Issue 
(1917) 26
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Rudolf Schmidt.

bald scheint es, als schlage ein großer Fisch auf, und doch ist keiner zu sehen, bald als ob man einen Menschen höre, oft lacht es auch ordentlich im Wasser, oder cs läßt sich ein heller Schimmer darin sehen, und das sind die Nixen, die da umherschwimmen. Einige erzählen auch, daß diese zuweilen singend neben der Fähre einherziehen, aber dann ertrinkt auch in ganz kurzer Zeit jemand. Kreis Westprignitz.

56. Das Grab am Spring.

Als die Menschen ihre Wohnstätten noch sparsamer ausbreiteten, trieben die Geister der alten Zeit im Waldgebüsch längs des Wassers nach Men­schenart ihr Wesen.

Heftige Liebe zur schönen Nixe vom Spring empfand der sturmfrohe Herrscher vom Schwielovvsee. Diese aber fürchtete den Ungestümen. Herrsch­süchtig veranlagt, wünschte sic einen Schwächeren für sich zu haben. Sie erkor sich einen Ritter des Menschengeschlechts, der einmal bei Vollmond- schcin übers Wasser zu ihr gekommen war. In Vollmondnächten nämlich können die Geister Menschengestalt annehmen.

Drob zürnte der Schwielowherr sehr. Aber da seine Macht nur bis zur Strömungsenge vor Caputh reichte, konnte er dem Verhaßten kein Leid antun.

Da gab es eines Tages Fehde unter den Menschen im Havelland. Jener Ritter aus Potsdam mußte als fürstlicher Reiter nach Kloster Lehnin. Vor Hieb und Stich war er gesichert durch einen Zauberschuppenpanzer, den ihm die liebende Nixe verliehen. Doch wie er in nächster Vollmondnacht aus dem Fürstenlager heimlich um den Schwielowsee herum zum Schäferstündchen schleichen wollte: wehe, mit einem Male gabs einen Ruck, der lauernde Nix hockte ihm auf er versank, erstickte im Ried. Sturmwellen trieben späten den Erblaßten hinter Templin ins Springgelände.

Die arme Nixe, in Schmerz aufgelöst, sank tief, immer tiefer in sich zusammen. Und so bildete der hell sprudelnde Spring sich um in den schlam­migen Schlangenpfuhl, neben dem in flacher Wölbung das Grab des Ritters lag, von dumpfem Unkenklageruf umtönt.

Wer abends da vorübergeht, dem werden die Hacken lang, schnell eilt er fort aus der dort in Nebelgrau wallenden Totenluft.

Kreis Zauch-Belzig.

57. Der Entenfängersee bei Werder.

Oft sieht man an heiteren Abenden über diesem verborgenen Orte ein kleines Wölkchen schweben, welches langsam bis auf die Wasserfläche herab­sinkt und sich wie ein weißer Nebel in flockigen Streifen über die benach­barten Wiesen verbreitet.Der Fuchs badet sich, sagt dann der Landmann, und verkündet gutes Witter für den folgenden Tag. Aber die Alten, weicht?