Issue 
(1917) 26
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itudolf Schmidt.

ängstlich mit lauter Stimme, hörte es auch bald darauf mit dumpfer Stimme bald hier und bald da antworten, aber wenn sie hinkam an den Ort, woher die Stimme erschollen war, so fand sie ihre Tochter nicht. Ganz betrübt ging sie nun nach Hause, um die Nachbarsleute aufzubieten, daß sie ihr Kind suchen hülfen, und die gingen auch mit in den Wald, hörten, als sie das Kind bei Namen riefen, ebenfalls seine antwortende Stimme, konnten es aber gleichfalls nicht finden. So suchte man zwei Tage lang, und kam endlich auch an eine moorige Stelle in der Gegend des Teufelssees, wo man das Mädchen halb im Moor stecken fand; zu aller Verwunderung war es frisch und gesund, und erzählte, wie alle Tage um Mittag ein freundlicher alter Mann aus dem Sec gekommen sei, der ihr schönes Essen gebracht, wie sie nie zuvor 'gegessen habe. Darauf ging sie nun mit der Mutter nach Hause, wurde aber bald krank, denn sie sehnte sich immer wieder zurück nach dem See und dem Manne, der ihr so schönes Essen gebracht. Wenige Tage nur lebte sie noch; der Wassermann hatte es ihr angetan. i A . .

1 Kreis Teltow.

52. Die verzauberte Prinzessin im Teufelssee.

Tief unten auf dem Grunde des kleinen Teufelssees am Fuße der Müg- gelbergo lebt eine schöne Prinzessin in ihrem verzauberten Schloß, die schon fnanchem Sonntagskinde erschienen, aber noch von niemand aus dem Zauber­banne erlöst worden ist. Nicht nur in stiller Mondscheinnacht, sondern auch in sonnigheller Mittagsstunde erscheint sie am Ufer des Sees und setzt sich auf einen Baumstamm, um ihr goldblondes Haar zu ordnen. Nähern sich ihr verirrte Kinder, dann spricht sie ihnen trostreich Mut zu, nimmt sie mit hinab in ihr Schloß und entläßt sie reich beschenkt mit Gold und Edelsteinen. Und weil er nach den Schätzen im verzauberten Schloß gierig Verlangen trug, hat auch mancher Fischer sich verleiten lassen, der Prinzessin nachzustellen und sie um ihrer Schönheit und ihres Reichtums willen aus ihrem Geisterspuk zu befreien. Ist einmal ein Fischer aus Cöpenick gekommen, von denselben Wünschen beseelt. Der hatte von einer ganz besonderen Zauberformel ge­träumt, durch die die Erlösung der Prinzessin erfolgen sollte. Danach sollte er die Schöne nach Cöpenick und dort dreimal um die Stadtkirche tragen. Das führte er denn auch aus, und die Sache schien ihm garnicht schwer, da er das holdselige Geschöpf auf seinem Rücken kaum verspürte. Nur als er sich der Stadt näherte, wurde seine Bürde immer schwerer. Bei dem ersten Umzug um die Kirche erschien plötzlich vor seinen Augen allerlei giftiges Gewürm, das ihn am Weitergehen hindern wollte. Er aber schritt mutig weiter. Plötz­lich schien die ganze Stadt in Flammen zu stehen, er blickte, was er nicht durfte, nach hinten, und im gleichen Augenblicke war alles wie weggeblasen, der Fischer aber lag, von einem heftigen Schlage betäubt, am Boden. Oft soll