Das Lagerhaus zu Berlin.
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Pietät, die schönen Stuckdecken in den oberen Räumen, wie z. B. im Sitzungssaal der Rentenbank, und das Kurbrandenburgische Wappen im Erdgeschoß vor dem Untergange zu retten dadurch, daß sie ebenso wie die z. Zt. in der' Vorhalle des Geh. Staatsarchivs eingemauerten alten eisernen Ofenplatten in einen anderen staatlichen oder städtischen Neubau übergeführt werden. Wir möchten dem Herrn Konservator der Kunstdenkmäler im Unterrichtsministerium hiermit die Sorge für die Erhaltung dieser edlen Zeugen verflossener Innendekoration warm ans Herz legen. Zunächst ist der Deckenschmuck wenigstens photographisch von der Kgl. Meßbildanstalt festgehalten. Von malerischer Wirkung ist auch der Hofraum mit den Mansarden und rund- hogigen Fenstern; hier werden wir Reliefe vom Bildhauer Rauch gewahr, auf die später zurückzukommen sein wird.
Das mangelnde Interesse an der Erhaltung des Lagerhauses beschränkt sich nicht auf unsere Tage; schon in früheren Zeiten machte sich eine bauliche Vernachlässigung bemerkbar. Eingefallene Deckengewölbe wurden durch gerade Decken ersetzt, vielfach wurden Zwischenwände gezogen und dadurch die einheitliche Raumverteilung gestört, zum Schaden der Stileinheit.*)
Die Geschichte des Lagerhauses oder, wie es ehedem hieß, des „Hohen Hauses“, — weil es über die umgebenden Gebäude hinwegragte — weiß uns gar mancherlei aus Berlins Vorgeschichte zu vermelden. Gegenüber dem „Alten Hof“, jetzt Klosterstraße 32-36, der den zu Tangermünde residierenden Markgrafen als Absteigequartier diente, ward aus dem Bedürfnis nach einer bis dahin fehlenden festen Fürstenresidenz heraus das „Hohe Haus“ errichtet. Genaues über die Gründungszeit läßt sich bei dem gänzlichen Mangel an bezüglichen Nachrichten nicht angeben. Reicht der „Alte Hof“ anscheinend schon in die Gründungszeit der Stadt zurück, so können; wir das „Hohe Haus“ wohl in die letzte Zeit der Anhaltiner, Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts verlegen, als Berlin schon angefangen hatte, politischer Mittelpunkt der Mark zu werden. Nicht mit Unrecht wird man — nach Fidicin annehmen können, daß angesichts der nahen Beziehungen zum Franziskaner-(Grauen)Kloster der Bau von den bayrischen Fürsten oder aber von Kaiser Karl IV. und seinen Nachfolgern ausgeführt wurde, wenn auch Jene mit steter Geldnot und um die eigene Existenz kämpften, während Karl für Berlin wenig übrig hatte. I. J. 1348 weilte der Falsche Waldemar vom 20. 23. September im Hohen Hause.
*) Ein Herr v. Kleist äußert sieh 1882 in diesem Sinne im „Bär“ (S. 483); er führt als wesentlichstes heut durch den Lauf der Dinge belanglos gewordenes Argument für die Erhaltung des Gebäudes an, „es würde sich viel besser zum Hohen- zollern-Museum eignen als Schloß Monbijou.“
Wenn auch über diesen Vorschlag die Zeitereignisse sich hinweggesetzt haben, so daß er sich nachträglicher Erörterung entzieht, so ist dennoch dies Aufgeben von Platz und Gebäude seitens des Fiskus insofern nicht recht zu verstehen, als doch für alle da untergebrachten Behörde?) anderweit. Unterkunft beschafft werden muß.