54
Ernst Friedei +.
Fahre wohl teurer Führer und Freund! Dein leuchtendes Vorbild der Treue zur „Brandenburgia“ wird stets in unsern Herzen fortleben'und Dir ein dankbares, ehrendes und bleibendes Andenken bei uns allen sichern!
Unter Gebet und Segen ward der Sarg der Erde übergeben an der Stelle, die Friedei selbst sich auserwählte, als er im Dienste der Stadt den Friedhof begründete.
Wie bei der kirchlichen Feier am Mittag des 14. März waren auch bei der Beisetzung am Nachmittag Freunde und Verehrer Friedeis, vor allem seine „Brandenburgia“ überaus zahlreich vertreten.
Noch einmal vereinigte sich eine Trauergemeinde zu der
Gedächtnisfeier
in der letzten Versammlung des XXVI. Vereinsjahres am Mittwoch, den 3. April 1918 im Bürgersaal des Berliner Rathauses, die der Erinnerung an unsern unvergeßlichen Friedei gerecht wurde. Seine durchgeistigten Züge zeigten sich da in dem Oelbilde, das die Stadt Berlin anläßlich des 70. Geburtstages dem Märkischen Museum gestiftet hatte.
Hier konnte Herr Dr. Bahrfeldt, der 1. Vorsitzende, den Wünschen und Gefühlen der versammelten Teilnehmer in warmempfundenen, dem alten Freunde geweihten Worten Ausdruck geben:
Hochgeehrte Damen und Herren!
Noch zittern in unsern Herzen Schmerz und Trauer nach um den teuren Entschlafenen, den wir vor wenig Tagen zur letzten Ruhe gebettet haben, unsern unvergeßlichen Ehrenvorsitzenden Geheimrat Friedei. „Ach, sie haben einen guten Mann begraben, und uns war er mehr“, darf ich mit dem Dichter sagen. Ja, uns war er mehr, — war er doch über zweiundeinhalb Jahrzehnte hindurch der treue Sorger, der nie rastende Förderer, die Leuchte auf dem Wege der „Brandenburgia“, die an ihm aufsehen durfte, wie zu einem Vater. Was wir mit ihm verloren — in Worte läßt sich’s schwer kleiden, aber in unserm Innern empfinden wir es Alle, was mit ihm von uns geschieden ist für immer!
Lassen wir zum Gedächtnis des teuren Mannes noch einmal in großen Zügen sein Leben an uns vorüberziehen, ein Leben so reich an Arbeit, aber auch so reich an Erfolgen wie selten eines.
Am 23. Juni 1837 in Berlin als zweiter Sohn des Dr. Carl Friede! geboren, empfing er im elterlichen Hause den ersten Unterricht durch seinen Vater selbst, der an der Stelle des heutigen Bahnhofs Friedrichstraße eine Erziehungsanstalt für junge Leute aus den höheren Ständen ins Leben gerufen hatte. Emst Friedei besuchte danach zuerst die dorotheenstädtische höhere Bürgerschule und dann das damals von Eduard Bonnei geleitete Werdersche Gymnasium, das er schnell durchlief. Das Abiturium bestand er 1856 unter Befreiung von der mündlichen Prüfung und widmete sich danach an der Berliner Universität juristischen und cameralistischen Studien. Im Jahre 1859 wurde er Kammirgerichts-Ausc iltator und 1851 G erichtsas sessor; als solcher arbeitete er am Sti Itge-ichf. NiJilen e. - dm 1859 zin Kreisrichter aufgerückt war, bahnten