Heft 
(1917) 26
Seite
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Biicherscliaü.

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Zeitci. der Not hervorsprießender, kirchlich-häuslicher Schlichtheit. Wir sehen im Zeitalter Friedrichs des Großen aus den besonderen Berliner Be­dingungen heraus die volkstümliche Oper entstehen, erstarken und siegreich gegen die italienische Oper kämpfen, wir sehen mit der Gründung der Ber­liner Singakademie, in bescheidenerem Maße mit der der Berliner Lieder­tafel und der großen märkischen Sängervereinigung, das deutsche Musik-' leben in einen Wendepunkt eintreten. Wir finden die musikalische Projektion der Berliner Geistesrichtung in der großen Zahl und Bedeutung theoretischer Werke, polemischer und erziehender Fachzeitschriften, in der besonderen Be­tonung der praktischen, theoretischen und wissenschaftlichen Ausbildung, und wir stellen in später, aber reicher Blüte einen regen Instrumentenbau fest. So mußte dieMusikgeschichte innerhalb der Landeskunde für den Ver­fasser weniger eine Geschichte des Musikschaffens als eine Geschichte des Musiklebens werden. C. S.

b) Kunstgeschichte

Von Professor R. Mielke.

Die Kunstgeschichte Brandenburgs ist keineswegs einheitlich. Dazu bringen die Stammesverhältnisse, die Anschauungen der einzelnen, wirtschaft­lich in Frage kommenden Stände sowie die geographischen Verschiedenheiten der Landgebiete zuviel Besonderheiten mit. Man braucht nur das nieder­deutsch gefärbte Kunstbild im Norden mit dem sächsisch beeinflußten des Südens gegeneinander zu halten, um die abweichende Richtung zu ersehen. Nur zögernd bahnt sich seit dem Anfänge des 18. Jahrhunderts eine Ein­heitlichkeit an, die von den Hohenzollern bestimmt wurde, die aber vielfach, auf Berlin und andere Residenzstädte beschränkt blieb. Unter diesen Ver-, hältnissen habe ich davon aösehen müssen, die kunstgeschichtlich bedeut­samsten Werke allein zu betrachten oder die Entwicklung auf Grund der erhaltenen Kunstwerke zu zeichnen. Bei einer Geschichte der Kunst handelt es sich ja nicht um ästhetischeWürdigung allein, sondern um eine fortlaufende Entwicklung der künstlerischen Gedanken. Soweit darüber Veröffentlichungen vorliegen, sind sie benutzt. In vielen Fällen war ich auf eigene Beobacht tungen angewiesen, die ich seit mehr als 25 Jahren auf vielfachen Wande­rungen gemacht habe, und die zu einer märkischen Kunsttopographie her- ausgewachsen wären, wenn nicht das neue, von der Provinz herausgegebenc Kunstinventar diese Arbeit gründlicher und mit bedeutenden Mitteln unter­nommen hätte. Weisen also die allgemeinen Verhältnisse in Brandenburg auf eine besondere Stellung der Kunst, dann nehme ich in Anspruch, auch irj der Beurteilung des Künstlerischen meine eigenen Wege gegangen zu sein, die zwar gute Vorarbeiten nicht unberücksichtigt lassen, indessen auch viel­fach zu einer abweichenden Kritik geführt haben. Da es sich ferner um brandenburgische Kunstgeschichte handelt, so sind namentlich im 19. Jahr­hundert die in Berlin zusammenströmenden Künstler nur soweit berück-: sichtigt, wie sie einen größeren Einfluß auf die Entwicklung äußerten. Daraus ergibt sich eine verhältnismäßig knappe Behandlung der Malerei, die nur wenige Künstler von bodenständigem Charakter zeigt. R. M.