Klein Machnow.
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Im siebzehnten Jahrhundert stellten die Hakes dem ruhmreichen bran- denburgischen Heere viele Offiziere. Auf einer Gedenktafel in der Dorfkirche sind allein vier verzeichnet, .die in den Türkenkriegen des 17. Jahr-' hunderts fielen. Ein Denkmal ist zu Ehren eines bei Höchstädt auf den Tod verwundeten Gliedes der Familie gesetzt.
In diese erste Periode fallen vier Bauten: das alte Schloß mit dem alten 1 urm. Das Schloß ist nicht, wie man oft sagen hört, mittelalterlichen Urspiungs, sondern ist unverkennbar, vielleicht unter Benutzung eines älteren Baues, gegen Ende des 16. Jahrhunderts errichtet, vermutlich gleichzeitig mit der Erneuerung der Kirche, die, wie eine Inschrift besagt, 1597 von Casparus Jacke, Maurermeister zu Potsdam, ausgeführt worden ist. Auch das Sandsteinportal an der Auffahrt zum Herrenhaus, von dem noch die Rede sein wird, gehört in diese Zeit. Mit den Quitzows hat dieses Schloß nichts zu tun.
In der zweiten Periode erhielt Klein-Machnow hinsichtlich der Einwohnerschaft einen änderen Charakter. Saßen früher hier neben der adeligen Familie Bauern und Kossäten, so werden statt dieser, die, wie wir sahen, verschwunden waren, nun Tagelöhner, sogen. Einlieger angesiedelt. Um 1800 gab es hier auf 20 Feuerstellen 148 Einwohner, deren Leistungen an staatlichen Steuern allerdings sehr gering waren. Insgesamt ergaben sie nicht mehr als 45 Taler jährlich! In diese zweite Periode fällt der Bau des Herrenhauses, das im gefälligen Empirestil im Jahre 1802 von David Gilly, dem Vater Friedrichs, des jung verstorbenen Freundes und Lehrers Schinkels, errichtet ist. Nach der Gartenseite schmückt es ein halbkreisförmiger von hohen ionischen Säulen getragener Vorbau. Das Innere, das uns leider nicht zugänglich ist, zeigt noch vielfach die alte Ausstattung, besonders schöne Tapeten mit klassizistischen Malereien.
In dieser zweiten Periode erhielt das Dorf seinen oft gerühmten, landschaftlich so reizvollen Charakter, so daß es ein vielbenutztes Ziel unserer Maler wurde. Die alte ehemalige Bezeichnung „Machenow auf dem Sande“ wurde hinfällig, seitdem ungeachtet des ungünstigen Bodens prächtige Garten- anlagen entstanden. Eine mit herrlichen Kastanien umsäumte Dorfstraßc im Verein mit der kleinen versumpften Bäke und dem stillgewordenen Mühlrade, dessen Speichen mit Moos und grünem Kraut bedeckt waren, dessen Eisen von Rost zerfressen war, schufen ein Idyll, wie man es so nahe von 1 Berlin für unmöglich hielt. Ich erinnere mich, als ich anfangs der achtziger! Jahre des vorigen Jahrhunderts zum ersten Male herkam, einen seine Herden weidenden Schäfer angetroffen zu haben, der Strümpfe strickte. Das stimmte zu dem weltverlorenen stillen Winkel.
Dieser romantischen Traulichkeit hat die dritte Periode ein Ende gemacht. Die Umwandlung wurde vor fast 20 Jahren damit eingeleitet, daß zur Erleichterung des Landverkehrs im Jahre 1898 eine Chaussee nach
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