Issue 
(1917) 26
Page
15
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

Von der Heimat zum Vaterland.

15

Nach fünfundzwanzigjähriger Tätigkeit blicken wir mit Genugtuung Zurück auf unsere Arbeit, die uns die Größe der unser noch: harrenden Aufgaben zeigt. Aber wir haben auch das stolze Gefühl, für eine Heimat zu wirken, die unbeschadet der Verdienste anderer Gebiete Großes in Deutschland geschaffen hat. Wir nennen uns mit Stolz Brandenburger; wir wissen, daß das, was unser Land und seine Bevölkerung geleistet haben, in letzter Linie dem deutschen Vaterlande zugeflossen ist. Wir sind der Ueberzeugung, daß auch in Zukunft die wissenschaftliche Erforschung der Mark Beiträge zur Kunde und Förderung unseres ganzen Volkes bedeutet. Man sagt, daß die Wissenschaft international sei. Das ist richtig insofern, als sie allen Völkern offensteht. Mögen diese ihre Schlüsse und Handlungen mit demselben Stolze aus der Erforschung ihrer Heimatländer ziehen, dann werden sie auch anders als in der Gegenwart imstande sein, unser Land und unser Volk gerecht zu beurteilen. Aber die Wissenschaft sollte auch darin international sein, daß ihre Ergebnisse nicht Sondergut ein­zelner Fachkreise, sondern Gemeingut der Menscheit bleiben. Wir pflegen die Wissenschaft nicht um ihrer selbst willen, sondern um mit ihr die Kultur, die Menschheit und den Einzelnen in sinn­licher und sittlicher Hinsicht zu fördern. Je tiefer dieser seine Ent­wicklung übersieht, je größer sein Einblick in die Beziehungen ist, die ihn mit der Natur, mit der Heimat, mit den Volksgenossen und der Mensch­heit verbinden, um so größer wird die Achtung sein, die er anderen und der Vergangenheit entgegenbringt. Und diese Vergangenheit war und bleibt die Mutter der Zukunft.

Wir stehen an der Schwelle einer neuen Zeit. Aufgerührt von Grund auf sind die Völker der Erde. Manches, was für die Jahrhunderte gebaut schien, stürzt zusammen. Neue wirtschaftliche, politische und so­ziale Forderungen sind angemeldet. Aber nicht ohne weiteres sind Wünsche und Gedanken durchführbar, sondern sie müssen durch die Natur und durch die Geschichte begründet sein. Darin kann die Heimatkunde wesentlich mitarbeiten, daß sie die Entwicklung in sich festigt und das Maß der Wünsche zügelt durch das Maß des Möglichen, des Natürlichen und des Geschichtlichen. In der richtig erkannten Heimatkunde ist dies vereinigt, weil sie viele Wissenschaften zusammenfaßt und nur im Zusammenarbeiten Erkenntnisse zeitigt. Ich verkenne keineswegs die Verdienste der speziali­sierten Wissenschaft, die auf ihrem Wege uns außerordentlich gefördert hat, aber die Heimatkunde wird, da sie zeitlich und räumlich in engster Beziehung zum Individuum steht, in ihrer Forschung diese höhere Einheit besonders betätigen können. Eine Forderung auf allgemeine Programmnutzung läßt sich freilich nicht erheben, nur der Wunsch aussprechen, daß sie auch weiterhin möglichst viele Teilgebiete in echt wissenschaftlicher Forscherarbeit ver­einigen möge. |