Wissenschaft hat in Mecklenburg, in Schwaben, in Bayern und in anderen Gebieten die Ortsgeschichte, die Stammes- und die Landeskunde gefördert und weiten Kreisen vermittelt. Sie hat gezeigt, wie überall, wo die deutsche Zunge klingt, aus den örtlichen Verhältnissen und Entwicklungen heraus sich das besondere Deutsche verdichtet und in die Gegenwart hineinwebt. Gewiß ist dabei die Liebe und das Verständnis zum Stamme vertieft, gewiß wird aber daraus auch die Zukunft geboren, die das große Alldeutsche hervorwurzel n sieht aus den kleineren Gebieten, aus dem Stamme und aus dem Heimatort. Und wenn wir es jetzt erleben, daß unsere unvergleichlichen Truppen Schulter an Schulter stehen, in schwerem Kampfe den Feind abwehren und in heißer Liebe das gemeinsame Vaterland verteidigen, dann haben wir die Ziele dieser Heimat- und Landeskunde im schönsten Lichte vor Augen. Vor den großen Einigungskämpfen, die von Alsen über Wörth und Sedan zu den Schlachten an der Somme und bei Skagerrak führten, konnte der Bayer W. H. Riehl, einer der besten Kenner unseres Volkes, der vielleicht am tiefsten die Stammesart ergründet hat, noch schreiben, daß den meisten die Dinge erbau­lich sind, die sie nicht verstehen. Wir wissen es heute besser, daß ----- je tiefer wir in die Schächte des Volkstums wissenschaftlich hinabsteigen wir um so begeisterter für unser Vaterland zusammenstehen.

Noch ein anderes haben wir durch die Erkundung der Heimat erfahren. Das deutsche Volk war einst ein Ebenenvolk, das sich in seinen Anschauungen nicht unwesentlich gewandelt hat, seit es in den Bergen teilweise eine andere geographische Grundlage seines Daseins gefunden hat. Nicht ohne völkische Anteilnahme kann man die Ereignisse verfolgen, die in ihrer fast gesetz­mäßigen Gebundenheit ein nachdenksames Gesetz des Völkerlebens und weiter-