Heft 
(1917) 26
Seite
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Ermt Friedei f.

Nachruf widmet:Der ist in tiefster Seele treu, wer die Heimat liebt wie Du." Wie er in selbstloser Gesinnung die reichen Schätze seiner Sammlung der Oeffentlichkeit schenkte und so den Grundstein legte zu dem Werk, das seinen Namen für alle Zeiten mit unsrer Stadt verbindet, dem Märkischen Museum, so ist er mit liebevollem Herzen den Bedürfnissen und Nöten des armen Großstadtvolkes nachgegangen. Seiner Anregung sind die Verbesserungen der Volksbadeanstalten, die Vermehrung der Volksbibliotheken zu danken, und wenn heute die Scharen blasser Großstadtkinder und abgehetzter Arbeiter in den wundervollen Anlagen des Viktoriaparkes, des Humboldt­hains und des Schillerparkes sich neue Kraft und Lebensfrische holen, so umschwebt sie segnend der Geist unsers edlen Heimgegangenen, der all diese Stätten mit schaffen half. Bewundernd stehen wir still vor solch überwältigender Schaffenskraft, die uns um so liebenswerter erscheint, als sie geleistet ward mit einer Selbstverständlichkeit und Unaufdringlichkeit, die nur der Sache diente und niemals den Lohn forderte. Und wenn deutsch sein heißt eine Sache um ihrer selbst willen tun, dann ist er der besten Deutschen einer gewesen.

Solch einen edlen Menschen und wahren Jünger der selbstlosen Liebe Jesu erschlossen sich die Herzen aller, die mit ihm in Berührung kamen, die Mitglieder der Vereine, deren Gründer er vielfach war, und die er lange Jahre mit Kraft und Umsicht leitete bis ins höchste Alter, seine Berufsgenossen und Mitarbeiter auf allen Gebieten seines vielgestaltigen Wirkens. Von der Herzensgüte und Reinheit seines Wesens bezwungen, sahen sie in ihm den verehrten vorbildlichen Freund, der Freud und Leid mit ihnen teilte. Und wenn heute in manches Mannes Auge eine Träne zittert, er braucht sich ihrer nicht zu schämen, es sind Perlen in der Krone dankbarer Liebe, die Gott ihm heute auf sein verklärtes Haupt setzt, und die über das Grab hinaus dauert.

ln dieser Liebe finden wir uns heute zusammen und blicken in ehrerbietiger Teilnahme auf die treue Lebensgefährtin und Mitarbeiterin, die ihn auf mühevoller, gesegneter Wanderung 42 Jahre hindurch begleitet und ihr Leben ganz der Fürsorge für ihn geweiht hat. In tiefer Bewegung und doch voll stolzer Trauer gedenkt sie heute des großen reinen Glücks, das der Gatte ihr geboten. Seine Freude war auch die ihrige, Arbeit und Erholung hat sie mit ihm geteilt, gemeinsam haben sie geschaut in die Geheimnisse des Lebens und in die unerschöpflichen Wunderwerke der Gottes­natur. Sein Wesen bleibt ihrer Seele eingeprägt auch über den'Tod hinaus. Und in herzlicher Dankbarkeit ehren heute Tochter und Sohn das Andenken des edlen, treuen Vaters, der bei all seiner gemeinnützigen Tätigkeit und seiner vielseitigen Inanspruch­nahme die Zeit fand, in sorgfältigster Erziehung alles Schlechte, Niedrige und Gemeine von ihnen fernzuhalten und sie zu allem Schönen und Edlen heranzubilden, das seine Seele zierte, und ihnen das Verständnis für die wahren Lebenswerte zu vermitteln. Voll wehmütiger Freude gedenkt der Sohn der Stunden friedlichen Glückes, die der liebe Vater in seinem schönen Heim unter den kleinen Enkelkindern noch im letzten Jahr verbringen durfte, gedenkt die Tochter der Stunden der Weihe, in denen sie der Vater einführte in den Schatz seines Wissens und hineinblicken ließ in die Tiefe seines edlen treuen Herzens. Und durch ihr Leben wird sie der Blick dankbarer Freude begleiten, der auf ihr ruhte, als sie ihm auf sein Krankenbett als letzten Liebesgruß die Frühlingsblumen aus fernem Feindesland brachte.

Der Frühling kommt, das waren seine letzten Worte. Durch harte dunkle Wintermonate ist er in seiner Leidenszeit hindurchgegangen. Beim Verlöschen des Lebenslichtes aber sah er mit hellem Blick das Land ewigen Sonnenscheins, das ihn nun für immer aufnimmt. Die Geheimnisse des Lebens, die wir mit all unserm Forschen niemals ganz enträtseln können, sind ihm nun gelöst, und Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, denen er als treuer Haushalter seine hingehende Arbeit