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Chr. Voigt,
schule,*) der, Erweiterungsbestrebungen der Hoch- und Untergrundbahn zum Opfer fallen.**)
Damit wird die, zahlreiche ältere Bauten aufweisende Klosterstraße ein charakteristisches Merkmal von monumentaler Wirkung embüßen; zugleich aber erhalten die m unseren Tagen oft vernommenen Klagen über mangelndes Entgegenkommen der Behörden gegenüber den Forderungen der Heimatkunde neue Nahrung.
Das Gebäude selber tritt uns in stattlicher Front entgegen in barocken Formen mit drei Stockwerken und gebrochenem Mansardendach; seine jetzige Gestalt hat es kurz vor 1706 unter König Friedrich I. erhalten. Das zierliche Portal am Durchgänge zeigt ein Kissen mit Königskrone aus Sandstein. Die Fenster des ersten Stocks weisen an dieser Seite über dem Sturz antike Waffen und Trophäen auf. Die schönen Kastengitter an den Fenstern des Erdgeschosses (16 an der Klosterstraße und 1 am Durchgang), deren Technik und Stilisierung sie anscheinend einer früheren Periode zuweist, verraten uns, daß wir es mit einem Bau von Bedeutung zu tun haben. Der von der Ueberlieferung wohl mit Unrecht als Geburtszimmer des Großen Kurfürsten bezeichnete Raum im Erdgeschoß, der heute als Küche verwendet wird, um! ein Nebenraum, in dem noch ein in den Flur sich hinüberziehendes! Kreuzgewölbe mit Rippen erhalten ist, dienen heut Pförtnerzwecken; an der Decke der Küche sehen wir das aus alter Zeit stammende kurfürstliche Wappen in Stuckrelief. Bemerkenswert sind im Flur des Erdgeschosses noch eine eisenbeschlagene Tür und eine Fenstervergitterung, beide von ausgezeichneter Schmiedearbeit. In den oberen Räumen, zu denen eine schön gearbeitete eichene Holztreppe mit Pfeilern im Schmuck von geschnitzten Blumen und Laubgewinden emporführt, bemerken wir ebenfalls hervorragende Stuckornamente von gefälliger Form mit Blattmustern und edel stilisierten Frauenfiguren von eigenartiger Schönheit. Es wäre eine Pflicht der
*) Der schöne Bau stammt von Gropius, der ihr erster Direktor war und dem wir auch das Kunstgewerbemuseum verdanken.
**) Wie die „Voss. Ztg.“ unterm 24. Juni 1917 schreibt, hat die Hochbahngesellschaft die beiden fiskalischen Grundstücke Klosterstraße 75 (Rauchmuseum, und 76 (Lagerhaus) erwerben müssen, weil sie beim Bau der Untergrundbahn Spittelmarkt—Alexanderplatz unterfahren werden mußten. Die Gesellschaft hat nun beim Berliner Magistrat zur besseren Ausnutzung beider Grundstücke die Durchlegung der Grunerstraße von der Neuen Friedrichstraße nach der Klosterstraße beantragt. Der Magistrat hat schon zugestimmt und die Stadtverordneten-Versammlung ersucht, ihrerseits diese Durchlegung nach den beigefügten Plänen zu genehmigen. Nach den von Professor Grenander und dem Architekten Baumgarten ausgearbeiteten Plänen erhält der Eingang vorn an der Grunerstraße einen großen Bogen, überbaut von einem Turm oder Gebäudeteilen, die sich den unmittelbar anschließenden großen Geschäftshäusern angliedern. Das Tor gewährt einen reizvollen Durchblick nach dem Amtsgericht nnd wird sich der Umgehung der Klosterstraße mit den* Granen Kloster nnd einderep aus Alt-Berlin stammenden Gebäuden anpassep,