dem „Hohen Hause“ statt, wozu die Klosterstraße ja Raum genug hot; 1698 wurden sie nach dem Molkenmarkt verlegt.*)
Der Nachfolger auf dem Thron, König Friedrich I., gibt, nachdem er ein daneben liegendes Waisenhaus mit ihm vereinigt hat, dem Gebäude durch Umbau seine heutige Gestalt und errichtet 1705 dann zur Erziehung junger Edelleute und zu ihrer Ausbildung als Pagen eine Ritterakademie; sie geht aber schon 1712 aus Mangel an Mitteln wieder ein, und unter dem damaligen Geheimral und späteren Staatsminister von Kraut wird unser Haus den Zwecken der vom König Friedrich Wilhelm I. ins Leben gerufenen Woll- und Tuchmanufaktur für Militärtuche überv lesen. Aus dieser Zeit schreibt sich die heut gebräuchliche Benennung „Lagerhaus“ her; denn von hier wurde den Tuch- und Zeugmachern die Wolle geliefert und die verfertigte Ware wieder gelagert. Seine bauliche Durchführung macht es für seine neue Bestimmung geeignet, wie es überhaupt als eine hervorragende Anlage für Fabrikation und Lagerung gemäß damaligen Ansprüchen gelten kann. Hier entstanden jene groben Tuche, die im 18. Jahrhundert zu den Uniformen verwendet wurden, wie noch heut aus im Zeughaus erhaltenen Uniformen hervorgeht. Nach Krauts Tode 1723 treten dessen Erben das Anwesen an das Potsdamer Waisenhaus ab und ein ausgedehntes Wollgeschäft wird in seinen ehedem höfischer Prachtentfaltung bestimmten Räumen betrieben.
Ein Teil der ehemaligen Klostergebäude nebenan war unter dem Großen Kurfürsten zum Provianthausc eingerichtet worden. Dies brannte 1712 ab, ward 1716 neu gebaut und zum Lagerhaus geschlagen.
Auch Friedrich der Große bringt, wie nachstehender Brief an den Oberst v. Retzow bezeugt, der Förderung der heimischen Tuchindustrie großes Interesse entgegen.
Mein lieber Obrister von Retzow!
Da bekanntermaßen Meine Intention dahin gehet, daß in denen gesummten Provintzen Meiner Lande, keine auswärtigen Tücher zur innerlichen Con- sumtion eingebracht und passieret werden sollen. Ich aber vermuthen muß, daß das Bcrlinsche Lagerhaus nicht im stände sey überall die Quantitaet von feinen Tüchern, so zur innerlichen Consumtion erfordert wird, fourniren zu( können, und mann dahero noch nachsehen müssen, daß verschiedene Sorten von ausländischen Tüchern, noch mit zum einländischen Gebrauch passiven müßten; Als will Ich, daß Ihr Mir einen zuverlässigen Bericht pfhehtmäßig erstatten sollet, ob auch gedachtes Lagerhaus würklich im stände ist, die völlige Quantitaet derer feineren Tücher, so jährlich im Lande consumiret werden, zu fournieren, und ob auf den Fall, daß solches nicht geschehen kann, es
*) Erste Sammlung derer Berlinischen Merk- und Denkwürdigkeiten von Jae. Schmidt, S. it-t.