Klein-Machnow. 38
Dieser v. Hacke steht aber in keiner Beziehung zu den v. Hakes, die hier seit fünf Jahrhunderten ansässig sind. Wohl aber gehört zu diesem Geschlecht der Träger einer vielbesprochenen Sage: Hans v. Hake, gewöhnlich Hake v. Stülpe genannt. Von ihm wird erzählt, daß er auf der Golmheide zwischen Jüterbog und Trebbin den Ablaßkrämer Tetzel überfiel. Indem er ihm höhnisch vorhielt, den Ablaßzettel für erst noch zu begehende Sünden gestern von ihm gekauft zu haben, nahm er ihm die ganze Barschaft ab und rollte den Kasten bergab in den Schnee. Dieser Kasten soll mit dem identisch sein, der sich bis auf den heutigen Tag in der Nikolaikirche von Jüterbog befindet. Vielfach ist auch der Glaube verbreitet, er sei im Märkischen Museum. Im „Wärwolf“ von Willibald Alexis ist die Erzählung in dem grandiosen Schlußkapitel des ersten Buches dichterisch verwertet. Prachtvoll ist die nächtliche Szene in der Bauernhütte herausgearbeitet, bei der dem Tetzel wie dem Leser nicht klar wird, ob der Ochsenhändler Kaatsch, für den sich Hans v. Hake ausgab, jener oder nicht vielmehr der Teufel sei. Daß es Hake v. Stülpe ist, erfahren wir erst ganz zuletzt. Die dann folgende nächtliche Fahrt ir. der stürmischen Winternacht, bei der der Raub ausgeführt wird, ist von der packendsten Wucht. Wir wissen jetzt, daß die Erzählung unhistorisch ist. Einer unserer gelehrtesten Forscher, Johannes Bolte, wies vor 30 Jahren nach, daß derselbe Vorgang, natürlich mit anderen Namen, schon im 15. Jahrhundert in der italienischen Erzählungshteratur vorkommt. Daß derartige Geschehnisse von Volk zu Volk wandern und auf immer andere Personen übertragen werden, ist längst beobachtet. Der Glaube an die Wahrheit der Erzählung wird schon dadurch erschüttert, daß der Schauplatz des Vorganges in die verschiedensten Gegenden Norddeutschlands verlegt wird. Daß die Uebertragung auf Hans von Hake sekundärer Natur und geschichtlich unmöglich ist, ergibt sich daraus, daß die Hakes erst 1537 in den Besjtz von Stülpe kamen, während Tetzel im Jahre 1519 gestorben ist. Und was den Kasten im Märkischen Museum betrifft, so gehört er nach seiner Struktur erst dem 17. Jahrhundert an.
Wenn auch die Hakes seit fast fünf Jahrhunderten in Kl. Machnow ansässig sind, so waren sie dennoch nicht die ersten Besitzer der Ortschaft. Klein-Machnow wurde im Beginn des 13. Jahrhunderts von deutschen Kolonisten angelegt und mit 48 Hufen ausgestattet. Aus der damaligen Zeit stammt die wenige Schritte von hier entfernte Kirche von Stahnsdorf, ein gut erhaltene." spätromanischer Granitquaderbau. Als die ersten Besitzer werden die Familien v. Quast und Löwenberg genannt. Auch ein Berliner Bürger, der markgräfliche Münzmeister Thilo Brügge, besaß in dem Dorfe Gerechtsame, die ihm 1357 von einem Herrn v. Quast abgekauft wurden.
Im Beginn des 15. Jahrhunderts setzten sich die Herren v. Hake in Klein-Me.chnow fest, wo sie sich, wie gesagt, noch heute behaupten. Der Teltower Zweig der Familie starb freilich 1743 aus und wurde durch ein
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